- Es gibt rund 200 bekannte Chamäleon-Arten, die sich in Echte Chamäleons und Stummelschwanzchamäleons einteilen lassen.
- Chamäleons zeichnen sich durch ihre Kommunikation mittels Farbwechsel, ihre Schleuderzunge und die unabhängig voneinander beweglichen Augen aus.
- Die Tiere können als Haustiere in Terrarien gehalten werden, benötigen aber eine höchst spezialisierte Umgebung und genaue Kennerschaft des Halters.
Das Chamäleon ist eines der schillerndsten Tiere der Welt und zeichnet sich gleich durch mehrere spezielle Merkmale aus. Besonders interessant ist seine Fähigkeit des Farbwechsels, Beobachtern verdreht er aber auch mit seinen unabhängig voneinander beweglichen Augen den Kopf. Das aus Afrika stammende Tier wird auch unter Terrarienfreunden ein immer beliebteres Haustier, auch wenn es sich nicht als Kuscheltier für Kinder und Familien eignet.
Erfahren Sie hier alles zu der Herkunft der faszinierenden Tiere, ihre Fressgewohnheiten und unter welchen Umständen Chamäleons als Haustiere gehalten werden können.
Inhalt
1. Herkunft: Auf Madagaskar zu Hause
Der Name „Chamäleon“ bedeutet Erdlöwe, obwohl die meisten Artgenossen bevorzugt auf Bäumen leben. Die Schuppenkriechtiere gehören zu den leguanartigen Tieren (Iguania). Heute sind etwa 40 Prozent der rund 200 bekannten Chamäleon-Arten auf Madagaskar vorhanden, die restlichen Arten leben fast vollständig auf dem afrikanischen Festland. Es gibt jedoch auch Arten in Asien und Europa, die in ganz unterschiedlichen vegetativen Zonen zurechtkommen.
Ihre Anpassungsfähigkeit macht es möglich, dass es Bestände auf der arabischen Halbinsel, im Mittelmeerraum, in Teilen Indiens und auf Sri Lanka gibt. Chamäleons wurden auch nach Amerika eingeführt, wo sich auf Hawaii und in Florida heimisch fühlen. Die ältesten Funde reichen bis in die Zeit vor 26 Millionen Jahre zurück, es ist aber davon auszugehen, dass es Chamäleons schon sehr viel länger gibt.
2. Baum oder Busch: So leben Chamäleons in der Natur
Chamäleons mögen es im Allgemeinen warm, nur einige wenige Arten können in sehr kalten Bergregionen leben. Deshalb leben sie zumeist in dementsprechend warmen Regionen. In Bezug auf weitere Umstände wie die Luftfeuchtigkeit oder Sonneneinstrahlung sind Chamäleons sehr flexibel: Während einige Arten am liebsten in schattigen Bäumen sitzen, sind andere in heißen und sehr hellen Dünenlandschaften in Afrika zu Hause. Ob sie lieber auf Bäumen oder auf dem Boden leben, hängt von der Chamäleonart ab.
Es wird im Groben zwischen echten Chamäleons und Stummelschwanzchamäleons unterschieden. Bekannt sind vor allem die Echten Chamäleons, die sich oftmals durch ihre schillernden Farben auszeichnen. Sie leben zumeist in großen Büschen und auf Bäumen, ihr Körperbau hat sich diesen Bedingungen perfekt angepasst. Sehr viel kleiner ist die Artenvielfalt der Stummelschwanzchamäleons, die auch als Erdchamäleons bekannt sind. Sie leben in den laubigen Schichten des Waldbodens.
Echtes Chamäleon | Erd- oder Stummelschwanzchamäleon | |
---|---|---|
Schwanz | langer Greifschwanz, der beim Klettern hilft | kurzer, wenig beweglicher Schwanz |
Farbe/Farbwechsel | grün, sehr bunt,und individueller Farbwechsel | unauffällige Erdtöne: Braun, Gelb, Ocker, unauffälliger Farbwechsel |
Kopfschmuck | sehr oft Hörner und/ oder Schnauzenfortsatz | selten |
Aussehen | ähnelt von Körperbau und Farben grünen Blättern und Baumkronen | ähnelt von Körperbau und Farben altem, braunen Holz und Laubschichten |
Größe | sehr variabel, im Durchschnitt zwischen 20 und 60 cm | durchschnittlich kleiner als Arten der Echten Chamäleons |
3. Eigenschaften und Merkmale: Der Einzelgänger mit Spezialeffekten
Das Aussehen von Chamäleons ist schwer zu typisieren, denn sowohl die Größe, Farbe, der Kopfschmuck und spezielle Merkmale des Körperbaus variieren stark von Art zu Art. Was jedoch in Bezug auf den Körperbau charakteristisch ist, ist der hohe Rücken des Chamäleons, auf dem sich oft kleine Zacken befinden.
