- Heutzutage werden Bernhardiner kaum noch als Bergrettungshunde eingesetzt.
- Das kurze Fell können wir heute nur noch selten beobachten. Meist weisen Bernhardiner langes Fell auf.
- Bekanntheit erlangte die Hunderasse insbesondere durch das um den Hals gebundene Fässchen. Doch hierbei handelt es sich höchstwarscheinlich um einen Mythos.
Bernhardiner (auch St. Bernhardshund) zählen zu den größten und schwersten Hunderassen. Nahezu jedes Kind kann diesen Hund erkennen. Insbesondere der Kinder- und Jugendfilm „Heidi“ hat ihn populär gemacht. Erkennbar ist der Hund neben seiner Größe an seinen langen Haaren und der auffälligen Fellfärbung.
Erfahren Sie in diesem Bernhardiner-Ratgeber alle relevanten Infos über die treuen Riesen. Wir klären Sie über ihre Geschichte aus und geben Tipps zu Haltung und Pflege.
Inhalt
- 1. Herkunft und Geschichte des Bernhardiners
- 2. Eigenschaften und Besonderheiten
- 3. Charakter: Berhardiner sind gutmütig und zuverlässig
- 4. Das müssen Sie bei der Haltung von Bernhardinern beachten
- 5. Häufige rassetypische Krankheiten
- 6. Kaufen Sie Welpen am besten beim Züchter!
- 7. Steckbrief Bernhardiner
- 8. Lesenswerte Bücher rund um Bernhardiner
1. Herkunft und Geschichte des Bernhardiners
Im 11. Jahrhundert gründeten Mönche auf dem Großen Sankt Bernhard ( 2469 Meter) ein Hospiz für Pilger sowie Reisende. Zum Schutz des Anwesens und des Passes kamen seit dem 17. Jahrhundert große Berghunde zum Einsatz.
Zuerst wurden Bernhardiner als Begleithunde eingesetzt. Auch Ihr Talent als Rettungshunde unter schwierigen Bedingungen wurde schnell erkannt. Bernhardiner konnten aufgrund ihres ausgezeichneten Geruchs- und Orientierungssinns und ihrer Wetterfestigkeit vielen verschollenen Wanderern und Lawinenopfern das Leben retten.
Mit der Eröffnung des Schweizer Hundestammbuchs zu Beginn des Jahres 1884 kam es zur ersten Eintragung eines Bernhardiners namens Léon, ihm folgten 28 weitere. Im März desselben Jahres gründete sich in Basel der Schweizerische St. Bernhardsclub.
1887 wurde der St. Bernhardshund schließlich vom internationalen kynologischen Dachverband (FCI) als offizielle Hunderasse anerkannt. Seitdem gilt der Hund als Schweizer Nationalhund.
1.1. Was es mit dem berühmten Schnapsfässchen auf sich hat
Für die Meisten ist es das typische Bild, wenn sie an einen Bernhardiner als Rettungshund im Einsatz denken: Er trägt ein Fass mit Schnaps herum, um Lawinenopfern zu helfen. Doch ist das wirklich wahr?
Heutzutage deutet vieles darauf hin, dass es sich dabei um einen Mythos handelt. Dieser geht vermutlich auf den Brief eines Soldaten Napoleons zurück, welcher die Rettungstätigkeit der Hunde am St. Bernhard, als auch das mit Branntwein gefüllte Fass um den Hals beschreibt.
Allerdings wurden die Hunde damals als Transporthunde verwendet, um die erschöpften Soldaten zu versorgen. Zudem weisen erhaltene Fässchen aus der Vergangenheit meist keine Öffnung auf. Dies deutet daher eher auf ein Erkennungszeichen oder Schmuckstück hin.
Außerdem hilft Alkohol nicht bei einer Unterkühlung und das Fass würde den Hund in seiner Arbeit als Rettungshund behindern.
2. Eigenschaften und Besonderheiten
Charakteristisch für den Bernhardiner ist seine beträchtliche Größe und sein massiver Körperbau. Dazu gesellt sich ein breiter, doggenartiger Kopf und seine typische Fellfärbung.
