- Vollblut bezeichnet einen besonders edlen Pferdetyp, der durch Schnelligkeit, Temperament und eine strenge Zucht gekennzeichnet ist.
- Der Vollblutaraber ist der Stammvater der Vollblüter. Er zählt zu den ältesten Pferderassen weltweit.
- Drei Rassen zählen offiziell zu den reinrassigen Vollblütern: Englisches Vollblut, Anglo-Araber und Vollblutaraber.
Schnell, wendig und edel – diese Merkmale zeichnen das Vollblut aus. Darunter werden ausdauernde Pferderassen verstanden, die vom Araberpferd abstammen. Zu den wichtigsten Rassen zählen das englische Vollblut, der Vollblutaraber sowie der Anglo-Araber. Einen Namen haben sich die Vollblüter besonders auf der Rennbahn und als Distanzpferd gemacht. Aber auch in der Vielseitigkeit geben sie eine hervorragende Figur ab.
Im folgenden Artikel erfahren Sie, wie das Vollblut entstanden ist, wofür es eingesetzt wird und was die Vollblutrassen auszeichnet.
Inhalt
1. Das Vollblut hat viel Temperament
Schnell und ausdauernd sollen sie sein, das war das Ziel der Vollblutzucht – bis heute noch werden sie auf Leistung und Sportlichkeit gezüchtet. Ihr Markenzeichen ist ihre Schnelligkeit, deswegen werden sie auch vorwiegend für Pferderennen eingesetzt. Es sind schlanke Pferde mit einem langen Körper, schließlich sollen sie im Rennsport grazil und wendig sein.
Trotzdem sind Vollblut Pferderassen sehr vielseitig einsetzbar und auch als Freizeit-, Spring- oder Dressurpferd sehr gut geeignet. Sie haben allerdings sehr viel Temperament und Power und sind deswegen gerade für Anfänger nicht unbedingt die beste Wahl, wobei jedes Pferd natürlich einen eigenen Charakter besitzt. Bevor Sie sich jedoch ein Vollblut kaufen, sollten Sie sich überlegen, wofür Sie das Tier einsetzen möchten und ob Sie seinem großen Bewegungsdrang gerecht werden.
1.1. Vom Wüstenpferd zur Edelrasse
Der Ursprung der Vollblüter liegt auf der arabischen Halbinsel und lässt sich bis ins 7. Jahrhundert n. Chr. zurückverfolgen. Sie gilt als die älteste gezüchtete Pferderasse der Welt. Nach Angaben im Koran hat Mohammed selbst die Reinzucht dieser Pferde gefordert, der sie als Kriegspferde einsetzte.
Viele Jahrhunderte lang war das arabische Pferd mit den Beduinen in der Wüste unterwegs. Durch die arabische Besetzung Spaniens gelangte das Interesse an den ausdauernden Pferden nach Mitteleuropa. Besonders im 19. Jahrhundert importierten sich adlige Herrscher Vollblutpferde von der arabischen Halbinsel, um ihre eigenen Pferderassen zu veredeln. Schon bald entstanden auch erste europäische Reinzuchten.
Von da an hat das Araberpferd die ganze Welt erobert und nicht nur einen großen Beitrag zur Veredelung zahlreicher Pferderassen geleistet, sondern wurde selbst zu einem der teuersten und schnellsten Pferde weltweit.
2. Vollblutaraber haben die modernen Pferderassen geprägt
Per Definition werden drei Vollbrutrassen als reine Vollblüter angesehen: Neben dem Vollblutaraber sind später aus diesem das Englische Vollblut sowie der Anglo-Araber entstanden. Zur Unterscheidung in den Zuchtbüchern erhalten Vollblüter, die zur Veredelung eingesetzt werden, ein spezielles Kürzel hinter dem Namen des Pferdes: xx für Englisches Vollblut, ox für Vollblutaraber und x bei Anglo-Arabern.
