Wissenschaftliche Informationen über das Gewöhnliche Chamäleon, ein Mitglied aus der Unterfamilie der Echten Chamäleons, Reptilien.
wissenschaftlicher Name: Chamaeleo chamaeleon.
Linneus, 1758
Allgemeines
Das Gewöhnliche Chamäleon erreicht eine Körperlänge von 20 bis 30 cm und eine Schwanzlänge von 10 bis 15 cm. Der Körper des Reptils hat einen hohen Rücken mit einem niedrigen Kamm und ist an den Seiten abgeflacht. Am Hinterkopf befindet sich eine Wölbung, die an einen Helm erinnert. Der Schwanz ist extrem beweglich und dient als Greifschwanz. Ebenfalls zum Greifen sind die Füße ausgebildet. Die Zehen stehen sich gegenüber und können wie eine Greifzange zugreifen und bieten somit einen sicheren Halt auf den Ästen, auf denen sich das Chamäleon aufhält. Die Körperfarbe ist normalerweise hell- bis olivgrün mit hellen oder dunklen Flecken – je nach Unterart, und wird durch zwei unregelmäßigen, weißen Längsbändern geziert. Das Gewöhnliche Chamäleon ist aber, wie fast alle seine Verwandten, in der Lage, seine Körperfarbe schnell zu ändern. Je nach Stimmung, Anlass oder Temperatur kann der Körper dann grau, braun oder schwärzlich mit schwarzen Flecken werden. Nachts färbt sich dieses Chamäleon bräunlichgrau. Ist es erregt, dann wird es kontrastreicher.
Ein typisches Chamäleon-Merkmal finden wir natürlich auch beim Gewöhnlichen Chamäleon. Die beiden unabhängig voneinander beweglichen Augen. Chamäleons sind in der Lage dadurch beispielsweise gleichzeitig nach vorne und hinten zu sehen. Sie können so hervorragend ihre Umgebung im Auge behalten und halten so Ausschau nach potenziellen Beutetieren. Durch diese Augen hat das Gewöhnliche Chamäleon ein Sichtfeld von fast 360 Grad.
Ein weiteres Merkmal ist die Zunge. Wenn das Chamäleon ein Beutetier anvisiert hat und dieses nahe genug herangekommen ist, dann schnellt die Zunge in einem Sekundenbruchteil aus dem Maul hervor. Da die Zunge mit einem klebrigen Schleim überzogen ist, bleiben die Beutetiere an ihr hängen und können nicht mehr fliehen. Die Zunge ist extrem dehnbar und kann beim Herausschnellen eine Länge von gut 40 bis 50 cm erreichen.
Das Gewöhnliche Chamäleon hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 2 Jahren. Wenn die Umstände günstig sind, dann ist es sogar möglich, dass das Chamäleon ein Alter von bis zu 4 Jahren erreichen kann.
Verbreitung
Die Heimat ist vor allem die Mittelmeerküste Nordafrikas, sowie Israel, Jordanien, Syrien, der Libanon und die westliche Türkei. Einige kleine Gruppen gibt es auch im Süden Spaniens und Portugals, sowie auf Malta, Kreta, Chios und Samos. Europa ist nicht die ursprüngliche Heimat des Gewöhnlichen Chamäleons, daher geht man davon aus, dass der Mensch diese Tiere eingeschleppt hat. Als Lebensraum dienen hauptsächlich vegetationsreiche Küstenregionen. Das können bepflanzte Dünen sein, genauso wie lichte Wälder und Buschland. Aber immer in der Nähe von Gewässern. In Nordafrika allerdings kann man dieses Chamäleon auch als Bodenbewohner in vegetationsarmen Gebieten entdecken. In den bergigen Gebieten gehen diese Reptilien bis in 2.600 Meter Höhe. Temperaturschwankungen von bis zu 40°C, die zwischen Tag und Nacht entstehen, scheinen diesem Chamäleon nichts anzuhaben.
Lebensweise
Das Gewöhnliche Chamäleon ist ein Busch- und Baumbewohner, ist aber in Nordafrika in vegetationsarmen Gebieten auch als Bodenbewohner zu finden.
Ernährung
Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten, wie Käfer, Heuschrecken oder Raupen. Doch auch andere Insekten stehen auf dem Speiseplan, ebenso Spinnentiere, kleinere Reptilien und sogar kleinere Vögel und Säugetiere. Sogar vor den eigenen Artgenossen machen die Gewöhnlichen Chamäleons nicht Halt. Gefangen werden die Beutetiere durch die lange klebrige Zunge. Den Flüssigkeitsbedarf decken die Chamäleons über die Nahrung.
Fortpflanzung
Die Paarungszeit erstreckt sich über die Monate August und September. In der Zeit gehen die Männchen sehr aktiv auf die Suche nach Weibchen. Wenn sie eines gefunden haben, wird es schon ziemlich unsanft überfallen. Dabei wird der Schwanz des Weibchens beiseite geschoben und der Hemipenis (der zweiteilige Penis) des Männchens wird in die Kloake des Weibchens eingeführt. Etwa 40 bis 60 Tage nach der Paarung, in der Regel im Oktober oder November, wenn die kühlere und regenreichere Jahreszeit beginnt, gräbt das Weibchen ein bis zu 10 cm tiefes Erdloch, in das es 15 bis 50 Eier legt. Dann wird das Erdloch zugescharrt und das Weibchen überlässt die Eier sich selbst. Aufgrund der Keimruhe, die über die Wintermonate herrscht, schlüpfen die Jungen erst im Juli oder August des folgenden Jahres. Beim Schlupf haben die Jungen eine Länge von rund 35 bis 40 mm und graben sich gleich nach dem Schlupf an die Erdoberfläche. Dort angekommen, klettern sie sofort auf einen Strauch oder einem Baum. Da das Weibchen bereits das Nest alleine gelassen hat, sind nun auch die Jungen auf sich selbst gestellt.
