Faultier: Ein Leben ohne Eile

Faultier Portrait
  • Das Faultier hängt fast sein ganzes Leben in tropischen Baumkronen und schläft oder frisst.
  • Faultiere haben eine sehr geschickte Strategie entwickelt, um sich an ihren Lebensraum anzupassen und dabei die Langsamkeit für sich entdeckt.
  • Es sind faszinierende Tiere, die es mit ihrem clownhaften Aussehen zu weltweiter Beliebtheit geschafft haben.

Manche nennen es faul, andere bezeichnen es als effizient – das Faultier trägt seinen Namen eigentlich zu unrecht, denn mit Faulheit hat seine Lebensweise nichts zu tun. Eines ist es aber unbestreitbar: sehr langsam. Das hat aber mit seiner nährstoffarmen Kost zu tun, weswegen das Faultier eben sehr energiesparend haushalten muss.

Was ein Faultier den ganzen Tag so treibt, wo es lebt und warum es Algen in seinem Fell hat, erfahren Sie in unserem Ratgeber. Am Ende fassen wir die wichtigsten Infos in einem Steckbrief zusammen.

1. Faultiere bewohnen die südamerikanischen Regenwälder

Faultier schlafen

Ganz gemütlich schläft das Dreifinger-Faultier hoch oben in den Bäumen.

Ein Faultier kennt keine Eile, denn es verbringt seine Tage und Nächte ganz gemütlich hängend in einem Baum. Dort ist auch seine Nahrung immer erreichbar, sodass er sich einen Bissen hier nimmt, einen Happen dort und zwischendrin schläft es ein bisschen. Die Langsamkeit, mit der sich ein Faultier durch das Leben hangelt, sieht zwar faul aus, ist für die Tiere aber überlebenswichtig.

Faultiere leben in den tropischen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas. Und auch wenn die Pflanzen- und Tierwelt dort extrem üppig ist, liefert die pflanzliche Kost nur sehr wenig Energie. Der viele Regen spült nämlich viele Nährstoffe aus dem Boden. Wer also dort als Pflanzenfresser leben möchte, muss sich etwas einfallen lassen.

Und das Faultier hat es sich ganz einfach gemacht: Es läuft einfach auf Energiesparmodus. Sein gesamter Stoffwechsel arbeitet sehr viel langsamer als bei anderen Säugetieren. Dadurch verbraucht er so wenig Energie, dass er mit der sparsamen Kost zurecht kommt. Und da seine Nahrung zudem leicht erreichbar ist und er ihr nicht hinterherjagen muss, braucht das Faultier sich überhaupt nicht zu beeilen.

1.1. Die Gattungen werden nach der Anzahl der Finger unterschieden

Faultiere gehören zusammen mit den Ameisenbären und Gürteltieren zu den Nebengelenktieren und bilden eine Unterordnung der zahnarmen Säugetiere. Faultiere werden in zwei Gattungen unterschieden:

  • Zweifinger-Faultiere mit zwei Arten (Unau, Hoffmann-Zweifingerfaultier)
  • Dreifinger-Faultiere mit vier Arten (Zwergfaultier, Weißkehl-Faultier, Braunkehl-Faultier und Kragenfaultier)
Urzeit-Faultiere

Neben den heute lebenden Arten sind noch zahlreiche weitere Faultiergattungen bekannt, die jedoch bereits seit langer Zeit ausgestorben sind. Dabei handelte es sich zum Teil um Riesenfaultiere mit einem Gewicht von bis zu 6 Tonnen, die am Boden lebten.

Alle Faultiere haben an den Hinterfüßen drei Krallen; die Unterscheidung in Zwei- und Dreifinger bezieht sich nur auf die Vorderfüße. Auch wenn beide Gruppen miteinander verwandt sind, haben sie sich evolutionsbiologisch sehr unabhängig voneinander entwickelt. Interessanterweise haben dennoch alle Arten die gleiche Entwicklung durchgemacht und wurden zu hängenden, langsamen Baumbewohnern.

