Obedience: sinnvolle Hundebeschäftigung für Alltag und Wettkampf

Obedience Hunde Herrchen
  • Obedience ist eine Hundesportart, mit der sich ein Hund sehr gut beschäftigen und auslasten lässt. Ursprünglich stammt sie aus England, in Deutschland gibt es seit 2002 offizielle Prüfungen.
  • Zu den Kernelementen im Training und bei Prüfungen zählen kontrolliertes Verhalten in verschiedenen Situationen und gutes Teamwork zwischen Hund und Hundeführer(in).
  • Aufgrund ihrer Arbeitsfreude eignen sich manche Hunderassen besser als andere. Das gilt besonders für Wettkämpfe. Grundsätzlich ist Obedience aber mit jedem Hund möglich.

In unserem Ratgeber bekommen Sie Tipps und Informationen rund ums Obedience-Training, das viele spannende und abwechslungsreiche Elemente enthält und sich auch für Freizeitsportler ohne Turnierambitionen eignet.

1. Obedience: Eine (junge) Hundesportart aus England

obedience training hund leine

Obedience-Training erleichtert auch den Alltag: Entspanntes Laufen an der Leine funktioniert perfekt.

Die aus England importierte Hundesportart Obedience ist in Deutschland erst wenige Jahrzehnte etabliert, hat aber im hundeverrückten Königreich eine lange Tradition. Die korrekte Übersetzung von Obedience lautet Unterordnung. Das Wort stammt vom englischen „to obey“, was „etwas befolgen“ und „gehorchen“ heißt.

In Varianten existiert der Hundesport schon sehr viel länger. In seiner heutigen Form hat er sich aber aus den Working Trials nach dem Ersten Weltkrieg in Großbritannien entwickelt. Der erste offizielle Wettkampf fand bereits 1924 in London statt, damals als General-Obedience.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden reine Obedience-Wettkämpfe etabliert und erstmals auch alle Hunderassen zugelassen. Zuvor waren ausschließlich Deutsche Schäferhunde vertreten, nachdem diese Hunderasse auch im Krieg häufig eingesetzt worden war. Der Durchbruch gelang der Sportart, nachdem sie 1955 auf der weltweit größten Hundeausstellung, der Crufts, vorgestellt wurde.

Deutsche Wettkämpfe gibt es seit 2002, und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Inzwischen sind sie aus dem Turniersport nicht mehr wegzudenken. Allerdings ist mit Obedience mehr als nur der Wettkampf und das Training im Hundesportverein gemeint: Viele Hundetrainer beziehungsweise Hundeschulen bieten derartige Kurse an, um Hundehalter und Hund fit für den Alltag zu machen. Gehorsamsübungen müssen dabei überhaupt nicht langweilig sein. Im Gegenteil: Man kann sie bequem in das alltägliche Training mit dem Hund integrieren.

2. Obedience-Prüfungen: Voraussetzungen und Kernelemente

An so genannten Offenen Obedience-Prüfungen darf jeder teilnehmen, unabhängig davon welcher Hunderasse der Hund angehört. Voraussetzung ist allerdings die Mitgliedschaft in einem VDH-Mitgliedsverein/ -verband sowie eine mit dem Hund zuvor abgelegte Begleithundeprüfung. Auch die Begleithundeprüfung enthält bereits Obedience-Elemente, beispielsweise die Übung „bei Fuß laufen“, „Sitz“, „Platz“ oder die „Kehrtwende“. Wer eine gute Begleithundeprüfung gelaufen ist, kann gleich mit den ersten Obedience-Wettkämpfen weitermachen.

Tipp: Unterordnung wird auch in anderen Hundesportarten verlangt. Der Gehorsamsteil in Prüfungen zur Rettungs- und Schutzhundeausbildung beispielsweise ist ähnlich aufgebaut wie viele Obedience-Prüfungen.

2.1. Die Prüfungsordnung regelt die Details

Obedience Hund Ablage

Ein Teil von Obedience-Prüfungen ist die Ablage des Hundes. Dabei sind die Ablagestellen genau markiert.

Beim Obedience gibt es vier Klassen: Neulinge starten in der Klasse „Beginner“; von dort aus kann das Mensch-Hund-Team erfolgreich in die Klassen 1, 2 oder 3 aufsteigen. Voraussetzung dafür ist jedes Mal eine bestimmte Mindestpunktzahl, um die Prüfung zu bestehen.

Bei jeder Prüfung werden die insgesamt zehn Übungen (und der „Gesamteindruck“) mit Punkten bewertet. Am Ende richtet sich die Platzierung nach der erreichten Gesamtpunktzahl. In die nächst höhere und damit auch schwierigere Klasse darf aufsteigen, wer insgesamt mit „vorzüglich“ (mindestens 80% der zu erreichenden Punkte) bewertet wurde.

