Pferd: Merkmale und Lebensweise des Herdentieres

Equus caballus

Pferd oder Hauspferd,
wissenschaftlicher Name: Equus caballus. Das Pferd gehört zur Familie der Pferde.

Linnaeus, 1758

  • Englisch: Horse
  • Französisch: Cheval
  • Dänisch: Hest
  • Finnisch: Hevonen
  • Niederländisch: Paard
  • Portugiesisch: Cavalo
  • Schwedisch: Häst
  • Spanisch: Caballo

 

  • Gattung: Pferde (Equus)
  • Familie: Pferde (Equidae)
  • Ordnung: Unpaarhufer (Perissodyctyla)
  • Gruppe: Huftiere (Ungulata)
  • Überordnung: Laurasiatheria
  • Unterklasse: Höhere Säugetiere oder Plazentatiere (Eutheria)
  • Klasse: Säugetiere (Mammalia)
  • Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
  • Überklasse: Kiefertiere (Gnathostomata)
  • Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
  • Stamm: Chordatiere, Rückensaitentiere (Chordata)
  • Stammgruppe: Neumünder (Deuterostomia)
  • Unterabteilung: Bilateralsymmetrische Tiere (Bilateria)
  • Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa)
  • Unterreich: Vielzeller (Metazoa)
  • Reich: Tiere (Animalia)

Allgemeines

pferd

Foto von Camargue-Pferden in Frankreich
© Copyright Bild / Foto: Pferd
Rolf Hicker Fotografie

Da Pferde auf der ganzen Welt verbreitet sind, müsste sie normalerweise jeder Mensch kennen. Zu den Pferden gehören aber nicht nur die großen Rassen, sondern auch die kleinsten Ponys. Die kleinste Rasse ist das Falabella-Pony mit einem maximalen Stockmaß von bis zu 76 cm (die meisten Tiere liegen bei etwa 65 cm) und einem Gewicht von etwa 90 kg und die größte und schwerste Rasse ist das Shire-Horse mit einem maximalen Stockmaß von bis zu 2,10 m und einem Gewicht von bis zu 1200 kg! Mit dem Stockmaß misst man die Höhe des Pferdes senkrecht vom höchsten Punkt des Widerrists bis zum Boden.

Die Beine sind lang und schlank, ebenso der Kopf. Die Augen und Ohren sind groß. Die Ohren sind sehr beweglich. Die Nasenlöcher werden Nüstern genannt und sind sehr dehnbar, können aber auch verschlossen werden. Die Oberlippe ist breit und sehr beweglich, die Pferde ertasten damit z.B. eine Hand, die ihnen Futter reicht oder der Boden wird nach Gras abgetastet.

Der Rumpf wirkt häufig gedrungen. Der Schwanz (Schweif) ist kurz bis mittellang und buschig. Von der Stirn bis zum Widerrist befindet sich eine Mähne, die meistens dieselbe Farbe hat, wie der Schweif. Das Fell ist meistens kurz und liegt eng an. Eine Unterwolle ist nur bei den nördlichen Formen in den kalten Jahreszeiten vorhanden. Die Färbung des Fells ist sehr unterschiedlich. Es reicht von Weiß über braun bis schwarz. In allen möglichen Abstufungen. Es gibt einfarbige Pferd, aber auch getupfte und gefleckte. Allerdings haben alle Wildformen einen dunklen Aalstrich, der von der Mähne bis zum Schweif über den Rücken läuft. Die Mähne und der Schweif können entweder die gleiche Farbe wie das Fell haben, oder aber auch wesentlich heller oder dunkler sein.

Pferde sind Zehenspitzengänger. Bis auf die Mittelzehe aller „Füße“ haben sich die Zehen zurückgebildet, wobei aber nur die ersten und fünften Zehen komplett verschwunden sind und von der zweiten und vierten noch winzige Reste existieren. Die Mittelzehe selber ist kräftiger geworden und endet in einem das Zehenglied umschließenden Huf. Und nur auf den 4 Hufen, also die Zehenspitzen, steht und bewegt sich das Pferd.

Pferde haben einen ausgezeichneten Geruchs- und Gehörsinn. Das ist für das Überleben in der Wildnis auch lebensnotwendig, denn in den natürlichen Lebensraum gibt es kaum Möglichkeiten, um sich zu verstecken. Selbst einige Farben können Pferde unterscheiden.

