wissenschaftlicher Name: Hylobatidae. Gibbons sind eine Familie der Affen.
Infos zu den Gibbons:
- Überfamilie: Menschenartige (Hominoidea)
- Teilordnung: Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhina)
- Unterordnung: Affen (Anthropoidea)
- Ordnung: Primaten (Primates)
- Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
- Klasse: Säugetiere (Mammalia)
- Unterstamm: Kiefertiere (Gnathostomata)
- Stamm: Chordatiere, Rückensaitentiere (Chordata)
- Unterabteilung: Neumundtiere (Deuterostomia)
- Bilateria
Allgemeines
Die Gibbons sind die kleinsten und leichtesten Menschenartigen Affen. Sie stehen systematisch gesehen zwischen den Tieraffen und den Menschenaffen. Als Beispiel hierfür haben sie noch Gesäßschwielen, die allerdings nicht sehr ausgeprägt sind. Gibbons sind so genannte Handkletterer. Die Mittelhandknochen und die Finger sind verlängert, der Daumen dagegen ist sehr kurz und außerordentlich tief angesetzt. Somit ist der Daumen zum Greifen nicht geeignet, die Finger dagegen sind richtige Greifhaken. Die Gibbons gelten als die besten Luft- und Baumakrobaten unter den Primaten. Die meiste Zeit halten sie sich auf und zwischen den Bäumen auf. Am Boden laufen sie immer auf ihren Hinterbeinen und halten mit ihren langen Armen die Balance.
Die Gibbons erreichen einen Körperlänge von bis zu 90 cm und haben wie die Menschenaffen keinen Schwanz. Das Fell ist dicht mit seidig weichem Haar. Es gibt die verschiedensten Farbvarianten. Der Kopf ist rundlich, die Kieferpartie ist nicht betont. Der Brustkorb und die Schultermuskeln sind kräftig ausgeprägt.
Fortpflanzung
Nach einer Tragzeit von etwa 210 Tagen bringt das Weibchen ein Junges zu Welt. Es klammert sich sofort an den Bauchpelz der Mutter. Bei der Geburt haben alle Gibbon-Babys ein weißes bis grauweißes Fell. Die Pigmentation entwickelt sich erst allmählich. Sie fängt am Kopf an und breitet sich nach unten aus. Geschlechtsreif werden Gibbons mit etwa 7 Jahren. Erst dann ist auch die Färbung komplett abgeschlossen.
Verwandtschaft
Gibbons gehören zur Überfamilie der Menschenartigen (Hominoidea)
dazu gehören auch die Familien:
- Echte Menschen (Hominidae)
- Menschenaffen i.w.S. (Pongidae)
Systematik
Zur Familie der Gibbons (Hylobatidae) gehören die Gattungen:
- Gibbons (Hylobates)
- Siamangs (Symphalangus)
Gattungen und Arten
Die Gattung der Gibbons (Hylobates) besteht aus 7 Arten:
Der Ungka (Hylobates agilis) lebt auf der Malaiischen Halbinsel und auf Sumatra. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 45-64 cm und ein Gewicht von bis zu 5,9 kg. Die Färbung des Fells ist unterschiedlich. Sie reicht vom blassen gelb, über rot, bis zum dunklen braun. Es gibt auch mehrfarbige Tiere. Die Oberseite der Hände und Füße ist immer dunkel. Rufe: Männchen haben ein zweiphasiges Heulen, die Weibchen haben kurze hohe Töne, wobei der höchste Ton gehalten wird. Einzelne Sequenzen sind etwa 15 Sekunden lang.
