Vogelspinne – Tipps für die haarigen Haustiere auf acht Beinen

vogelspinne baum blätter
  • Eine Vogelspinne als Haustier – für viele Menschen eine Horrorvorstellung.
  • Andere Menschen sind fasziniert von den achtbeinigen Riesen und halten sie gerne im Terrarium.
  • Vogelspinnen sind lauernde Jäger, die vorbeikommende Beute schnell packen und töten.

Faszination oder Ekel? Die Vogelspinne sorgt für ganz unterschiedliche Reaktionen bei ihren Beobachtern. Für manche ist sie ein krabbelnder Albtraum, für andere eine exotische Schönheit. In der Natur sind Spinnen äußerst nützliche Tiere. Aber auch als Haustier im Terrarium wird die Vogelspinne von Liebhabern gerne gehalten.

In unserem Ratgeber erhalten Sie Tipps zur Haltung sowie Informationen zur Lebensweise und den Besonderheiten der Vogelspinne.

1. Die Vogelspinne hat eine große Familie

vogelspinne erde boden moos

Eine brasilianische Vogelspinne auf dem Dschungelboden.

Seit mehr als 350 Millionen Jahren leben Vogelspinnen bereits auf der Erde. Sie sind keine Insekten, sondern gehören zur Klasse der Spinnentiere und bilden eine eigene Familie innerhalb der Webspinnen. Sie besitzen also Spinndrüsen, nutzen diese jedoch vorwiegend zum Schutz ihres Baus und nicht als Fangnetze, wie man sie von Kreuzspinnen oder anderen Arten kennt.

Vogelspinnen gehören zur Unterordnung der Vogelspinnenartigen mit 12 Unterfamilien. Die Systematik der etwa eintausend bekannten Arten wird stetig überarbeitet, ergänzt und revidiert, da immer wieder neue Vogelspinnenarten oder neue Verwandtschaftsverhältnisse entdeckt werden.

1.1. Ein warmer und tropischer Lebensraum

Die Vogelspinne ist weltweit in allen tropischen und subtropischen Regionen zu finden. Abgesehen von den arktischen Gebieten ist sie auf allen Kontinenten beheimatet. In Europa kommt sie in Spanien, Portugal und Zypern vor. Mit vier Arten ist die europäische Vogelspinnenpopulation jedoch äußerst gering. Die größte Vielfalt erreicht sie in den südamerikanischen Tropen.

Die Vogelspinne bevorzugt als Lebensraum die warmen Klimazonen, wo sie je nach Art auf Bäumen, am Boden oder in der Erde lebt. Die meisten Arten wie die Rotknie-Vogelspinne leben in Wohnhöhlen in der Erde. Baumbewohnende Spinnen wie die Rotfußvogelspinne bauen sich ihr Wohnnest in höheren Baumregionen.

2. Vogelspinnen sind besonders große Achtbeiner

Die Riesenvogelspinne

Die größte Vogelspinnenart ist die Riesenvogelspinne, auch unter dem Namen „Theraphosa blondi“ bekannt. Sie wird bis zu zwölf Zentimeter groß mit einer gesamten Bein-Spannweite von etwa 30 Zentimetern. Sie lebt in tropischen Regenwäldern in Nordbrasilien, Surinam und Französisch-Guayana.

Vogelspinnen erreichen durchschnittliche eine Größe von fünf bis zehn Zentimetern, allerdings sind die Männchen meist deutlich kleiner als die Weibchen. Den größten Teil ihres Körpers bildet der Hinterleib. Sie haben acht Beine sowie zwei Taster, die meist eingeklappt sind. Das Männchen trommelt mit ihnen, um ein geschlechtsreifes Weibchen anzulocken.

Sie besitzen acht relativ kleine Augen, jedoch ist ihr Sehsinn nur schwach ausgeprägt. Wesentlich besser funktioniert ihr Tastsinn, mit dem sie noch so kleine Bewegungen wahrnehmen können. Zwei kräftige, parallel ausgerichtete Beißklauen dienen ihnen zum Beutefang. Darin sind auch Giftdrüsen enthalten. Bei einem Biss injizieren sie Gift in ihre Beute.

Hinweis: Für den Menschen ist das Gift der Vogelspinne absolut ungefährlich und in etwa mit einem Wespenstich vergleichbar. Der Biss kann jedoch sehr schmerzhaft sein. Beim Menschen dient er ausschließlich der Abwehr.

2.1. Brennende Haare als Abwehr

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Die Cyanblaue Venezuela-Vogelspinne nutzt Brennhaare zur Verteidigung.

Der Hinterleib ist im Gegensatz zum restlichen Körper der Vogelspinne sehr empfindlich, da er nicht mit einem durchgängigen Chitinpanzer geschützt ist. In ihm befinden sich die meisten Organe der Spinne.