Unterschieden werden die Pferde in Kaltblut, Warmblut und Vollblut: Das Kaltblüter sind an kühlere Klimate gewöhnt und sind so gebaut, dass sie ihre Körperwärme speichern können. Meistens sind diese Pferde rundlicher, stämmiger und schwerer als die anderen Typen. Das Deck- und Langhaar ist üppiger. Die Vollblüter kommen aus heißen Klimate und weisen eher eine ovale Körperform mit feinerem Deck- und Langhaar auf. Die Köpfe sind kleiner mit großen Augen und weit geöffneten Nüstern. Die Beine sind länger und der Schweif wird meistens hoch und weit vom Körper abgestellt getragen, um möglichst viel Körperwärme abzugeben. Die Warmblüter sind Kreuzungen zwischen den Kalt- und Vollblutrassen. Auch charakterlich unterscheiden sich die 3 Typen. Kaltblüter sind eher ruhig und gelassen, Vollblüter dagegen eher unruhig, man kann schon fast sagen: extrem „hippelig“. Die Warmblüter haben von beiden etwas. Sie können unruhig, aber auch ruhig sein.

Die Hauspferde haben eine Lebenserwartung von bis zu 30 Jahren, Ponys können sogar bis zu 50 Jahren alt werden. Vereinzelte Großpferde sind sogar schon älter als 30 Jahre geworden. Auch Wildpferde können bei günstigen Lebensbedingungen ein Alter von bis zu 20 Jahren erreichen.

Verbreitung

Pferderassen haben zwar individuelle Ursprungsgebiete, aber insgesamt gesehen, sind Pferde weltweit vertreten. Der natürliche Lebensraum der Wildpferde sind die Steppen, Halbwüsten und teilweise sogar die Wüsten. Am häufigsten aber findet man die Wildpferde in steppenähnlichen Gebieten.

Lebensweise

Pferde sind von Natur aus ein Herdentier. Die wildlebenden Rassen trifft man auch nur in Herden an. Angeführt wird eine Herde im Normalfall von einem Hengst. Ihm folgen mehrere Stuten und noch nicht erwachsene Jungtiere. Der Hengst wacht über seine Herde und vertreibt Eindringlinge. Auch wenn der Hengst das ranghöchste Tier einer Herde ist, so übernimmt doch die ranghöchste Stute das Kommando bei Wanderungen. Sie bestimmt den Weg und die anderen Stuten und Fohlen folgen ihr. Der Hengst läuft am Ende hinterher. Bei Pausen allerdings umkreist er häufig seine Herde.

Ihrem Körperbau verdanken die Pferde enorme Geschwindigkeiten, die sie z.B. bei einer Flucht auch benötigen. Sie erreichen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 70 km/h.

Bei wildlebenden Pferden hat man herausgefunden, dass sie etwa 50 % der Zeit mit der Nahrungsaufnahme verbringen.

Gangarten

Jeder kennt die drei Grundgangarten des Pferdes: Schritt, Trab, Galopp. Es gibt aber noch etliche Übergänge zwischen diesen Gangarten und unterschiedliche Geschwindigkeiten. So gibt es z.B. den Kanter (Arbeitsgalopp), eine Dreitaktbewegung und den Renngalopp, eine Viertaktbewegung. Einige Rassen beherrschen auch den Kreuz- und Passgang, sowie den Tölt.

Ernährung

Die Nahrung der Pferde besteht hauptsächlich aus Gras, teilweise auch aus Blättern und Rinde. Die domestizierten Pferde fressen zusätzlich noch Kraftfutter, Heu, Mai, Gerste, Karotten, Äpfel, Bananen, Zuckerrüben und noch einiges mehr. Pferde müssen viel trinken. Je nach Rasse, Witterung, Fütterung und Gewicht bis zu 60 Liter pro Tag!

Fortpflanzung

Pferde sind in der Lage, sich ganzjährig fortzupflanzen, Hauptfortpflanzungszeit ist allerdings Frühjahr und Sommer. Wenn zwei Hengste auf eine rossige Stute treffen kommt es zu einem Kampf zwischen ihnen. Auch wenn diese Kämpfe für uns sehr heftig aussehen, so sind sie für die Pferde doch relativ harmlos. Zu schweren oder sogar tödlichen Verletzungen kommt es nur in Gefangenschaft, weil die Hengste sich dort nicht zurückziehen können. In der freien Wildbahn können sie den Rückzug antreten.