Die Zuchtgeschichte des Vollblutarabers geht auf den Berber zurück und lässt sich über 1500 Jahre zurückverfolgen. Mit Beginn der Zucht in Europa entstanden auch die ersten Gestüte, die bis heute führend in der Pferdezucht sind. Zu einem der bekanntesten zählt das königliche Gestüt Weil in Württemberg, das bereits 1817 gegründet wurde. Die Nachkommen dieser Pferde finden sich bis heute im Haupt- und Landesgestüt Marbach sowie in zahlreichen Pferderassen der Welt.
In fast jedem modernen Reitpferd ist ein Anteil arabisches Pferd zu finden. Es ist die wohl erfolgreichste Veredlerrasse, denn nahezu jedes heutige Warmblut geht auf den Vollblutaraber zurück.
2.1. Das Englische Vollblut beherrscht die Rennbahnen der Welt
Der Fokus des Englischen Vollbluts liegt bereits seit über 300 Jahren auf edlen, leistungsstarken und vor allem schnellen Rennpferden. In England haben Pferderennen eine sehr lange Tradition und erfreuten sich schon im 17. Jahrhundert großer Beliebtheit. Um die Schnelligkeit der einheimischen Stuten zu verbessern wurden Vollblutaraber eingekreuzt. Drei Vollbluthengst-Urväter begründen die Zucht des Englischen Vollbluts: Byerley Turk, Darley Arabian und Godolphin Arabian.
Geschwindigkeits-Rekorde
Vollblüter erreichen selbst über lange Distanzen eine Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h und sind damit die schnellsten Pferde der Welt. Auf Kurzstrecken ist das Quarter Horse schneller, das sogar bis zu 80 km/h laufen kann – allerdings nicht auf lange Strecken. Ein normales Warmblut hingegen erreicht durchschnittlich eine Geschwindigkeit von etwa 30 km/h.
Die Zuchtgeschichte lässt sich durch die Herausgabe des General Stud Book (Gestütbuch) im Jahr 1793 lückenlos zurückverfolgen. Zuvor gab es zahlreiche verstreute Zuchtlinien, die nun erstmals in einem Register zusammengefasst wurden.
Das Englische Vollblut zählt zu den strengsten und ältesten Reinzuchten der Welt. Es sind mittlerweile mehr als 30 Generationen reiner Vollblüter nachweisbar. Um als reines Englisches Vollblut zu gelten, muss ein Züchter mindestens acht Generationen nachweisen können. Heutzutage sind die Englischen Vollblüter auf allen Rennbahnen der Welt zu finden und sie zählen zu den teuersten Pferden der Welt.
2.2. Anglo-Araber sind gutmütig und vielseitig einsetzbar
Der Ursprung der Anglo-Araber liegt in Frankreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Das Ziel war, die Vorzüge beider Vollblutrassen zu kombinieren – und so kreuzte man eine Englische Vollblutstute mit Araberhengst, um ein genügsames und leistungsfähiges Kavalleriepferd zu erhalten. Seit 1823 sind im französischen Stutbuch alle Vorfahren und Kreuzungen der Anglo-Araber dokumentiert.
Nachdem das Kavalleriepferd nach dem Ersten Weltkrieg ausgedient hatte, konzentrierte man sich bei der Zucht auf vielseitig einsetzbare Sportpferde. Sowohl in der Vielseitigkeit, als auch im Dressur- und Springreiten sowie im Rennsport sind Anglo-Araber erfolgreich vertreten. Das Vielseitigkeitsreiten ist dabei seine absolute Stärke, da es die Attribute beider Vollblutrassen vereint.
3. Vollblüter veredeln andere Pferderassen
Neben der Reinzucht von Vollblütern haben die Pferde auch einen enormen Beitrag zur Veredelung von einheimischen Rassen geleistet. Bis ins 18. Jahrhundert wurden in Europa Pferde hauptsächlich für Gebrauchszwecke vor allem in der Landwirtschaft gezüchtet mit der kräftigen und robusten Statur eines Kaltbluts oder Ponys. Durch die Einkreuzung der zierlicheren und edlen Vollblut Pferderassen entstanden elegante Reit- und Kutschpferde und bildeten wiederum eigenständige Rassen. Man spricht hierbei von Veredelung.
Für Vollblüter wird nur ein Zuchtverband pro Land anerkannt. In Deutschland übernimmt diese Aufgabe der Verband der Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes (VZAP).