Die Vogelspinne ist am gesamten Körper behaart. Manche Arten besitzen zu ihrem normalen Fell spezielle Brennhaare auf dem Hinterleib, die sie einem Angreifer entgegenschleudern können. Die Haare brennen auf der Haut, da sie Widerhaken besitzen und Reizungen verursachen. Die Haare wachsen erst nach der nächsten Häutung wieder nach.

2.2. Als Jäger brauchen Vogelspinnen Frischfleisch

Jagen Vogelspinnen Vögel?

Vögel gehören sehr selten zu Beute der Vogelspinnen. Grundsätzlich ist die Jagd auf Vögel aber nicht ausgeschlossen. Ihren Namen verdankt die Vogelspinne einem Kupferstich von 1705, den die Künstlerin Maria Sibylla Merian nach einer Surinam-Reise erstellt hat. Darauf ist eine Spinne zu sehen, die auf einem toten Kolibri sitzt. Der schwedische Naturforscher Carl von Linné prägte daraufhin den Namen Vogelspinne.

Vogelspinnen sind Jäger – auf ihrem Speiseplan steht ausschließlich Fleisch. Abgesehen davon sind sie nicht wirklich wählerisch: Vor allem wirbellose Tiere wie Käfer, Grillen oder Fluginsekten zählen zu ihrer Hauptnahrungsquelle. Aber selbst kleine Reptilien werden von ihnen nicht verschmäht. In machen Fällen wurde sogar die Jagd auf kleinere Säugetiere beobachtet.

Als Lauerjäger wartet die Vogelspinne in ihrem Versteck auf vorbeikommende Beute, die sie blitzschnell mit ihren Kieferklauen packt. Dabei spritzt sie dem Opfer ein tödliches Gift in den Körper. Gleichzeitig dient die abgesonderte Flüssigkeit auch als Verdauungssekret, das die Beute zersetzt. So kann die Spinne die flüssige Nahrung gemütlich aufsaugen.

3. Die artgerechte Haltung von Vogelspinnen

Wie jedes Haustier, braucht auch eine Vogelspinne artgerechte Bedingungen bei der Fütterung, Pflege und Handhabung. Auch wenn die Tiere zunächst als eher anspruchslose Terrarienbewohner wirken, sind sie auf eine sachkundige Haltung angewiesen. In den folgenden Kapiteln geben wir einen Überblick, worauf es bei der Vogelspinnenhaltung im Allgemeinen ankommt. Jedoch hat jede Art eigene Ansprüche und Besonderheiten.

Bevor Sie sich eine Vogelspinne kaufen, sollten Sie sich genau über die Art informieren. Sehr nützlich sind Tipps von Experten und anderen Spinnenhaltern. Auf den Internetseiten der Deutschen Arachnologischen Gesellschaft finden Sie beispielsweise Vogelspinnen-Stammtische in Ihrer Region, wo Sie sich mit erfahrenen Haltern austauschen können.

3.1. Nicht anfassen – nur anschauen

vogelspinne hand

Eine Vogelspinne auf der Hand ist nicht nur für viele Menschen eine Horrorvorstellung – auch die Tiere haben lieber ihre Ruhe.

Zunächst sollten Sie sich bewusst machen, dass eine Vogelspinne im Terrarium eine sehr lange Lebenserwartung hat: Bis zu 30 Jahre können die Achtbeiner werden. In dieser Zeit haben Sie viel Zeit, diese spannenden Tieren beim Jagen, Fressen und Häuten zu beobachten und sich mit den Vorlieben Ihres Haustiers zu beschäftigen.

Am liebsten haben es Vogelspinnen, wenn man sie in ihrem Terrarium in Ruhe lässt. Natürlich ist ein gelegentliches Herausnehmen in Ordnung oder auch manchmal notwendig, wie bei einem Tierarztbesuch. Für diesen Fall sollten Sie auch ein wenig Übung darin haben, das Tier korrekt und sicher hochzunehmen. Aber grundsätzlich sind die Tiere in ihrem Terrarium glücklicher als auf der Hand ihres Besitzers.

Achtung: Vogelspinnen sind keine Kuscheltiere. Jedes Anfassen oder Hochnehmen bedeutet viel Stress für die Tiere. Sie sind – wie alle Terrarientiere – für Menschen geeignet, die Spaß am Beobachten haben.

3.2. Die Vogelspinne für Anfänger

Für welche Art Sie sich entscheiden, hängt natürlich davon ab, welche Eigenschaften Sie bei Ihrer Vogelspinne bevorzugen. Jedoch gibt es durchaus Arten, die für Anfänger besser geeignet sind als andere.