Der Kopf ist zumeist sehr kompakt und geht nahtlos in den Rumpf über. Die Füße des Chamäleons bestehen aus jeweils fünf Zehen. Das Besondere: Es sind jeweils zwei bzw. drei Zehen miteinander verwachsen, wodurch eine Art Zange entsteht. Das hilft den Tieren zusätzlich beim Klettern auf Bäumen.
Das kleinste jemals gefundene Chamäleon ist nur 3 cm groß, zu den größten seiner Art gehört das Riesenchamäleon mit 68 cm. Neben der Größe variiert auch das zu erwartende Lebensalter von freilebenden Chamäleons enorm. Während die Art Furcifer labordi nur etwa fünf Monate alt wird, gibt es auch Chamäleons, die ein Alter von bis zu 16 Jahren erreichen.
Das Chamäleon verfügt aber über noch mehr spezielle Charakteristika. Darunter sind die aufsehenerregenden Farbnuancen der Tiere sicher die schönsten. Aber wie funktioniert der Farbwechsel?
3.1. Farbwechsel durch Nanokristalle
Lange Zeit gingen Forscher davon aus, dass sich Chamäleons durch den Wechsel ihrer Farben besser tarnen möchten. Erst seit relativ wenigen Jahren wissen Wissenschaftler, dass das aber nur eine der weniger wichtigen Aufgaben ist.
Viel wichtiger ist der Farbwechsel für die Kommunikation untereinander. Je nachdem, ob Chamäleons sich paaren möchten, allein sein wollen oder in Streitlaune sind, wechseln sie ihre Farben in vielfältige Nuancierungen innerhalb des ganzen Farbspektrums. Und wie sollte es anders sein: Treffen Rivalen aufeinander, verfärben sie sich in drohende Rot- und Orangetöne.
Erst verhältnismäßig kurze Zeit wissen wir auch, wie der Farbwechsel eigentlich funktioniert. Chamäleons tragen unter der normalen Hautschicht eine weitere Zellschicht. In dieser lagern gitterförmig angeordnet Nanokristalle. Diese Kristalle brechen wie Prismen das einfallende Sonnenlicht. Das Chamäleon kann die Abstände der einzelnen Kristalle zueinander verändern, wodurch das Licht sich unterschiedlich stark bricht und so verschiedene Farbnuancen- und Konstellationen zustande kommen.
3.2. Blitzschnelle Zunge
Bis zu doppelt so lang wie das Tier selbst ist die Zunge des Chamäleons. Es handelt sich um eine Schleuderzunge, mit der Chamäleons ihre Beute innerhalb von wenigen Millisekunden fangen und im Ganzen herunterschlucken können. Es gibt weltweit nur eine Zunge, die schneller beim Beutefang ist und die gehört dem Salamander.
Das wenige Zentimeter große Chamäleon Rhampholeon spinosus beschleunigt seine Zunge in 20 Millisekunden von null auf nahezu 97 Kilometer pro Stunde und hat damit unter seinen Artgenossen die schnellste Zunge.
3.3. Augen auf bei der Jagd – Wie Chamäleons sehen
Bei der Jagd von Beute ist nicht nur die blitzschnelle Zunge ein besonderer Vorteil der Tiere. Hinzu kommen die ungewöhnlichen Augen der Chamäleons: Beide Augen ragen weit aus dem Kopf heraus und lassen sich unabhängig voneinander bewegen. Das erlaubt den Tieren einen nahezu kompletten Rundum-Blick, so dass sie Feinde aus verschiedenen Richtungen rechtzeitig entdecken können.
Hinzu kommt, das Chamäleons über eine sehr viel bessere Sehkraft als Menschen verfügen. Sie können bis zu einem Kilometer scharf sehen. Möchten sie Beute machen, suchen sie mit beiden Augen unabhängig voneinander die Umgebung ab. Haben sie die Beute entdeckt, visieren sie diese mit beiden Augen an, wodurch sie die Entfernung abmessen können. Erst dann schlagen sie mit ihrer Zunge zu und treffen ihre Beute mit 90 Prozent Sicherheit.
4. Haltung von Chamäleon: Anspruchsvolles Haustier
Chamäleons sind keine klassischen Haustiere und benötigen eine sehr spezielle, artgerechte Haltung. Nur erfahrene Kenner dieser Reptilienart verfügen über das notwendige Wissen, um den Tieren eine gesunde Umgebung zu schaffen.
Washingtoner Artenschutzabkommen
Seit 1973 regelt die „Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora“ den internationalen Handel mit Tieren und Pflanzen, die als gefährdet eingestuft werden. Neben Chamäleons werden mit den Bestimmungen beispielsweise auch die Ein- und Ausfuhrbedingungen für Elfenbein, Kaviar oder andere Reptilien wie Leguane geregelt.
Wichtig zu wissen ist, dass Chamäleons nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen als bedrohte Tierart gelten und ihre Haltung deshalb meldepflichtig ist. Die Tiere sind deshalb sehr selten im normalen Tierhandel zu finden. Wild gefangene Chamäleons sind außerdem oft durch den Transport und die schlechte Unterbringung krank, weshalb sie eine kurze Lebensdauer haben.
