Seeotter, Meerotter oder Kalan.
wissenschaftlicher Name: Enhydra lutris. Der Seeotter gehört zur Familie der Marder.
(Linnaeus, 1758)
- Englisch: Sea Otter
- Französisch: Loutre de mer
- Dänisch: Havodder
- Finnisch: Merisaukko
- Niederländisch: Zeeotter
- Schwedisch: Havsutter
- Spanisch: Nutria del Kamtchatka, Nutria marina
- Gattung: Seeotter (Enhydra)
- Unterfamilie: Otter (Lutrinae)
- Familie: Marder (Mustelidae)
- Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
- Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
- Überordnung: Laurasiatheria
- Unterklasse: Höhere Säugetiere oder Plazentatiere (Eutheria)
- Klasse: Säugetiere (Mammalia)
- Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
- Überklasse: Kiefertiere (Gnathostomata)
- Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
- Stamm: Chordatiere, Rückensaitentiere (Chordata)
- Stammgruppe: Neumünder (Deuterostomia)
- Unterabteilung: Bilateralsymmetrische Tiere (Bilateria)
- Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa)
- Unterreich: Vielzeller (Metazoa)
- Reich: Tiere (Animalia)
Allgemeines
Der Seeotter erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 120 bis 145 cm, eine Schwanzlänge von 30 bis 33 cm und ein Gewicht von 16 bis 27 kg (Weibchen), bzw. 27 bis 38 kg (Männchen). Die Männchen sind nicht nur schwerer als die Weibchen, sondern auch um etwa 8% länger. Seeotter sind die zweitgrößten Tiere der Marderfamilie. Der Körper ist recht plump gebaut, der Schwanz ist kurz und leicht kellenartig abgeflacht. Die Hände und Finger sind kurz und tragen Krallen, die sich zurückziehen lassen. Die Hinterbeine sind robbenartig nach hinten versetzt und die Zehen sind mit Schwimmhäuten verbunden, die Füße selber sind paddelförmig. Der Kopf ist kurz mit einer stumpfen Nase, die Augen sind klein und die Ohrmuscheln sogar winzig. Das Fell ist rötlichbraun und hängt ziemlich locker am Körper.
Die Fortbewegung an Land ist sehr schwerfällig. Im Wasser dagegen ist der Seeotter sehr flink. Mit kräftigen Stößen seiner Hinterbeine treibt er sich schnell vorwärts. Wenn er taucht, bewegt er sich praktisch wie Robben. Hierbei legt er seine Beine eng an den Körper und schlängelt sich mithilfe des gesamten Körpers vorwärts. Normalerweise hält er sich beim Tauchen in Tiefen bis zu 60 m auf, die größte bekannte Tauchtiefe jedoch liegt bei knapp 100 m! Maximale Tauchdauer liegt bei 5 Min., der Durchschnitt bei etwa 2 Min. Am liebsten jedoch lässt sich der Seeotter nur zu gerne regungslos an der Wasseroberfläche treiben, immer mit dem Bauch nach oben. Um sich abzukühlen, streckt der Seeotter dabei manchmal sogar seine Hinterfüße an die Luft.
Dem Seeotter fehlt allerdings die Fettschicht, die sonst fast alle im Meer lebenden Säugetiere haben. Dafür hat er ein sehr dichtes Fell mit bis zu 800 Mill. einzelnen Haaren. Dadurch bilden sich im Wasser Luftpolster, die den Seeotter gegen die Kälte im Meer isolieren.
Seeotter haben vermutlich eine Lebenserwartung von etwa 30 Jahren.
Verbreitung
Heute leben die Seeotter rund um das Beringmeer in Alaska und Russland, auf den Aleuten und an der kanadischen und kalifornischen Pazifikküste. Ursprünglich kam der Seeotter auch an der mexikanischen Pazifikküste und auf Japan vor.
Feinde
Die Feinde der Seeotter sind Eishaie und Schwertwale. Für die Jungen können Weißkopf-Seeadler zur Gefahr werden. Der gefährlichste Feind jedoch war der Mensch.
Lebensweise
Seeotter sind gesellige Tiere, die in Schulen von wenigen Tieren bis hin über 2000 Tiere leben. Diese Schulen sind meistens nach Geschlechtern getrennt. Zur Paarungszeit gesellen sich dann einige Männchen in die Weibchenschulen.
Wenn es nicht zu stürmisch ist, verbringen die Seeotter den ganzen Tag auf dem Wasser. Wenn die See zu rau ist, dann bleiben die Seeotter an Land und halten sich in ihrer Grube auf, die sie in der Nähe vom Wasser angelegt und festgetreten haben. Meistens liegt diese Grube im Schutz eines großen Steines oder ähnlichem. Damit kein anderer Otter die Grube besetzt, wird diese mit Kot markiert. Seeotter haben feste Reviere mit einer Größe zwischen 0,18 und 2,7 qkm.
In ruhigen Nächten hält sich der Seeotter auch gerne auf dem Wasser auf. Hierzu begibt er sich in ein Tangfeld etwas weiter vom Ufer entfernt, wickelt sich etwas in den Tang ein und begibt sich in Rückenlage um zu schlafen. Das Einwickeln verhindert, dass der Seeotter abtreibt. Das gesamte Tangfeld schützt ihn vor seinen Feinden.