Besonders die Rote Chile Vogelspinne und die Mexikanische Rotknie-Vogelspinne gelten als gute Arten für Einsteiger. Beide sind eher ruhig und robust. Mit ihrem friedlichen Gemüt sind sie absolut ungefährlich und damit auch leicht zu handhaben. Manche Vogelspinnenarten sind jedoch sehr empfindlich, was Haltung, Klima und Fütterung angeht.

3.3. Das richtige Terrarium

Unterschiedliche Arten haben auch unterschiedliche Ansprüche. Bevor Sie sich eine Vogelspinne anschaffen, müssen Sie sich also über den natürlichen Lebensraum des Tieres informieren. Baut sie sich Höhlen im Boden? Braucht Sie Kletterbäume? Mag sie es lieber  feucht oder eher trocken? Die Einrichtung und technische Ausstattung des Terrariums ist also nach dem natürlichen Lebensraum der Vogelspinnenart zu richten.

Die Größe des Terrariums hängt vor allem von der Größe Ihrer Spinne ab. In der Regel genügt für kleinere Arten bereits ein 30 x 30 x 30 Zentimeter großes Terrarium. Ein Bodenbewohner benötigt gegebenenfalls eine größere Grundfläche, ein Baumbewohner dafür ein höheres Terrarium.

Tipp: Das Terrarium darf nicht zu groß sein: Vogelspinnen sind Lauerjäger, die ihre Beute im Vorbeikommen fangen. Bei einem zu großen Terrarium kann es vorkommen, dass sich das Futter gar nicht in Reichweite der Spinne verirrt. 

3.4. Die Ausstattung des Terrariums

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Eine Vogelspinne bewacht ihre Eier, die sie in einem Netz beschützt.

Für die Ausstattung benötigen Sie einen geeigneten Bodengrund, Versteckmöglichkeiten, Wasserschalen, Äste zum Klettern und auch Pflanzen. Holen Sie sich auch hier vorab Tipps ein, welche Ausstattung für Ihre Vogelspinne den besten Lebensraum bietet.

Auch eine gute Belüftung ist sehr wichtig, damit sich kein Schimmel bildet. Die Luftfeuchtigkeit und Temperatur müssen zudem geregelt sein und den natürlichen Bedingungen der Spinne entsprechen.

3.5. Die Fütterung erfordert lebende Tiere

Auch bei der Fütterung kommt es darauf an, wie groß Ihre Spinne ist und welches Futter sie bevorzugt. Grundsätzlich bieten sich Grillen, Heimchen, Mehlwürmer und andere Futterinsekten aus dem Zoofachhandel an. Hier können Sie auch gut variieren und beobachten, was Ihrer Spinne am besten schmeckt. Zu einseitig sollte die Ernährung allerdings nicht sein.

Größere Spinnen können Sie auch mit Mäusen füttern, da diese einen sehr guten Nährwert aufweisen. Bedenke Sie aber: Spinnen jagen Lebendfutter. Frostmäuse sind für Ihren natürlichen Jagdinstinkt nicht geeignet.

4. Erst informieren – dann kaufen

Die Anschaffung einer Vogelspinne sollte gut überlegt sein und erst nach einer umfassenden und sachkundigen Beschäftigung über die Tiere erfolgen. Zu kaufen gibt es die Achtbeiner im Zoofachhandel, auf Terraristik-Börsen und bei Züchtern. Im Zoogeschäft sollten Sie unbedingt darauf achten, dass das Personal über die nötige Sachkunde verfügt.

Eine bessere Alternative sind seriöse Züchter, bei denen die Spinnen in der Regel aus einer fachkundigen Haltung stammen. Bringen Sie vor jedem Kauf in Erfahrung, ob es sich um eine Nachzucht oder einen Wildfang handelt. Aus tierschutzrechtlicher Perspektive sind in der Wildnis gefangene Vogelspinnen sehr kritisch zu bewerten und oftmals mit sehr viel Leid für das Tier verbunden. Eine artgerechte Nachzucht ist in diesem Fall definitiv die bessere Wahl.

5. Steckbrief Vogelspinne

Merkmal Ausprägung
Klasse Spinnentiere
Ordnung Webspinne
Verbreitung weltweit in tropischen/subtropischen Regionen
Lebensraum tropische Wälder, Steppen, Wüsten
Größe bis zu 12 cm Körperlänge und über 30 cm Bein-Spannweite
Lebenserwartung 5-30 Jahre
Nahrung Insekten, Skorpione, kleine Nagetiere und Reptilien, und kranke Vögel
Paarungszeit ganzjährig

6. Weiterführende Ratgeber zur Haltung von Vogelspinnen

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Bildnachweise: Aleksey Stemmer/Adobe Stock, bennytrapp/Adobe Stock, wawritto/Adobe Stock, YuSafa/Adobe Stock, martin filzwieser/Adobe Stock (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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