Um den Schwarzhandel mit den Tieren zu unterbinden, benötigen Halter deshalb auch einen Herkunftsnachweis. Wer sich ein Chamäleon kauft, muss es beim zuständigen Veterinäramt anmelden und bei Tod oder Verkauf auch abmelden.
4.1. Einrichtung des Terrariums
Die individuellen Bedingungen, unter denen ein Chamäleon artgerecht gehalten wird, werden durch die jeweilige Art bestimmt. Grundsätzlich werden Chamäleons als Haustiere jedoch in Terrarien gehalten. Eine Einzeltierhaltung ist bei Chamäleons empfehlenswert, da sie im Allgemeinen nicht zur Vergesellschaftung neigen. Jede Art hat ihre speziellen Ansprüche an Temperatur, Luftfeuchtigkeit und die Einrichtung des Terrariums, weshalb sich keine allgemeinen Angaben dazu machen lassen.
Wer ein Chamäleon als Haustier halten möchte, sollte aber wissen, dass das Terrarium und seine Umgebung in jedem Fall eine besondere Ausstattung benötigt. Dazu gehören die Beleuchtung mittels UV-Lampen für den Tierbedarf, Neonröhren, eine Lüftungsanlage und eine Regenanlage. Zur artgerechten Innenausstattung gehören selbstverständlich auch Grünpflanzen, (essbare) Blüten und genügend Klettermöglichkeiten. Je nachdem, ob es sich um Stummelschwanz- oder Echte Chamäleons handelt, muss der Boden besonders gut mit Laub und anderen Versteckmöglichkeiten ausgestattet sein.
4.2. Ernährung des Chamäleons
In ihrem natürlichen Lebensraum ernähren sich die Echsen vor allem von Insekten. Sie sind keine Aasfresser, sondern reagieren insbesondere auf die Bewegung von Hautflüglern. Wer ein Chamäleon als Haustier hält, muss dieses täglich mit Lebendtieren füttern, ein Mal in der Woche sollte kein Futter gegeben werden.
Mögliche Futtertiere für Chamäleons:
- Heuschrecken
- Mehlwürmer
- Waldschaben
- Ofenfischchen
- Goldfliegen
- Wachsmotten
- Larven
Die Futtertiere können in einem Zoofachgeschäft oder über spezialisierte Shops gekauft werden. Es sollten nicht nur Jungtiere, sondern auch ältere Tiere gefüttert werden. Die Tiere profitieren dann von der unterschiedlichen Nährstoffzusammensetzung der Futtertiere. Im Sommer können Halter im Garten oder auf Wiesen auch selbst auf Fang gehen und Futter sammeln.
Dazu gehören beispielsweise:
- Schnecken
- Nachtfalter
- Wespen
- Raupen
- Grashüpfer
- Blattläuse
- Maden
- Asseln
Um die Futtertiere nach und nach verfüttern zu können, müssen Halter eine Möglichkeit haben, die Insekten und Käfer zwischenzulagern.
Achtung: Für Chamäleons sind Avocado, Aloe Vera, die Dieffenbachie sowie die Kartonpapier-Palme extrem giftig.
5. Kauf: Chamäleon direkt beim Züchter kaufen
Sind alle Bedingungen für eine artgerechte Haltung geschaffen, muss nur noch der passende Züchter gefunden werden. Züchter von Chamäleons lassen sich über verschiedene Börsen im Internet oder auch auf speziellen Terraristik-Börsen finden.
In einem Gespräch sollten Interessierte herausfinden, ob die jeweilige Chamäleon-Art zu den Möglichkeiten der Haltung passt. Besonders beliebt sind in Deutschland das Jemenchamäleon und das Pantherchamäleon, die sich durch ihre besonders bunte Farbpracht auszeichnen.
Als sehr anspruchsvoll in der Haltung gilt hingegen das Dreihornchamäleon. Etwas weniger aufwändig ist die Haltung von Zwergchamäleons, die im Vergleich zu großen Arten wie dem Teppichchamäleon mit 29 cm wirklich „mini“ sind. Bis zu 9 cm wird diese Art groß, weshalb diese Chamäleons auch in kleineren Terrarien gehalten werden können und so für kleinere Wohnungen geeignet sind.
Der Preis für ein Tier liegen zwischen 50 und 400 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Ausstattung, die zwischen 500 und 1200 Euro liegen kann, sowie eventuell anfallende Tierarztkosten.
Für den Artenschutz sollte darauf verzichtet werden, Wildfänge zu kaufen, wie es bei einigen Arten möglich ist. Von den meisten Chamäleon-Arten gibt es ausreichende Nachzuchten von erfahrenen Züchtern, so dass der Kauf von Wildfängen nicht nötig ist. Auch Baby Chamäleons sollten nicht gekauft werden, sondern die Tiere mindestens ein Alter von drei Monaten haben. Interessierte können sich bei Fragen an die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) richten.