Der Hulock (Hylobates hoolock) ist der am weitesten nordwestlich verbreitete Gibbon. Er lebt in den hügeligen Wäldern von Bangladesch, Ostindien, Südchina und Nordburma. Der Hulock gilt als der typische Gibbon. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 46-63 cm und ein Gewicht von bis zu 5,6 kg. Sein Name stammt aus der Hindi-Sprache und führt auf seinen lauten Ruf zurück, der sich wie „uluk“ anhört. Sein Gesang allerdings besteht aus zwei verschieden hohen Tönen. Die Färbung der Hulocks ist geschlechtsabhängig. Die Weibchen sind schwarz, grau, braun oder gelbbraun, die Männchen dagegen sind schwarzbraun bis tiefschwarz. Die Jungtiere sind alle erst einmal grau. Das Erkennungsmerkmal der Hulocks ist aber bei beiden Geschlechtern vorhanden, nämlich das weiße Stirnband quer über den Augen. Die Nahrung besteht aus Früchten, Blättern, jungen Trieben, Spinnen, Insekten, Larven und Vogeleiern. In der Zeit von November bis März werden die Jungen geboren. Geschlechtsreif wird der Hulock mit etwa 5 Jahren.
Der Lar oder Weißhandgibbon (Hylobates lar) lebt in den Regen- und Trockenwäldern von Südburma, Malaysia, Thailand, Kambodscha und Sumatra und wird dort sogar von den Einheimischen auch als Haustiergehalten. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 42-58 cm und ein Gewicht von bis zu 5,7 kg. Das Fell ist nicht ganz so dicht wie beim Hulock. Die Färbung reicht beim Lar von schwarz, über braun bis gelblich. Das Gesicht ist unbehaart und schwarz, wird allerdings von hellen Haaren umrahmt. Die Oberseite der Hände und Füße ist weiß. Morgens, gleich nach dem Aufwachen halten die Lare ein etwa einstündiges „Konzert“ ab, erst dann begeben sie sich von ihren Schlafplätzen um auf Nahrungssuche zu gehen. Die Nahrung besteht aus Früchten, Knospen, Blüten, Insekten, kleineren Wirbeltieren und Vogeleiern. Selbst Vögel werden verzehrt, hierfür werden sie geschickt aus der Luft gefangen. Zur Wasseraufnahme lässt sich der Lar an seinen langen Armen, an Zweigen hängend zum Wasser herab, taucht dann den Handrücken ein und saugt das Wasser aus den Haaren heraus. Es scheint, als ob der Lar Angst vorm Wasser hat. Wenn er ins Wasser gerät unternimmt er keinerlei Schwimmversuche und ertrinkt. Außerdem saugt sich sein Fell sehr schnell voll. Der Lar lebt in kleinen Familiengruppen von 2-6 Tieren. Alle 2-4 Jahre, nach einer Tragzeit von 7-7½ Monaten bringt das Weibchen 1 Junges zur Welt. Das Junge bleibt etwa 2 Jahre bei der Mutter und wird fast diese ganze Zeit hindurch gesäugt.
Der Silbergibbon, Moloch oder Wauwau (Hylobates moloch) lebt vor allem auf Java und auf den Nachbarinseln. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 45-64 cm und ein Gewicht von etwa 5,9 kg. Das Fell ist silbergrau, wobei die Haube und Brust dunkler sind. Rufe: Männchen haben ein einfaches Geheul, die Weibchen haben kurze hohe Töne, die mit einen kurzen „Blubbern“ enden. Einzelne Sequenzen sind etwa 14 Sekunden lang. Der Silbergibbon gilt als bedroht.
Der Schopf- oder Weißwangengibbon (Hylobates concolor) lebt in den Regenwäldern auf der chinesischen Insel Hainan, in Siam, Laos und Taiwan. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 45-64 cm und ein Gewicht von bis zu 5,7 kg. Auf dem Kopf hat er einen längsgerichteten Haarschopf, bei den Weibchen allerdings nicht sehr ausgeprägt. Die Fellfärbung reicht von braun bis schwarz, wobei die Männchen eher schwarz und die Weibchen eher gelbbraun sind. Die Bärte und Haarkappen haben verschiedene Farben. Die Nahrung besteht aus Früchten, Knospen, Insekten und kleine wirbellose Tiere. Rufe: Das Männchen grunzt und pfeift, das Weibchen hat ansteigende Töne und Geschnatter. Einzelne Sequenzen sind etwa 10 Sekunden lang. Der Schopfgibbon gilt als potentiell gefährdet, der genaue Bestand ist leider unbekannt.