1.2. Fröhliches Gesicht, kleiner Kopf und lange Arme

Faultier hängt an Baum

Mit ihrer lustigen Kopfzeichnung sehen Faultiere wie putzige Clowns aus.

Ein kleiner Kopf mit einem viel zu langen Hals, winzige Augen und Ohren und dazu lange, kräftige Arme und Beine – zugegeben, Faultiere haben ein etwas ulkiges, aber dafür auch sehr liebenswertes Aussehen. Das lange Fell ist meist grau-braun und besitzt eine dichte Unterwolle. Das Faultier ist wohl das einzige Tier, das aufgrund seiner hängenden Lebensweise seinen Scheitel am Bauch trägt.

Am Ende seiner langen Arme haben Faultiere fast zehn Zentimeter lange, gebogene Krallen, mit denen sie sich ideal an Ästen festklammern können. Durchschnittlich erreichen die Tiere eine Größe von einem halben Meter Länge mit einem Gewicht von etwa 5 Kilogramm.

Das Faultier kann seinen Kopf um bis zu 270 Grad drehen. Lange Zeit ging man davon aus, dass zusätzliche Halswirbel dafür verantwortlich wären. Mittlerweile hat die Forschung jedoch herausgefunden, dass es sich lediglich um Brustwirbel ohne Rippenbögen handelt. Trotzdem ist dies ein genialer Einfall der Natur, um den Hals der Faultiere zu verlängern, damit sie ihren Kopf weiter drehen können.

2. Faultiere haben eine langsame, aber effektive Lebensweise

Faultiere verbringen den Großteil ihres Lebens schlafend. Etwa 15 bis 20 Stunden am Tag. Bei einer Lebenserwartung von stattlichen 40 Jahren macht das mehr als 30 Jahre, die ein Faultier verschläft. Ansonsten hängen sie im Baum, fressen und paaren sich.

Faultiere sind Einzelgänger und möchten eigentlich nur in Ruhe auf ihrem Baum abhängen. Sie sind die langsamsten Säugetiere und bewegen sich, wenn überhaupt, wie in Zeitlupe. Mit ihren langen Krallen am Ende ihrer Finger halten sie sich an den Ästen fest und klettern ganz gemächlich durch die Baumkronen. Dies geschieht meist dann, wenn sie ihre Nahrung nicht direkt mit dem Maul erreichen können.

Zudem ist die Körpertemperatur des Faultiers sehr niedrig bei gerade einmal 33 Grad. Dadurch sparen sie zusätzlich Energie. Faultiere haben sich also äußerst clever auf ein entspanntes Leben im Regenwald angepasst.

2.1. Bodengänge werden möglichst vermieden

Faultier kriecht

Am Boden können sich Faultiere nur kriechend fortbewegen.

Die Langsamkeit der Faultiere hat neben der Sparsamkeit einen weiteren entscheidenden Vorteil: Sie sind vor Feinden geschützt. Da sie sich kaum merklich bewegen, sind sie auch viel schwerer zu erkennen als Tiere, die rasant durch den Dschungel hüpfen. Und sie haben noch eine weitere Tarnung, die sie zwischen den Blättern quasi unsichtbar macht: Algen in ihrem Fell färben sie grünlich.

Auf den Boden begeben sich Faultiere nur, wenn sie ihren Baum wechseln müssen, um an neues Futter zu gelangen. Denn ihre Beine sind nicht wirklich zum Laufen geeignet, sodass sie sich eher unbeholfen krabbelnd vorwärts bewegen. Dabei sind sie Jägern schutzlos ausgeliefert. Im Gegensatz zu Zweifingerfaultieren, die ihre Notdurft hängend im Baum erledigen, steigt das Dreifingerfaultier zudem einmal pro Woche herab, um seinen Kot abzusetzen. Da ihre Verdauung ebenfalls sehr langsam arbeitet, muss ein Faultier auch nur einmal pro Woche.