Systematik
Die Gesamtsystematik:
- Gattung: Chamaeleo
- Unterfamilie: Echte Chamäleons (Chamaeleoninae)
- Familie: Chamäleons (Chamaeleonidae)
- Teilordnung: Leguanartige (Iguania)
- Unterordnung : Echsen (Lacertilia, veraltet auch Sauria)
- Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata)
- Überordnung: Schuppenechsen (Lepidosauria)
- Teilklasse : Lepidosauromorpha
- Unterklasse: Diapside Reptilien (Diapsida)
- Klasse: Reptilien (Reptilia)
- Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
- Überklasse: Kiefertiere (Gnathostomata)
- Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
- Stamm: Chordatiere (Chordata)
- Stammgruppe: Neumünder (Deuterostomia)
- Unterabteilung: Bilateria
- Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa)
- Unterreich: Vielzeller (Metazoa)
- Reich: Tiere (Animalia)
Zur Gattung der Chamaeleo gehören auch die Arten:
- Basiliskenchamäleon (Chamaeleo africanus)
- Chamaeleo anchietae
- Chamaeleo arabicus
- Chamaeleo calcaricarens
- Jemenchamäleon (Chamaeleo calyptratus)
- Gewöhnliches Chamäleon (Chamaeleo chamaeleon)
- Lappenchamäleon (Chamaeleo dilepis)
- Chamaeleo etiennei
- Fersensporn-Chamäleon (Chamaeleo gracilis)
- Chamaeleo laevigatus
- Chamaeleo monachus
- Wüstenchamäleon (Chamaeleo namaquensis)
- Südafrikanisches Lappenchamäleon (Chamaeleo quilensis)
- Chamaeleo roperi
- Chamaeleo ruspolii
- Senegalchamäleon (Chamaeleo senegalensis)
- Chamaeleo zeylanicus
- Chamaeleo affinis
- Chamaeleo balebicornutus
- Streifenchamäleon (Chamaeleo bitaeniatus)
- Chamaeleo camerunensis
- Chamaeleo chapini
- Chamaeleo conirostratus
- Kammchamäleon (Chamaeleo cristatus)
- Usambara Dreihornchamäleon (Chamaeleo deremensis)
- Chamaeleo eisentrauti
- Blaues Chamäleon (Chamaeleo ellioti)
- Chamaeleo feae
- Poroto Dreihornchamäleon (Chamaeleo fuelleborni)
- Goetze’s Chamäleon (Chamaeleo goetzei)
- Chamaeleo harennae
- Helmchamäleon (Chamaeleo hoehnelii)
- Chamaeleo incornutus
- Chamaeleo ituriensis
- Dreihornchamäleon (Chamaeleo jacksonii)
- Johnstons Chamäleon (Chamaeleo johnstoni)
- Chamaeleo kinetensis
- Seitenstachel-Chamäleon (Chamaeleo laterispinis)
- Marsabit-Chamäleon (Chamaeleo marsabitensis)
- Elefantenohrchamäleon (Chamaeleo melleri)
- Bergchamäleon (Chamaeleo montium)
- Chamaeleo narraioca
- Chamaeleo pfefferi
- Vierhornchamäleon (Chamaeleo quadricornis)
- Zweistreifen-Chamäleon (Chamaeleo rudis)
- Chamaeleo schoutedeni
- Chamaeleo schubotzi
- Chamaeleo sternfeldi
- Tempel’s Chamäleon (Chamaeleo tempeli)
- Chamaeleo tremperi
- Werner’s Chamäleon (Chamaeleo werneri)
- Chamaeleo wiedersheimi
Unterarten
Zur Art des Gewöhnlichen Chamäleons (Chamaeleo chamaeleon) gehören die Unterarten:
- Chamaeleo chamaeleon chamaeleon, (Linnaeus, 1758
- Chamaeleo chamaeleon musae, Steindachner, 1900
- Chamaeleo chamaeleon orientalis, Parker, 1938
- Chamaeleo chamaeleon recticrista, Boettger, 1880
Verwandtschaft
Gewöhnliche Chamäleons gehören zur Unterfamilie der Echten Chamäleons (Chamaeleoninae)
dazu gehören auch die Gattungen:
- Zwergchamäleons (Bradypodion)
- Calumma
- Furcifer
- Kinyongia
- Nadzikambia
Status
Auch wenn die Bestände der wildlebenden Gewöhnlichen Chamäleons stetig zurückgehen, gelten sie noch nicht als akut gefährdet. Doch die Tiere verlieren immer mehr ihres Lebensraum und es gibt sehr viele Wilderer, die dieses Chamäleon für den Haustierhandel fangen – obwohl bekannt ist, dass wildgefangene Tiere die Terrarienhaltung in der Regel nicht überleben, zumal Chamäleons sowieso schwierig zu halten sind. Auch wenn das Gewöhnliche Chamäleon noch nicht in der Roten Liste der IUCN geführt wird, so steht es doch im Anhang II des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens. Dies bedeutet, dass jedes Chamäleon, das irgendwie und irgendwo von Menschen gehalten wird, meldepflichtig ist.
In anderen Sprachen
- Englisch: Common Chameleon
- Französisch: Caméléon commun
- Italienisch: Camaleonte comune, Camaleonte mediterraneo
- Niederländisch: Gewone kameleon
- Norwegisch: Vanlig kameleon
- Portugiesisch: Camaleão-comum
- Spanisch: Camaleón común