- Hannoveraner gehören zu den erfolgreichsten Sportpferden weltweit und haben schon zahlreiche Olympia- und Weltmeistertitel erreicht.
- Die lange Zuchttradition der Rasse hat ein edles, gelehriges und zuverlässiges Pferd für Sport und Freizeit hervorgebracht.
- Hannoveraner sind absolute Allround-Talente – ob Springen, Dressur, Vielseitigkeit oder Fahren.
Der Hannoveraner ist ein sportliches und leistungsfähiges Pferd mit anmutigen Gängen. Diese Eigenschaften machen ihn zu einer der erfolgreichsten Pferderassen der Welt. Zahlenmäßig bilden Hannoveraner die stärkste Warmblutzucht in Europa. Und auch im Pferdesport belegen sie regelmäßig Spitzenplätze in allen Meisterschaften. Sie sind vielseitig im Springen und in der Dressur einsetzbar, was die Rasse auch im Freizeitbereich zu beliebten Pferden macht.
Im folgenden Artikel erfahren Sie alles über die Erfolgsgeschichte der Hannoveraner: ihre Zucht, den interessanten Charakter dieser Pferde und ihren bedeutenden Einfluss auf den Pferdesport. Sie erfahren außerdem, worauf es bei der Haltung ankommt und wo Sie einen Hannoveraner kaufen können. Am Ende finden Sie die wichtigsten Informationen in einem Steckbrief zusammengefasst.
Inhalt
1. Hannoveraner kommen aus einer alten Zuchttradition
Das Hauptzuchtgebiet der Hannoveraner ist, wie der Name bereits vermuten lässt, im niedersächsischen Hannover. Erste Belege der Rasse reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Der eigentliche Startschuss für die moderne Zucht fiel allerdings 1735 mit der Gründung des Landgestüts Celle durch Georg II. Er war König von Großbritannien aus dem Haus Hannover und errichtete das Gestüt, um die bäuerliche Pferdezucht zu fördern und die Kavallerie mit leistungsfähigen Pferden auszustatten.
Die Urväter der Hannoveraner waren Holsteiner Hengste, die mit englischem Voll- und Halbblut veredelt wurden. Die Zuchtstuten wurden vorwiegend auf bäuerlichen Höfen gehalten, was auch bis heute noch kennzeichnend für die Hannoveranerzucht ist.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Landwirtschaft zunehmend motorisiert wurde, spezialisierten sich die Züchter auf die Umstellung der Pferde zu einem sportlichen Reitpferd. Mithilfe von Trakehnern und Vollblütern wurde der Hannoveraner erneut veredelt und schließlich zu dem vielseitigen, edlen und rittigen Pferd, das es heute ist.
1.1. Der Hannoveraner Verband kontrolliert die Zucht
1888 wurde das Hannoveraner Stutbuch gegründet, was bis heute als Basis für die Systematik der Stutenstämme dient. Mittlerweile gibt es mehr als 1.500 hannoversche Stutenstämme mit rund 16.000 eingetragenen Zuchtstuten. Weiterhin stehen den Züchtern rund 400 Hengste zur Verfügung. Damit gehört Niedersachsen zu einer der führenden und größten Warmblutzuchten weltweit.
Durch einen Zusammenschluss der Züchter wurde 1922 der Verband hannoverscher Warmblutzüchter gegründet, wodurch die Zucht zentralisiert und unter einheitlichen Zielen kontrolliert wird. Der Hauptsitz des Hannoveraner Verbandes ist in Verden. Er verwahrt die Zuchtbücher, sammelt alle Daten und Informationen und stellt die Equidenpässe aus. Jedes Pferd dieser Rasse erhält den Hannoverschen Brand – nur mit diesem Brandzeichen sind sie offiziell beim Verband eingetragen.
1.2. In Verden findet die größte Hannoveraner-Auktion statt
Rekordpreise für Elite-Pferde
Den höchsten Preis auf der Eliteauktion erzielte 2011 der dreijährige Hengst Lemony’s Nicket. Die Rekordsumme von 900.000 Euro zahlte ein amerikanischer Züchter für den gekörten Prämienhengst. Den zweit höchsten Preis erzielte 2006 Londontime mit 510.000 Euro.
Der Hannoveraner Verband richtet außerdem zahlreiche Lehrgänge und Seminare aus, das Reitturnier Verden International sowie die große Verdener Auktion. Bei diesem Pferdemarkt werden rund 900 Hannoveraner jedes Jahr versteigert und an neue Besitzer verkauft. Die Auktionen finden alle zwei Monate statt. Das Angebot umfasst Fohlen, Zuchtstuten, Hengste und Reitpferde. Höhepunkt ist jedes Jahr die Hengstkörung mit anschließendem Hengstmarkt.
