Wissenschaftliche Informationen über Seescheiden, einer Klasse der Manteltiere.
wissenschaftlicher Name: Ascidiae oder Ascidiacea.
Nielsen, 1995
Allgemeines
Zur Klasse der Seescheiden gehören etwa 1.900 Arten. Der Körperbau der Seescheiden ist für die strudelnde Lebensweise geschaffen. Unter dem gallertigen Mantel nimmt der Bereich des Kiemendarmes einen ziemlich großen Teil des Körpers ein. Durch Wimperschlag wird ein dauernder Wasserstrom durch den Kiemendarm aufrechterhalten. Nahrungspartikel werden gleichzeitig abgefiltert. In seltenen Fällen ist der Mantel zart und durchsichtig, meistens aber ist er dick, zäh und schmutzig gefärbt.
Durch die festsitzende Lebensweise der Seescheiden, liegen Ein- und Ausströmöffnung ziemlich nahe beieinander am freien Ende des Körpers. Dabei liegt die Einströmöffnung ganz am Ende und die Ausströmöffnung mehr oder weniger seitlich. Verdauender Abschnitt des Darmes, Herz und Geschlechtsorgane liegen nahe dem angewachsenen Teil des Körpers. Der meist birnenförmige Körper sitzt mit dem engeren Ende auf dem Untergrund. Oft sind die Tiere abgeflacht und flaschenförmig.
Oft sitzen diese Tiere an überhängenden Felsen, unter Steinen oder im Seetang zwischen den Gezeitenmarken, noch häufiger findet man sie in küstennahen seichten Meeresstellen. Meist sind sie fest an den Fels geheftet, manchmal auch im Sand.
Fortpflanzung
Die Seescheiden sind Zwitter. Der Eierstock und Hoden münden ganz in der Nähe des Enddarmes, so dass Kot und Geschlechtsprodukte durch abströmendes Wasser aus dem Kiemendarm durch die Ausströmöffnung abgeleitet werden.
Die Seescheiden können sich geschlechtlich und durch Knospung und die damit verbundene Koloniebildung, fortpflanzen.
Die Entwicklung der Seescheiden ist besonders interessant. Die geschwänzte Larve hat noch eine Rückensaite. Sie setzt sich mit Haftpapillen ihres Vorderendes an einer geeigneten Unterlage fest. Der Ruderschwanz bildet sich zurück und der Darmtrakt dreht sich so, dass die zunächst zur Unterlage gerichtete Mundöffnung an die entgegengesetzte Seite gelangt.
Systematik
Die Gesamtsystematik:
- Unterstamm: Manteltiere (Urochordata)
- Stamm: Chordatiere (Chordata)
- Stammgruppe: Neumünder (Deuterostomia)
- Unterabteilung: Bilateria
- Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa)
- Unterreich: Vielzeller (Metazoa)
- Reich: Tiere (Animalia)
Zur Klasse der Seescheiden (Ascidiae) gehören die Ordnungen:
- Enterogona
- Pleurogona
Zur Ordnung Enterogona gehören die Familien:
- Clavelinidae
- Didemnidae
- Polycitoridae
- Polyclinidae
- Agnesiidae
- Ascidiidae
- Cionidae
- Corellidae
- Diazonidae
- Hypobythiidae
- Perophoridae
Zur Ordnung Pleurogona gehören die Familien:
- Molgulidae
- Pyuridae
- Styelidae
Wichtigste Arten
Die bekanntesten Seescheiden an den europäischen Küsten sind: die einzeln lebende Schlauchascidie (Ciona intestinalis), die 10-15 cm groß werden und sich auch noch in der westlichen Ostsee bis Wismar findet; die durchsichtige, Koloniebildende Clavelina lepadiformis, die 3 cm lang wird und die meist schwarzbraune Botryllus schlosseri, ein Einzeltier von 2 mm Länge.
Im Mittelmeer leben die leuchtend orangerote Halocynthia papillosa mit 6 cm Länge, die Phallusia mammillata mit 12 cm Länge und dickem, knorpeligen Mantel, und der rotbraun bis purpurne Microcosmus sulcatus mit einer Länge von 8 cm. Diese Art ist immer sehr stark bewachsen, so dass sie trotz ihrer Größe äußerst unauffällig ist und meist übersehen wird.
Unterhalb der Niedrigwasserlinie liegende Höhlen sind im Ärmelkanal oftmals durch den Belag der kirschgroßen, roten Tangbeere (Dendrodoa grossularia) ausgekleidet. Außerdem bevorzugt sie ungewöhnliche Standorte und spezielle Untergründe.
Verwandtschaft
Seescheiden gehören zum Unterstamm der Manteltiere (Tunicata, Urochordata)
dazu gehören auch die Klassen:
- Salpen (Thaliacea)
- Appendikularien, Geschwänzte Manteltiere (Appendicularia)
In anderen Sprachen
- Englisch: Ascidians
- Französisch: Ascidies
- Dänisch: Søpunge
- Finnisch: Meritupet
- Italienisch: Ascidie
- Niederländisch: Zakpijpen
- Portugiesisch: Ascidiáceos, Ascídios, Ascídeos, Ascídeas ou Ascídias
- Schwedisch: Sjöpungar
- Spanisch: Ascidiáceos, Ascidias