Die Durchführung von Wettkämpfen wird in Deutschland durch die VDH-Obedience-Prüfungsordnung (VDH-OB PO) geregelt. Hier sind die Klassen 1 und 2 an die internationalen FCI-Klassen angelehnt, die Klasse 3 entspricht der FCI Internationale-Obedience-Klasse 3. Was genau in jeder Klasse verlangt wird sowie weiteres Reglement zur Ausstattung des Hundes, zum Zubehör, zur Vergabe von Sicht- und Hörzeichen und viele weitere Regelungen finden Sie in der Prüfungsordnung.

2.2. Der Prüfungsablauf

Schrittfolge Obedience

Obedience-Prüfungen beinhalten immer auch ein Laufschema nach festen Regeln und festen Schrittfolgen.

Die Übungen und der Schwierigkeitsgrad in den einzelnen Klassen sind genau geregelt. In welcher Reihenfolge die Übungen absolviert werden müssen, wird jedoch erst kurz vorher vom Leistungsrichter bekanntgegeben. Zu den Kernelementen gehört das „bei Fuß“ laufen, bei dem der Hund freudig und möglichst eng am Bein auf der linken Seite des Hundeführers läuft, Blickkontakt hält und sich möglichst exakt mit der Schulter auf Höhe des menschlichen Knies befindet. Verschiedene Geschwindigkeiten wie besonders langsames Gehen oder der Laufschritt stellen eine besondere Herausforderung dar, weil der Hund sich nicht vom Bein wegbewegen darf.

Weitere Übungen sind „Sitz“ und „Platz“, wobei beide Übungen auch aus der Bewegung heraus erfolgen müssen. Hinzu kommen Aufgaben wie die Geruchsidentifikation. Hier muss der Hund aus einer Reihe an Gegenständen denjenigen herausfinden, den der Hundeführer zuvor berührt hat. Verschiedene Positionswechsel, das Vorausschicken des Hundes in ein Viereck aus Pylonen sowie das Apportieren von Metallgegenständen oder Hölzchen sind ebenfalls Bestandteil der Prüfungen.

Zudem muss der Hund in der Lage sein, ruhig in einer Gruppe von Hunden liegen zu bleiben, während der Besitzer weg geht. Er muss sich ohne Aggression zu zeigen abtasten lassen und grundsätzlich alle Übungen auch auf eine größere Distanz hin ausführen können.

2.3. Gelungenes Zusammenspiel: Gehorsam ist wichtig, aber nicht alles

obedience apportieren

Aufgaben in unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad: Richtiges Apportieren gehört zum Obedience dazu.

Obedience wird zwar mit Unterordnung gleichgesetzt, allerdings geht es nicht ausschließlich um blinden Gehorsam. Teamwork zwischen Hundeführer und Hund ist besonders wichtig, vor allem weil bei Prüfungen die Abfolge der einzelnen Übungen vorher nicht bekannt ist.

Lust am Arbeiten ist ein weiteres wichtiges Element – mit einem unmotivierten Hund wird das Training schwierig. Außerdem kommt es auf die korrekte Ausführung von Übungen an: Je exakter, desto mehr Punkte.

Zudem ist Sozialverträglichkeit des Hundes eine grundlegende Voraussetzung für Obedience-Wettkämpfe. Zeigt sich der Hund nicht sozialverträglich – während der Prüfung oder im Verlauf des Wettkampftags – wird er disqualifiziert.

2.4. Exakt und nicht „irgendwie“: Die Bewegungsabläufe müssen stimmen

Beim Obedience kommt es auf die Feinheiten an. Wer hier Erfolg haben will, muss beim Training auf Präzision achten. Beispielsweise darf sich der Hund bei angesagten Positionswechseln, vom „Sitz“ ins „Platz“ und anschließend ins „Steh“ oder umgekehrt,  nicht von der Stelle bewegen. Nicht nur das exakte, sondern auch das möglichst elegante Ausführen der Übungen wird dabei bewertet – die Bewegungsabläufe sollen genau und fließend sein.

So viel Harmonie wird nur erreicht, wenn sowohl der Hund als auch der Besitzer hoch motiviert sind und erkennbar Freude am Arbeiten haben. Viel Vertrauen ist dabei eine Grundvoraussetzung, was auch daran erkennbar ist, dass der Umgang mit dem Hund in mehreren Klassen eigens bewertet wird: Teilnehmer der Klassen „Beginner“, „1“ und „2“ werden auf eine gelungene Verständigung mit dem Hund hin geprüft. In Klasse „3“ wird direkt die Ausführung jeder einzelnen Übung bewertet.

3. Teamwork fördern: Obedience stärkt die Bindung zum Halter

Ein eingespieltes Mensch-Hund-Team ist eine tolle Voraussetzung fürs Training, genau diese enge Bindung steht bei Obedience im Fokus. Wenn Sie die Arbeit zwischen Ihnen und Ihrem Hund verbessern, gemeinsam Übungen lernen und sich an kleinen Fortschritten freuen wollen, ist Unterordnungstraining genau das Richtige.