Ernährung
Die Nahrung besteht überwiegend aus Seeigeln. Diese Tiere holt der Seeotter aus bis zu 60 m Tiefe an die Wasseroberfläche, dreht sich auf den Rücken, dreht den Seeigel mehrmals herum und entfernt mit seinen Pfoten die Stacheln. Danach wird die Schale am unteren Pol eingedrückt und der Rand abgebissen. Der Seeigel wird dann aufgeklappt und der obere Teil ausgeleckt. Den Rest wirft der Seeotter wieder ins Meer zurück.
Als Beinahrung nimmt der Seeotter auch Weichtiere, Krebse und Fische. Nur etwa 1% seiner Nahrung besteht aus Tang. Jede seiner Mahlzeiten nimmt der Seeotter auf dem Wasser in Rückenlage zu sich. Harte Schalen knackt er mithilfe von Steinen. Entweder zerschlägt er mit dem Stein das Schalentier, das sich der Seeotter auf die Brust legt, oder der Stein liegt auf der Brust und das Schalentier wird auf den Stein geschlagen.
Seeotter sind in der Lage, das Meerwasser zu trinken. Die Nieren sind sehr groß und somit in der Lage, das Salz in dem Wasser zu verarbeiten.
Fortpflanzung
Es gibt keine festen Paarungszeiten, Seeotter können sich das ganze Jahr über fortpflanzen. Die Seeotter paaren sich im Wasser. Hierzu begeben sie sich in die „Bauch-an-Bauch“-Lage und umarmen sich regelrecht. Nach einer Tragzeit von 4 Monaten (Kalifornien) bzw. 8 bis 9 Monaten incl. einer Keimruhe (nördliche Populationen) geht das Weibchen an Land, sucht eine geschützte Stelle auf einem nackten Felsen oder sogar im Schnee. Dort bringt es dann ein recht gut entwickelte Junges mit einem Gewicht von etwa 1,8 kg zur Welt. Die Augen sind schon geöffnet, das Junge hat bereits sein komplettes Milchgebiss und der Körper trägt bereits ein dichtes, hellbraunes Fell.
Sofort nach der Geburt geht die Mutter wieder ins Wasser und nimmt das Junge, das noch nicht selber schwimmen kann, auf seine Brust und hält es dort mit ihren Vorderpfoten fest. Mit etwa 3 Wochen bekommt das Junge seine erste feste Nahrung von der Mutter. Im zweiten Lebensmonat wird das Junge sicherer und fängt an, auf der Brust herumzutollen. Auch kleine Ausflüge ins Wasser werden von der Brust aus unternommen – sogar schon mit kleinen Tauchversuchen. Droht Gefahr, greift die Mutter nach ihrem Jungen, hält es fest und taucht bis zu 5 Min mit ihm unter. Zur Nahrungsaufnahme lässt das Weibchen ihr Junges auf der Wasseroberfläche treibend zurück. Wenn das Junge gesäugt wird, begibt sich die Mutter auch hier in Rückenlage – auch wenn sie dabei an Land ist.
Mit etwa 8 Monaten wird das Junge dann entwöhnt. Die Weibchen werden mit 4 Jahren geschlechtsreif, die Männchen dagegen erst mit 6 Jahren.
Verwandtschaft
Seeotter gehören zur Familie der Marder (Mustelidae)
dazu gehören auch die Gattungen:
- Zwergotter (Amblonyx)
- Fingerotter (Aonyx)
- Schweinsdachse (Arctonyx)
- Ferkelskunks (Conepatus)
- Tayras (Eira)
- Grisons (Galictis)
- Vielfraße (Gulo)
- Streifenwiesel (Ictonyx)
- Neuweltotter (Lontra)
- Altweltotter (Lutra)
- Indische Fischotter (Lutrogale)
- Patagonische Wiesel (Lyncodon)
- Echte Marder (Martes)
- Dachse (Meles)
- Honigdachse (Mellivora)
- Sonnendachse (Melogale)
- Streifenskunks (Mephitis)
- Wiesel, Iltisse und Nerze (Mustela)
- Stinkdachse (Mydaus)
- Weißnackenwiesel (Poecilogale)
- Riesenotter (Pteronura)
- Fleckenskunks (Spilogale)
- Silberdachse (Taxidea)
- Tigeriltisse (Vormela)
Systematik
Zur Gattung der Seeotter (Enhydra) gehört nur eine Art, der Seeotter.
Zur Art des Seeotters (Enhydra lutris) gehören die Unterarten:
- Enhydra lutris gracilis
- Enhydra lutris lutris
- Kalifornischer Seeotter (Enhydra lutris nereis)
Status
Der Seeotter war einst ein begehrter Pelzlieferant für den Menschen. Der Mensch ist deswegen auch Schuld daran, dass die Seeotter etwa um 1910 beinahe als ausgestorben galten. Einige wenige versteckt lebende Populationen hatten es aber geschafft, zu überleben. 1911 wurde der Beringsee-Vertrag zwischen Russland, England, Japan und der USA geschlossen. Dieser Vertrag stellte den Seeotter unter strengem Schutz – jegliche Jagd wurde verboten. Dieser Vertrag führte dazu, dass andere Bestände, die kurz vor der Ausrottung standen, sich erholen konnten und bis heute noch existieren.
Leider ist es bis heute nicht gelungen, Seeotter in Gefangenschaft zu züchten. Aber auch Neueinbürgerungsversuche blieben bisher erfolglos. Der Bestand nimmt im Moment leider ab und daher gilt der Seeotter zurzeit als gefährdet. Besonders der Kalifornische Seeotter ist gefährdet. Von dieser Unterart gibt es nur noch rund 2000 Tiere. Die nördlichen Populationen dagegen scheinen relativ gesichert zu sein. Hier gibt es etwa 200.000 Tiere.