Tipp: Kaum zu glauben, aber Faultiere sind erstaunlich gute Schwimmer. So unbeholfen sie am Land sind, im Wasser bewegen sie sich kraulend erstaunlich gut vorwärts.

2.2. Was hat es mit den Algen auf sich?

Die Algen und das Faultier gehen auf eine faszinierende Symbiose zurück: In ihrem dichten Deckhaar sammelt sich Regenwasser und bietet somit einen idealen Lebensraum für die winzigen Mikroorganismen. Lange Zeit gingen die Forscher davon aus, dass es sich dabei ausschließlich um eine praktische Tarnung handeln würde, jedoch ist die Symbiose weitaus komplexer: Die Algen dienen dem Faultier nämlich als zusätzliche Futterreserve.

Möglich machen das Motten, die im Fell des Faultiers leben – vorrangig des Dreifingerfaultiers. Diese legen ihre Eier im Kot der Faultiere ab, von dem sich die Larven dann ernähren. Die entwickelten Motten begeben sich beim nächsten Toilettengang dann wiederum in das Fell der Tiere. Die Insekten bringen dann Nährstoffe ins Fell, wodurch die Algen gedeihen.

Die Algen sind für das Faultier eine extrem praktische und jederzeit verfügbare Nahrungsergänzung, die zudem fett- und nährstoffreich ist. Eine geniale Symbiose für Motte und Faultier.

2.3. Der Unterschied zwischen Drei- und Zweifinger-Faultier

Im nassen Fell gedeihen die grünen Algen hervorragend.

Die Lebensgemeinschaft von Faultier, Motte und Alge erklärt auch, warum Dreifingerfaultiere  im Gegensatz zu den Zweifingerfaultieren von ihrem Baum mühsam herabsteigen, um auf dem Boden ihr Geschäft zu verrichten. Diese sind nämlich auf die Algen als zusätzliche Nahrung angewiesen. Dreifingerfaultiere ernähren sich fast ausschließlich von Blättern, die eine sehr krage Kost darstellen. Sie benötigen also dringend die Nährstoffe aus den Algen.

Der Speiseplan von Zweifingerfaultieren ist wesentlich vielfältiger: Neben Blättern zählen auch Früchte, Knospen, Insekten, Hülsenfrüchte und sogar kleine Wirbeltiere zu ihrer Nahrungsquelle. Sie haben zwar auch Motten und Algen in ihrem Fell, jedoch weitaus geringer, da sie auf den Algensnack nicht angewiesen sind.

2.4. Die Paarung erfolgt ebenfalls im Baum

Die Fortpflanzung und Geburt erfolgt in typischer Faultier-Haltung: Hängend in den Bäumen. Die Aufzucht überlasst das Männchen den Weibchen. Meist wird ein Baby geboren, das auf dem Bauch der Mutter seine ersten Lebensmonate verbringt.

Zweifingerfaultiere sind das ganze Jahr über geschlechtsreif. Bei Dreifingerfaultieren ist die Fortpflanzung eher jahreszeitlich gebunden. Die Geschlechtsreife erfolgt mit etwa drei Jahren. Die Kinder sind bereits von Anfang an hervorragende Kletterer und besteigen selbständig Bauch und Rücken der Mutter.

3. Die Regenwälder schrumpfen und das Faultier verliert seine Heimat

Zu den natürlichen Feinden des Faultiers gehören Raubkatzen und – vögel sowie Schlangen. Wer jedoch denkt, dass Faultiere diesen schutzlos ausgesetzt sind, irrt sich gewaltig. Mit kräftigen Klauenhieben und Kratzern weiß sich das Faultier sehr gut zu verteidigen.