Die Kontrolle über den Hund – im positiven Sinne – ist nämlich nicht nur auf dem Hundeplatz, sondern auch im Alltag eine feine Sache. Jederzeit abrufbar zu sein beispielsweise, auch unter Ablenkung, gehört fast schon zur hohen Schule und ist eine der schwierigsten Situationen im Hundetraining überhaupt.

4. Gebrauchshunde sind in Wettkämpfen oft besonders erfolgreich

obedience fuß gehen

Ein Belgischer Schäferhund beim „Fuß laufen“. Eng am Bein, freudig und mit Blickkontakt zum Hundeführer.

Es gibt einige Hunderassen, die im Hundesport besonders erfolgreich sind. In der Regel handelt es sich dabei um Gebrauchshunderassen, also Hunderassen, die zu einem bestimmten Zweck gezüchtet wurden. Im Obedience sind es besonders Hunde mit einem ausgeprägten „will to please“, die erfolgreich hervorstechen. Diese Hunde sind unglaublich arbeitsfreudig, wollen ihren Besitzern gefallen und warten regelrecht auf den nächsten Befehl.

Ganz vorne mit dabei sind Schäferhunde, vor allem die belgischen Rassen wie Malinois oder Tervueren, sowie Border Collies, Pudel und Retriever. Grundsätzlich ist Obedience aber für jeden Hund geeignet.

Tipp: Besonders erfolgreich sind Hunde, die sich bei den Prüfungen als wesensfest und auch sozial im Umgang mit anderen Hunden und Menschen zeigen. Weil Gebrauchshunde wie z.B. Belgische Schäferhunde oft nicht ganz einfach in der Erziehung sind, sollte auch außerhalb des Hundeplatzes viel Wert und Zeit auf eine gute Sozialisation und eine gute „Alltagstauglichkeit“ gelegt werden.

5. Auch ohne sportliche Ambitionen: Obedience eignet sich für jeden Hund

Obedience ist eine Trainingsform, die sich für jede Hunderasse und auch jedes Hundealter eignet! Selbst eher eigenwillige Rassen, vom Dackel bis zum Herdenschutzhund, können mit Konsequenz und der richtigen Motivation Obedience-Elemente lernen – Sie müssen ja nicht gleich auf Wettkämpfen starten. Ob Sie mit Spielzeug oder Leckerchen als Belohnung arbeiten, hängt davon ab, mit was Ihr Hund zu begeistern ist. Fest steht: Obedience festigt nicht nur die Beziehung zum Hund, sondern es macht Spaß, gemeinsam an einer Aufgabe zu arbeiten.

Ob Sie sich auf einzelne Übungen konzentrieren, beispielsweise Apportieren oder korrektes Bei-Fuß-Laufen, oder ob Sie eine kleine Kür zusammenstellen, ist Ihnen überlassen. Achten Sie auf die genaue Ausführung der Übungen und trainieren Sie in kleinen Schritten, damit der Hund Spaß daran behält.

Wichtig: Bringen Sie Ihrem Hund keine festen Abfolgen bei und lassen Sie ihn beispielsweise nicht immer vom Sitz ins Platz gehen.

Wenn Hunde bei einer Aufgabe nicht weiterwissen, fangen sie oft an, bekannte Übungen „anzubieten“ und beginnen dann, schlampig und unsauber zu arbeiten, um schneller an die Belohnung zu kommen. Am besten ist es, jede Übung für sich zu trainieren und mit der entsprechenden Motivation (Futter, Spiel etc.) abzuschließen.

Hinweis: Weil Obedience nur wenig körperliche Belastung für Hund und Hundeführer bedeutet, kann der Sport auch mit Einschränkungen ausgeübt werden. Als Rollstuhlfahrer/in können Sie beispielsweise genauso an offiziellen Prüfungen teilnehmen.

6. Rally-Obedience: Eine spaßige Variante mit viel Action

Rally-Obedience ist eine Variation des klassischen Wettkampf-Obedience und kommt aus den USA. Im Grunde ist Rally-Obedience eine Kombination aus Obedience und Agility und eine spaßige Variante, Elemente der Unterordnung neu zu präsentieren.

Rally Obedience

Ob klassisches oder Rally-Obedience: Prinzipiell ist die Hundesportart für alle Rassen geeignet.

Ziel ist es, als Mensch-Hund-Team möglichst schnell einen Parcours zu absolvieren, wobei die einzelnen Übungen durch Schilder angezeigt werden und auch zu überwindende Hindernisse integriert sind.

Im Gegensatz zum klassischen Obedience laufen die Prüfungen deutlich actionreicher und mit mehr Interaktion ab, da das Mensch-Hund-Team auf vielfältige Weise miteinander kommunizieren und auch angefeuert werden darf.

Je nach Reglement wird entweder mit einer Maximalpunktzahl gestartet und das Ziel ist, möglichst viele Punkte davon zu behalten, oder man versucht, mit jeder Übung so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Gewinner ist am Ende jedoch immer das Team mit der höchsten Punktzahl. In Deutschland wurde Rally-Obedience beispielsweise vom Deutschen Verband der Gebrauchshundsportvereine (DVG) in das Programm aufgenommen.

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