Der Kappengibbon (Hylobates pileatus) lebt in den Wäldern von Südostthailand. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 43-60 cm. Der Kappengibbon hat eine schwarze Kopfplatte, die bei beiden Geschlechtern auftritt. Das Fell des Männchens ist völlig schwarz, das des Weibchens hingegen gelbbraun. Die Geschichtsumrandung, die Oberseite der Hände und Füße sind weiß. Kappengibbons schimpfen sich an den Reviergrenzen gegenseitig aus, selten kommt es dabei zu echten Kämpfen. Die Nahrung besteht aus Blättern, Knospen, Harz und manchmal auch aus Insekten. Rufe: Männchen haben abgehackte Töne, zweiphasig mit Trillern. Im Anschluss an das Trillern setzt das Weibchen ein. Die Weibchen haben kurze, ansteigende Tonfolgen mit häufigen „Blubbern“. Einzelne Sequenzen sind etwa 18 Sekunden lang. Der Kappengibbon gilt als bedroht.
Der Borneogibbon (Hylobates muelleri) lebt auf Borneo. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 45-64 cm. Das Fell ist mausgrau bis braun, wobei die Haube und die Brust dunkler sind. Rufe: Männchen haben einzelne Heultöne, die Weibchen sehr kurze, ansteigende Tonfolgen mit häufigen „Blubbern“. Einzelne Sequenzen sind etwa 10-15 Sekunden lang. Der Borneogibbon gilt als bedroht.
Die Gattung der Siamangs (Symphalangus) besteht aus nur zwei Arten:
Der Siamang (Symphalangus syndactylus) ist der größte Gibbon. Er lebt in den feuchten Bergwäldern in Höhen bis etwa 2000 m auf Sumatra und Malaysia. Der Siamang erreicht stehend eine Höhe von etwa 100 cm und ein Gewicht von bis zu 23 kg. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt rund 75-90 cm. Die 2. und 3. Finger und Zehe sind jeweils bis zur Mitte miteinander verwachsen. Das Fell ist glänzend schwarz und sehr langhaarig, mit einem grauen Bart und rotbraunen Augenbrauen. Der Hodensack ist ebenfalls lang behaart, die Kehle ist mit einem nackten grauen oder rosafarbenen Hautsack verziert, dem Kehlsack. Dieser Kehlsack bläht sich beim Rufen bis über Kopfgröße auf und dient dann als Resonanzorgan. Sie Siamangs halten jeden Morgen „ihr“ Konzert ab. Die Männchen haben tiefe, glockenrein klingende Töne. Die Weibchen und Kinder schließen sich mit ihren höheren Stimmlagen bald dem Konzert an. Der Siamang ist nicht ganz so sprungfreudig wie die anderen Gibbon-Arten. Er schreitet oder läuft eher. Allerdings kann der Siamang aus dem Lauf auf Ästen heraus Schwungflüge mit einer Weite von bis zu 12 m vollbringen. Außerdem kann der Siamang recht gut schwimmen. Er wendet dabei eine Art Brustschwimmen an. Die Nahrung besteht aus Früchten (vor allem Feigen), Blüten, Blätter, junge Triebe, Insekten und Vogeleier. Nach einer Tragzeit von 230-235 Tagen bringt das Weibchen ein Junges, das fast ganz nackt ist.
Der Zwergsiamang (Symphalangus klossi) lebt auf den Hügeln und in den Tiefebenen des Regenwaldes auf den Mentawai-Inseln westlich von Sumatra. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 65-70 cm und ein Gewicht von etwa 5,8 kg. Sie sehen ihrem großen „Bruder“ sehr ähnlich. Auch die Verhaltensweise ist vergleichbar. Der Zwergsiamang lebt in kleinen Familiengruppen, die nur aus einem Paar mit bis zu 3 Jungen besteht. Seine Nahrung besteht aus Früchten, jungen Trieben und Insekten. Rufe: Die Männchen haben ein bebendes Heulen und Stöhnen, die Weibchen auf- und absteigende Tonfolgen zwischendurch mit oder ohne Trillern oder „Blubbern“. Einzelne Sequenzen sind etwa 30-45 Sekunden lang. Der Zwergsiamang gilt als stark gefährdet.