Nach einer Tragzeit von 11 bis 12 Monaten bringt die Stute eines, selten auch mal zwei Fohlen zur Welt. Nach etwa 30 Minuten steht das Fohlen schon auf eigenen Beinen und folgt der Mutter. Einige Tage nach der Geburt wird eine Stute wieder rossig (empfängnisbereit).

Fohlen werden normalerweise etwa 1 Jahr von der Mutter gesäugt, beginnen aber schon am ersten Lebenstag, Gras zu knabbern. Mit der Zeit ersetzt das Gras nach und nach die Muttermilch. Die Fohlen der domestizierten Pferde werden meistens mit 6 Monaten abgesetzt.

Erwachsen werden Pferde – je nach Rasse und Persönlichkeit – mit etwa 5 bis 7 Jahren. Geschlechtsreif werden sie aber schon vorher. Stuten werden mit etwa 12 bis 18 Monaten geschlechtsreif, Hengste mit etwa 12 bis 20 Monaten.

Verwandtschaft

Pferde gehören zur Familie der Pferde (Equidae), deren einzige Gattung Equus ist.

Systematik

Zur Gattung der Pferde (Equus) gehören auch die Arten:

  • Afrikanischer Wildesel (Equus africanus)
  • Afrikanischer Esel (Equus asinus)
  • Steppenzebra (Equus burchellii)
  • Grevyzebra (Equus grevyi)
  • Asiatischer Halbesel (Equus hemionus)
  • Kiang (Equus kiang)
  • Kulan (Equus luteus)
  • Onager (Equus onager)
  • Przewalskipferd, Urwildpferd (Equus przewalskii)
  • Quagga (Equus quagga)
  • Bergzebra (Equus zebra)

Rassen

Zur Art des Pferdes (Equus caballus) gehören etwa 450 Rassen. Hier mal eine kleine Auflistung, wieviele Rassen in welchen Gebieten ihren Ursprung haben:

  • etwa 189 Rassen auf dem europäischen Festland
  • etwa 44 Rassen in Großbritannien, Irland und Island
  • etwa 62 Rassen in Russland, dem Balkan und den umliegenden Ländern
  • etwa 63 Rassen in den USA und Kanada
  • etwa 24 Rassen in Mittel- und Südamerika
  • etwa 16 Rassen in dem nahen Osten
  • etwa 14 Rassen in Afrika
  • etwa 30 Rassen in Asien
  • etwa 7 Rassen in Australien

Einen großen Teil der Rassen sind heute auch in vielen anderen Gebieten zu finden. Auch gibt es heute immer noch Wildpferde. Zu den heutigen Rassen, die wirklich noch wild leben gehören u.a.:

  • Abaco-Wildpferd auf den Bahamas und der Dominikanischen Republik
  • Ainos-Pony auf der Insel Kephalonia in Griechenland
  • Assateague-Pony auf der Insel Assateague vor der Küste Virginias in den USA
  • Chincoteague-Pony auf der Insel Chincoteague vor der Küste Marylands in den USA
  • Connemara-Pony in Irland
  • Misaki-Pony in Japan
  • Namibisches Wildpferd, oder auch Wüstenpferd, in Namibia
  • Przewalski-Pferd von Polen bis zur Mongolei
  • Riwoche-Pony in Tibet
  • Tarpan in Polen, allerdings handelt es sich hier um eine Rückzucht, die Original-Rasse ist augestorben

Auch gibt es einige Rassen, die als Wildpferde gelten, aber als Reit- und Nutzpferd gezüchtet werden. Darunter gehören u.a. folgende Rassen:

  • Brumby in Australien
  • Camargue-Pferd (siehe Foto) in der Camargue in Südfrankreich
  • Dartmoor-Pony in Südwest-England
  • Dülmener im Merfelder Bruch in Dülmen, Westfalen
  • Exmoor-Pony in Exmoor/England
  • Mustang in den USA
  • Sable-Island-Pony in Kanada
  • Sardisches Pony auf Sardinien/Italien
  • Skyros-Pony auf der Insel Skyros in Griechenland
  • Turkmenisches Pferd in Turkmenistan und Iran

Status

Die Hauspferde sind weltweit zahlreich vertreten. Wie viele Tiere es insgesamt gibt, ist nicht bekannt. In Deutschland jedenfalls leben etwa 1 Million Pferde.

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Pferd: Merkmale und Lebensweise des Herdentieres
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Bildnachweise: Rusla Ruseyn/shutterstock (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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