- Das Freiberger Pferd ist die einzige Rasse, die als leichtes Kaltblut bzw. schweres Warmblut gilt.
- Seine Heimat ist der Schweizer Jura (Gebirge), wo es ursprünglich als Arbeitstier eingesetzt wurde.
- Heute sind Freiberger überwiegend Freizeit- und Sportpferde, wobei es Bemühungen gibt, den schweren Urfreiberger zu erhalten.
Glänzendes Fell, ein mächtiger Körper und ein edler Kopf: Das Freiberger Pferd ist eine imposante Erscheinung, die vor allem in seinem Heimatland, der Schweiz, zu finden ist. Die Pferderasse schaut auf eine Geschichte voller Aufs und Abs zurück, wobei das Ziel der Züchtung schon immer Anlass zum Streit gab. Der Urfreiberger ist ein Lasttier, das heutige Pferd aber vor allem als wendiges Reit- und Freizeittier gefragt.
Lernen Sie in diesem Ratgeber die verschiedenen Züchtungen des Freibergers und sein unverfälschtes Gemüt kennen. Darüber hinaus geben wir Ihnen wertvolle Tipps zu Haltung und Kauf des einzigartigen Pferdes.
Inhalt
1. Die Herkunft des Freiberger Pferdes: Eine wechselvolle Geschichte
Der Freiberger ist ein leichtes Kaltblut bzw. ein schweres Warmblut und stammt aus der Region des Schweizer Jura. Dort auf dem Hochplateau Freiberge entstand im 19. Jahrhundert die Rasse, die heute als die letzte original Schweizer Pferderasse gilt. Wenn von dem Freiberger gesprochen wird, muss aber immer genau nachgefragt werden, um welche Züchtung es sich genau handelt: Urfreiberger, Basisfreiberger oder Sportfreiberger. Denn diese unterscheiden sich trotz der selben Vorfahren maßgeblich in ihren Eigenschaften.
Der schwere Originalfreiberger, der für schwere Arbeit prädestiniert war, kam mit der Zeit aus der Mode. Zudem wurde es im Zuge der Industrialisierung immer weniger für landwirtschaftliche Arbeit genutzt. Um die Pferderasse an die Nachfrage anzupassen wurden daher viele verschiedene leichtere Pferderassen eingekreuzt. Ziel war, ein sportliches Pferd zu erhalten, wodurch jedoch der urige Charakter der Rasse verlorenging.
Heute versuchen mehrere Initiativen die Pferde wieder in Richtung des Originals zurückzuzüchten beziehungsweise die wenigen existierenden Urfreiberger zu erhalten. Neben den traditionellen Schweizer Züchtern gibt es auch einige wenige Züchter der Pferde in Deutschland.
1.1. Die Anfänge: Ein Pferd für die schweren Aufgaben
Der Freiberger geht auf das Jurapferd zurück, das seit dem 15. Jahrhundert bekannt ist. Es wurde aus verschiedenen orientalischen Pferderassen mit dem Ziel gezüchtet, ein kräftiges Pferd zu erhalten, das in den Schweizer Berglandschaften gut zurecht kommt.
Die Pferde wurden sowohl in der Landwirtschaft wie auch in der Armee eingesetzt. Zunächst wurde das Freiberger Pferd auch von der französischen Armee genutzt, wodurch die Abnahmezahlen hoch waren. Als Frankreich jedoch damit begann, Tiere aus eigener Zucht zu verwenden, kam die Zucht der schweizer Pferde fast zum Erliegen.
Ab 1860 wurde die Zucht deshalb unter staatliche Förderung gestellt. Es wurden andere Pferderassen eingekreuzt, um leichtere Tiere zu erhalten, die sich als Reit- und Wagentiere eignen. Damit entfernte sich das Freiberger Pferd immer mehr von einer seiner wichtigsten Bestimmungen, dem Arbeiten in landwirtschaftlichen Betrieben.
Info: Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Hengste geboren, auf welche die meisten heutigen Freiberger zurückgehen: Der Hengst Vaillant wurde 1891 geboren, etwa 70 Prozent der heutigen Zucht gehen auf ihn zurück. Der Anglo-Normanne Hengst Imprevue wurde 1886 in Frankreich geboren. Etwa 25 Prozent der Freiberger gehen auf seine Linie zurück.