Gegen eine Bedrohung sind die Regenwaldbewohner allerdings nicht gewappnet: den Menschen. In manchen Regionen werden die Tiere wegen ihres Fleisches und Fells gejagt, jedoch kommt dies vergleichsweise selten vor. Eine viel schlimmere Bedrohung ist der generelle Rückgang des natürlichen Lebensraums durch die Rodung der Regenwälder. Eine große Gefahr stellen auch Baumfällarbeiten  und Stromleitungen dar, die sie für Äste halten und durch einen Schlag verletzt oder getötet werden.

3.1. Der Schutz der Regenwälder schützt auch die Faultiere

Baby Faultier mit Mutter

Gemütlich schläft das junge Zweifinger-Faultier auf dem Bauch seiner Mutter.

Die meisten Faultiere zählen nicht direkt zu den bedrohten Tierarten. Als bedroht gelten jedoch das Kragen- und das Zwergfaultier. Indirekt sind allerdings sämtliche Regenwaldbewohner Südamerikas in gewisser Weise in Gefahr, da die kostbaren Lebensräume immer weiter zerstört werden.

Wer gerne etwas für den Schutz von Faultieren oder anderen Dschungelbewohnern machen möchte, sollte also am besten den Regenwald selbst schützen. Dies ist bereits durch das eigene Konsumverhalten umzusetzen. Mit welchen einfachen Alltags-Tipps Sie bereits viel für den Erhalt der Regenwälder tun können, finden Sie in einem Artikel beim NABU.

Möchten Sie selbst ein Faultier sehen, bleibt Ihnen im Grunde nur ein Besuch im Zoo. In freier Wildbahn sind die Tiere nur sehr selten zu beobachten.

Tipp: Möchten Sie einem Faultier in Ihrem Lieblingszoo etwas Gutes tun, ist eine Patenschaft eine schöne Idee. Die meisten Zoos bieten solche Unterstützungen an.

3.2. Zufluchtsorte für verletzte Tiere

Ein süßes Haustier?

Definitiv nicht. Faultiere sind keine Haustiere. Bis heute wissen die Forscher nur wenig über die Tiere, sodass selbst im Zoo die Haltung eine große Herausforderung bedeutet, insbesondere bei Dreifingerfaultieren, aufgrund ihrer spezialisierten Ernährung.

In einigen Regionen Südamerikas gibt es auch Auffangstationen für verletzte und verwaiste Faultiere, in denen sie versorgt werden, um sie anschließend wieder in die Wildnis zu entlassen. Es ist jedoch so, dass Faultiere trotz ihrer steigenden Popularität nur sehr wenig erforscht sind. Gerade das Auswildern ist deswegen eine schwierige Herausforderung.

Leider geraten solche Organisationen auch immer wieder in die Kritik, nur profitorientiert zu handeln und das Tierwohl zu vernachlässigen. Wenn Sie eine solche Station unterstützen möchten, sollten Sie sich also vorab am besten gut informieren, ob es sich um ein seriöses Vorhaben handelt.

4. Steckbrief Faultier

Merkmal ausprägung
Herkunft Mittel- und Südamerika
Lebensraum hängend in Baumkronen tropischer Regenwälder
Gattungen Zweifinger- und Dreifingerfaultiere
Größe je nach Art etwa einen halben Meter
Gewicht etwa 5 Kilogramm
Nahrung Blätter, Knospen, Zweige, Früchte, Algen
Lebenserwartung in der Natur noch unerforscht, im Zoo bis zu 30–40 Jahre
Sozialstruktur Einzelgänger
Sinne schwacher Seh- und Hörsinn, dafür ausgeprägter Tast und Geruchssinn
Fortpflanzung etwa 1 Jungtier pro Jahr, Tragezeit je nach Art 6–12 Monate

5. Geschenkempfehlung für Faultierliebhaber

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Faultier: Ein Leben ohne Eile
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Bildnachweise: damedias/Adobe Stock, cameris/Adobe Stock, photographee2000/Adobe Stock, hotshotsworldwide/Adobe Stock, hstiver/Adobe Stock, stylefoto24/Adobe Stock, (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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