2. Ein gut proprtioniertes Sport- und Freizeitpferd
Hannoveraner wurden von Beginn an als leistungsfähige Pferde gezüchtet und im Laufe der Zeit als Vorbild eines idealen Sportpferdes weiterveredelt. Sie sollen gut proportioniert sein mit einem geraden, nicht zu langen Rücken, einer tiefen Brust und ausgeprägten Gelenken. Der ausdrucksvolle Kopf geht in einen muskulösen, getragenen Hals über.
Das Zuchtziel war ein Pferd für den Reitsport, das sich sowohl für Dressur, Springen und als Freizeitbegleiter eignet. Es existieren zahlreiche Typen und Größen innerhalb der Rasse, je nachdem für welche Disziplin sie sich am besten eignen. Als Stockmaß wird eine Höhe von 165 Zentimetern angestrebt, jedoch können Hannoveraner auch deutlich größer sein.
Als deutsches Reitpferd sollen Hannoveraner edel sein und im Pferdesport eine gute Figur machen, deswegen werden sie auch nur in den Grundfarben Braun, Fuchs, Schimmel und Rappe gezüchtet.
2.1. Die temperamentvollen Pferde sind nervenstark und gelehrig
Seine Herkunft aus der Landwirtschaft und dem Militärdienst merkt man dem Hannoveraner auch heute noch an: er ist nervenstark und stets einsatzbereit. Er möchte mit dem Menschen arbeiten und stellt sich jeder Herausforderung. Diese Eigenschaften machen ihn natürlich auch für den Turniersport zu einem ausgezeichneten Partner.
Hannoveraner haben ein lebhaftes Temperament und sind sehr gelehrig. Bei der Zucht wird auf einen ausgeglichenen Charakter geachtet, damit sie als Sport- und Freizeitpferde gleichermaßen ihrem Reiter zuverlässig zur Seite stehen.
2.2. Die Rasse eignet sich für Springen und Dressur
Hannoveraner sind Allround-Talente und gehören zu den beliebtesten Sportpferden. Ihr Erfolgsrezept ist das anmutige und athletische Gangwerk, mit dem sie besonders als Dressurpferde eine exzellente Figur machen.
Gleichzeitig besitzen sie ein sehr gutes Springvermögen und lassen sich somit auch als Springpferde und im Vielseitigkeitssport zuverlässig reiten. Mit ihrem ausgeglichenen Charakter, ihrer Gelehrigkeit und dem eleganten Erscheinungsbild eignen sie sich sogar als Fahrpferd.
Wenn Sie auf der Suche nach einem umgänglichen Freizeitpferd sind, ist ein Hannoveraner definitiv die richtige Wahl. Im einfachen Sport sind die Tiere wahre Multitalente. Gerade für Reitanfänger sind die gutmütigen Tiere eine gute Investition.
Im Leistungssport hingegen werden die Pferde streng auf ihre Eignung geprüft. Es gibt spezielle Zuchtlinien für herausragende Sprung- oder Dressurpferde. Die Rasse wird deswegen auch von Profis sehr geschätzt.
Olympiasiege und Weltmeistertitel: Hannoveraner haben bereits zahlreiche Goldmedaillen bei Olympischen Spielen sowie in Welt- und Europameisterschaften abgestaubt. Allein 25 Olympia-Siege sprechen für ihre Turnierqualitäten. Kaum eine andere Pferderasse kann eine solche Erfolgsquote vorweisen.
3. Hannoveraner sind eine unkomplizierte Pferderasse
Hannoveraner sind sehr genügsame Pferde. Sie sind absolut unkompliziert und stellen keine besonderen Ansprüche, solange auf eine artgerechte und fürsorgliche Haltung geachtet wird. Eine saubere Box, gründliches Ausmisten sowie die tägliche Pferdepflege sind hierbei natürlich Voraussetzung.
Wie alle Pferde verbringen sie gerne viel Zeit an der frischen Luft und beim sommerlichen Grasen auf einer ruhigen Koppel. Als Leistungspferde brauchen sie sehr viel Bewegung und Beschäftigung. Arbeiten Sie mit dem Pferd und fordern ihn ausreichend, damit ihm nicht langweilig wird.
Da Hannoveraner sehr lernfähig sind, wird Ihnen das gemeinsame Training viel Spaß machen. Bei konsequenter Übung werden Sie beide schnell erste Erfolge haben und sich gegenseitig motivieren.
3.1. Die richtige Pflege und gesunde Ernährung
Die tägliche Pflege umfasst das Bürsten und Striegeln des Fells, Hufe auskratzen sowie Mähne und Schweif von Verunreinigungen befreien und verlesen. Einen gesunden und gepflegten Hannover erkennen Sie an seinem glänzenden Fell, den wachen Augen und seiner muskulösen Statur.
Beim Futter sind die Tiere ebenfalls sehr unkompliziert. Stellen Sie Ihrem Pferd immer ausreichend Raufutter (vor allem Heu und Stroh) zur Verfügung. Wie viel Kraftfutter und welche Zusammensetzung Sie zusätzlich füttern, kommt immer auf die Größe, Geschlecht und Leistungsanforderung des Pferdes an.