1.2. Aus einem Zugpferd wird ein Freizeittier
Ab der Jahrhundertwende um 1904 wurde den verschiedenen Zuchtzielen nachgekommen, indem die Zucht von zwei unterschiedlichen Typen anvisiert wurde. Zum einen sollte nun das wendige Artilleriepferd, zum anderen das schwere Zugpferd gezüchtet werden.
Die zur Zucht ausgewählten Hengste wurden in das Hengst- und Fohlendepot in Avenches gebracht. Das Depot ist heute das Schweizerische Nationalgestüt. Das Freiberger Pferd wurde in seiner besten Zeit zum Schweizer Kulturgut und beherrschte das Bild in Armee und auf dem Land.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und mit der zunehmenden Technologisierung der Landwirtschaft verloren die Pferde Zugpferd jedoch immer mehr an Bedeutung. Um sportlichere Tiere zu erhalten, wurden sie zunehmend mit Arabern, später mit schwedischen Warmblüter gekreuzt. Nach wenigen Jahren erhielt man so ein sportliches Pferd, das als Freizeitpferd oder Reitpferd genutzt werden kann.
Typ | Einordnung |
---|---|
Urfreiberger | Der Originalfreiberger mit 0 Prozent Fremdblut. |
Basisfreiberger | Maximal 2 Prozent Fremdblut |
Freiberger | Mehr als 2 Prozent Fremdblut, um beispielsweise einen Sportfreiberger zu erhalten |
1.3. Die Renaissance
Im Zentrum der Zucht steht der heutige Schweizerische Freibergerverband, der 1997 gegründet wurde. Der Verband züchtet die Pferde als Freizeit und als Sporttiere. In demselben Jahr gründet sich die Interessengemeinschaft des Original Freiberger Pferdes (IGOFM), die den Erhalt des Freiberger Basispferdes zum Ziel hat.
Das geht dem eidgenössischen Verband des Reinrassigen Freiberger Pferdes (RRFB), der sich 2008 gründete, nicht weit genug. Der Verband sieht alle Freiberger, die vor 1950 geboren wurden, als reinrassige Pferde ohne Fremdblut an. Deshalb dürfen diese und alle ihre Nachkommen ohne Fremdblut als Urfreiberger benannt werden. Den kaltblütigen Urfreiberger gibt es heute kaum noch. Mit der Initiative des Verbandes soll das ursprüngliche Kaltblutpferd überleben.
1.4. Das Freiberger Pferd als Schlachtfohlen
Seiner Geschichte verdankt der Freiberger leider auch seine herausragende Rolle als Schlachtpferd. Als das Schweizer Pferd beinahe ausgestorben war, wurde die Züchtung in staatliche Hand gegeben. Daher wurden die Pferde geschützt und ihre Züchtung subventioniert. Diesem Umstand ist es zu geschuldet, dass heute deutlich mehr Freiberger auf die Welt kommen, als für Freizeit und Sport benötigt werden. Deshalb werden viele Fohlen mit wenigen Lebensmonaten als Schlachtpferde verkauft.
2. Eigenschaften des Freiberger Pferdes: Kompakt und vielseitig
Trockenes Fundament
Damit wird der Zustand der Beine eines Pferdes beurteilt. „Trocken“ bedeutet, dass die Beine sehr konturiert und muskulös sind.
Freiberger Pferde sind zumeist Braune oder Füchse, eher selten gibt es sie als Schimmel oder Rappen. Sie sind kompakt und verfügen über einen kurzen Rücken, der große Lasten tragen kann. Der Kopf ist edel geschnitten, die Mähne wird zumeist lang getragen. Die Pferde zeichnen sich durch muskulöse Beine mit tief angesetzten Gelenken aus. Sie sind leichtfüßig und als Pferd aus dem Jura auch in den Bergen äußerst trittsicher.
- Körpergewicht: 450 bis 600 Kilogramm
- Stockmaß: 150 bis 150 cm
- Gangarten: alle
- Traglast: je nach Typ 80 bis 150 kg
Freiberger sind frühreif, was bedeutet, dass er mit vier bis fünf Jahren ausgewachsen ist und bereits in jungen Jahren trainiert werden kann.