3.1. Halbblüter werden von reinrassigen Vollblütern abgegrenzt
Auch heute noch werden Vollblüter mit anderen Pferdetypen kombiniert, allerdings bezeichnet man diese Kreuzungen als Halbblut. Es handelt sich dabei gewissermaßen um ein hoch veredeltes Warmblut, das jedoch keiner eigenen Zuchtkategorie zugeordnet wird. Dabei ist es unwichtig, wie hoch der Vollblutanteil letztendlich ist. Selbst wenn nur ein geringer Warmblutanteil in den Vorfahren ist, handelt es sich nicht mehr um ein reinrassiges Vollblut, sondern um ein Halbblut.
Hinweis: Halbblüter vereinen den Charakter eines Warmbluts mit der Ausdauer eines Vollbluts, sind jedoch wesentlich temperamentvoller. Sie eignen sich hervorragend für den Pferdesport, sind aber aufgrund des Temperaments für Freizeit-Reiter weniger geeignet.
3.2. Der Unterschied zwischen Warmblut, Kaltblut und Vollblut
Das Warmblut ist eine Kreuzung aus alten kaltblütigen Pferderassen und dem Vollblut. Beim Unterschied Warmblut und Vollblut ist das äußere Erscheinungsbild das ausschlaggebende Merkmal: Warmblüter sind kompakt und harmonisch gebaut und eignen sich mit ihrem ausgeglichenen Wesen besonders gut als Reit- und Freizeitpferde. Vollblüter hingegen haben lange Körper mit schlanken Linien. Äußerlich sind sie das genaue Gegenteil von den großen und stämmigen Kaltblütern. Das Warmblut steht also zwischen den beiden Pferdetypen.
Info: Die Begriffe Warm- und Kaltblut haben übrigens nichts mit der Wärme des Blutes eines Pferdes zu tun. Diese ist bei allen Pferden gleich. Sie beziehen sich ausschließlich auf das Temperament und Statur der Tiere.
4. Steckbrief Drei Vollblutrassen
In den folgenden Steckbriefen haben wir die wichtigsten Informationen zum Vollblutaraber, Englischen Vollblut und Anglo-Araber für Sie zusammengefasst.
4.1. Steckbrief Englisches Vollblut
Merkmal | Ausprägung |
---|---|
Stockmaß | 152-173 cm |
Herkunft | England |
Fellfarbe | meist Braun und Fuchs, gelegentlich Rappe und Schimmel. Abzeichen sind erlaubt |
Charakter | leistungsbereit und -willig, temperamentvoll, sensibel, nervös |
Verwendung | Rennpferd (Galopprennen), Sport- und Freizeitpferd |
Bewegung | flach und raumgreifend; Galopp: lang und kräftig; Trab: elastisch und federnd |
Besonderheiten | schnellstes Rennpferd, Veredler anderer Rassen |
4.2. Steckbrief Vollblutaraber
Merkmal | Ausprägung |
---|---|
Stockmaß | 148-157 cm |
Herkunft | Arabien |
Fellfarbe | Schimmel, Fuchs, Braun, Rappe, auch Schecke |
Charakter | menschenbezogen, freundlich, ehrgeizig, sensibel und temperamentvoll |
Verwendung | Sport-, Freizeit-, Show- und Sportpferd (Distanzreiten) |
Bewegung | schwungvoll und energisch; lockere und federnde Gänge |
Besonderheiten | eine der ältesten Pferderassen, besitzt 17 Rippen (anstatt 18 bei anderen Rassen) |
4.3. Steckbrief Anglo-Araber
Merkmal | Ausprägung |
---|---|
Stockmaß | 155-165 cm |
Herkunft | Frankreich |
Fellfarbe | alle Grundfarben |
Charakter | umgänglich und vertrauensvoll, nervenstark, temperamentvoll |
Verwendung | Rennpferd (Galopp-, Hürden-, Jagdrennen), Vielseitigkeits-Sportpferd |
Bewegung | flache und raumgreifend; Galopp: kraftvoll mit Schwung; Trab: energisch mit Schub |
Besonderheiten | sehr robust und widerstandsfähig, gute Gesundheit und langlebig |