Achtung: Die Hauptnahrungsquelle für Pferde ist das Raufutter. Kraftfutter wird nur nach Bedarf zugefüttert und ist nicht als Grundnahrung geeignet. Kraftfutter muss von Pferd zu Pferd je nach Nährstoff- und Energiebedarf unterschiedlich dosiert und ausgewählt werden.
3.2. Eine gesunde Rasse ohne spezifische Erkrankungen
Aufgrund der guten Zuchtbedingungen sind bei Hannoveranern keine rassetypischen Krankheiten bekannt. Dennoch sind die Tiere vor allgemeinen Pferdekrankheiten, die besonders bei schlechter Haltung und falscher Fütterung auftreten können, nicht geschützt. Bei einer zu großen Nährstoffzufuhr und zu wenig Bewegung können die Tiere unter schweren Koliken und Verdauungsstörungen leiden.
Als leistungsorientierte Sportpferde sind außerdem Erkrankungen des Bewegungsapparates eine häufige Begleiterscheinung. Sehnen, Bänder und Gelenke verschleißen mit der Dauer, wenn die Tiere im Hochleistungssport eingesetzt werden. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um ein rassespezifisches Risiko, sondern betrifft alle Sportpferde.
4. Wo Sie einen Hannoveraner kaufen können
So vielseitig Hannoveraner sind, so unterschiedlich ist auch der Anschaffungspreis. Sind Sie auf der Suche nach einem Spitzenpferd mit ausgezeichneter Veranlagung und Abstammung, sind die Verdener Auktionen natürlich die beste Adresse, um ein Pferd zu kaufen. Die Durchschnittspreise dort schwanken jedes Jahr zwischen 20.000 bis 40.000 Euro für ein ausgebildetes Jungpferd.
Tipp: Der „Verein zur Förderung des Reitsports auf hannoverschen Pferden“ (FRH) hat es sich zum Ziel gemacht, talentierte Reiter zu fördern und mit jungen vielversprechenden Pferden zusammenzubringen.
Wenn Sie auf der Suche nach einem freundlichen Freizeitpferd sind, werden Sie aber auch deutlich günstigere Pferde über andere Züchter, Verkaufsbörsen und Ausschreibungen finden. Ein junger Wallach ist beispielsweise bereits ab 5.000 Euro erhältlich.
Je besser ausgebildet das Pferd ist, desto höher ist auch der Preis. Überlegen Sie sich vorab gut, mit welchem Vorsatz Sie ein Pferd suchen. Lassen Sie sich Zeit bei der Suche und der Auswahl. Ein Pferd kauft man nicht überstürzt, schließlich bindet man sich für viele Jahre an das Tier.
4.1. Weitere Anschaffungskosten und regelmäßige Ausgaben
Neben dem Anschaffungspreis braucht ein Pferd eine Unterkunft, Futter und Pflege – da kommen einige monatliche Fixkosten auf Sie zu. Zusätzlich müssen Sie Reitstunden, Tierarzt und Ausstattung mit einplanen. Möchten Sie überdies an Turnieren teilnehmen, kommen Nenngebühren und Transportkosten hinzu.
In der Übersicht haben wir die wichtigsten Kosten für Sie zusammengestellt:
- Stallmiete: je nach Lage und Ausstattung ab 150 Euro bis über 300 Euro
- Hufschmied: etwa alle acht Wochen, 30–100 Euro
- Impfungen: 120–150 Euro jährlich
- Zahnpflege: Ein Pferdezahnarzt sollte einmal pro Jahr kommen, 130 Euro
- Pferdehaftpflichtversicherung: ab 100 Euro im Jahr
- Reitunterricht: ab 50 Euro monatlich, je nach Trainer und Niveau
- Ausrüstung: Sattel, Trense, Halfter, Putzzeug – bei der Erstanschaffung kommen schnell 2.000 Euro zusammen
- Tierarzt: Hierfür sollten Sie immer ausreichend Rücklagen haben, denn wenn er einmal kommen muss, kann es schnell teuer werden
5. Alle Infos zusammengefasst
STECKBRIEF | Hannoveraner |
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Ursprung | Niedersachsen, Deutschland |
Verbreitung | weltweit sehr beliebt |
Stockmaß | 160–185 Zentimeter |
Typ | Warmblut |
Lebenserwartung | 20–35 Jahre |
Charakter und Wesen | ausgeglichen, gelehrig, nervenstark, temperamentvoll |
Aussehen | kräftiger Körper, gute Proportionen, langer Hals, aufmerksame große Augen |
Gang | athletisch, schwungvoll |
Farbe | alle Grundfarben: Braun, Rappe, Fuchs, Schimmel |
Geeignet als | Freizeit- und Sportpferd |
Verwendung | Dressur, Springen, Fahren |