3. Charakter des Freiberger Pferdes: Sanft und beständig
Der Freiberger verfügt über ein ruhiges Gemüt. Zu seinen hervorragenden Eigenschaften gehört diese Besonnenheit, die das Pferd auch in schwierigen Situationen die Ruhe behalten lässt. Es ist freundlich und lern- und arbeitswillig.
Deshalb kommt der Freiberger heute nicht nur als Freizeitpferd zum Einsatz, sondern immer öfter auch als Therapiepferd im Behindertensport. Weiterhin ist die Pferderasse von Natur aus dazu prädestiniert schwere Lasten zu tragen, weshalb es weiterhin in der Armee und Landwirtschaft genutzt wird.
Seine Vielseitigkeit bringt den Freiberger auch in den Pferdesport, wo er sowohl im Springen, Westernreitsport wie auch in der Dressur erfolgreich ist. Des Weiteren eignet sich das Pferd auch als Fahr,- Distanz-, oder Wanderreitpferd.
4. Haltung des Freibergers: Einfach und wenig krankheitsanfällig
Der Freiberger gilt als anspruchsloses Pferd, das sehr robust ist und sich in nahezu alle Situationen gut einfindet. Es kann das ganze Jahr über im Offenstall gehalten werden. Als Gebirgspferd machen ihm kältere Temperaturen nichts aus, gern lässt es sich auch einmal einschneien.
Diese Robustheit macht sich in barer Münze bezahlt, denn bis auf die standardmäßigen tierärztlichen Untersuchungen und den Besuch des Hufschmieds muss das Tier selten zum Arzt. So kann ein Freiberger Pferd in guter Form ein stattliches Alter von bis zu 30 Jahren erreichen.
Freiberger benötigen wie alle anderen Pferderassen den Kontakt zu Artgenossen und sie freuen sich über regelmäßige Bewegung. Dabei muss es nicht im Galopp über Stock und Stein gehen. Vielmehr geht es um die Möglichkeit, mehrere Stunden am Tag auf Weiden im Schritttempo unterwegs zu sein.
4.1. Auf satten Weiden neigen die Pferde zu Übergewicht
Der Freiberger ist leichtfuttrig. Das bedeutet, dass das Pferd relativ wenig Futter benötigt. Dem stehen die fetten Weiden entgegen, auf denen es gern bis zu 16 Stunden am Tag grast.
Deshalb neigen Freiberger wie beispielsweise auch das Fjordpferd besonders häufig zum gesundheitsschädlichen Übergewicht. Bei der Haltung muss deswegen immer darauf geachtet werden, eine übermäßige, zu reichhaltige Ernährung zu verhindern. Dies geht besonders einfach, indem Sie die Pferde auf futterärmere Weiden stellen.
5. Das müssen Sie bei der Anschaffung beachten
Wer überlegt, sich ein Freiberger Pferd zu kaufen, der sollte mit einem Preis zwischen 3000 und 9000 Euro rechnen. Je besser die Tiere mit steigendem Alter trainiert sind, desto teurer sind sie. Hinzu kommen preisliche Unterschiede zwischen Stute, Wallach und Hengst sowie Freizeit- und Sportpferden.
Tipp: Wer ein Freiberger Fohlen suchen möchte, der kann sich auch an die Initiativen wenden, die Schlachtfohlen retten. Diese Tiere sind günstiger in der Anschaffung und zudem sehr dankbar.
Die monatlichen Kosten für die Haltung variieren wie bei anderen Pferderassen stark. Zu der Stallmiete kommen Kosten für das Futter, die Nutzung von Reithalle und Weide. Bei Bedarf fallen auch Kosten für die tägliche Pflege an. Je nachdem, wie das Pferd gehalten wird und welche zusätzlichen Leistungen in Anspruch genommen werden, können die Haltungskosten zwischen 150 und 500 Euro pro Monat liegen. Hinzu kommen regelmäßige Kosten für Versicherungen, Tierarztbesuche, der Hufschmied sowie alle nötigen Materialien für Pferd und Reiter.
6. Umfangreiche Bücher über viele verschiedene Pferderassen