Im Rassenideal verfügt ein Bernhardiner über eine deutlich sichtbare Maske im Gesicht, welche jeweils die Augen bedeckt. Die Augen selbst sind dunkelbraun. In Richtung des beeindruckenden Fangs fällt die Stirn steil ab. Ferner sind die Augenbrauen stark ausgebildet und eine Stirnfurche ist deutlich sichtbar.
Rücken und Hals des Bernhardiners sind stabil gebaut, sein Widerrist ist ausgesprochen muskulös. Sein Schwanz geht harmonisch in den Körper über und ist ist relativ lang und schwer. Bernhardiner gehören übrigens zu den doggenartigen Hunden und sind nicht, wie oft angenommen, mit den Schweizer Sennenhunden verwandt.
Info: Die Züchtung des St. Bernhardshunds erfolgt wahlweise mit langem oder kurzem Fell, wobei die erste Variante deutlich häufiger auftritt. Kennzeichnend für beide Variationen ist ein glattes, dichtes Haarkleid mit dichter Unterwolle.
2.1. Größe und Gewicht von Bernhardinern
Der Bernhardiner gehört zu den größten existierenden Hunderassen. Entsprechend dem FCI-Standard erreichen weibliche Bernhardiner eine Größe zwischen 65 cm und 80 cm Widerristhöhe. Dahingegen erzielen Rüden eine Größe von 70 cm bis 90 cm. Das Gewicht schwankt zwischen 55 kg und 80 kg. Rüden können bis zu 90 kg Gewicht auf die Waage bringen.
Aufgrund ihrer überzüchteten Größe werden Bernhardiner heutzutage kaum noch in der Bergrettung eingesetzt. Denn siese wirkt sich negativ auf ihre Wetterfestigkeit und Bewegungsfreudigkeit aus.
3. Charakter: Berhardiner sind gutmütig und zuverlässig
Im Bernhardiner finden Sie einen sehr treuen und zuverlässigen Begleithund. Bis heute hat sich das Tier seine Opferbereitschaft und Selbstlosigkeit bewahrt. Dank seines ruhigen, gutmütigen Wesens eignet er sich auch hervorragend für Kinder.
Gerne beteiligt er sich an ausgelassenen Spielen. Allerdings empfiehlt es sich, ihn nicht mit kleinen Kindern allein zu lassen. Durch sein großes Gewicht und seine Körperkraft besteht die Gefahr, dass er die Kinder aus Versehen umwirft.
Bernhardiner sind jedoch auch für ihre Dickköpfigkeit bekannt. Daher ist es wichtig sie schon früh konsequent zu erziehen.
Scharfe Sinne
Aus seiner Arbeit als Bergrettungshund sind ihm der herausragende Orientierungs- und Geruchssinn erhalten geblieben. So können Bernhardiner selbst Menschen ausmachen, die tief unter einer Schneedecke liegen und auch bei dichtem Nebel nach Hause finden.
Auch Fremden gegenüber sind die großen Hunde normalerweise überaus freundlich. Wenn sie jedoch eine Gefahr für Haus oder Herrchen wittern zeigen sie einen beeindruckenden Beschützerinstinkt. Deshalb eignet sich der Bernhardiner als Wachhund fast so gut wie ein Schäferhund.
Dabei verhalten sie sich zunächst meist ruhig. Denn oft reicht seine imposante Erscheinung alleine aus, um mögliche Eindringlinge von Ihrem Grund und Boden zu verjagen.
4. Das müssen Sie bei der Haltung von Bernhardinern beachten
Risiken im Haus
Um seine anfälligen Gelenke zu schonen, müssen Sie dafür sorgen, dass Ihr Bernhardiner möglichst keine Treppen steigt. Glatte Böden sorgen zudem für eine gewisse Rutsch- und Verletzungsgefahr.
Bernhardiner sind keine Hunde, die Sie oft über lange Zeiträume alleine lassen sollten. Den Hunden ist es sehr wichtig Anschluss an ihre Familie zu haben und deren Zuneigung zu spüren. Dies sorgt neben dem moderaten Pflegeaufwand dafür, dass die Haltung der Berghunde sehr zeitaufwendig ist.
Bernhardiner eignen sich aufgrund ihrer Größe nicht für die Haltung in einer Stadtwohnung. Große Häuser mit einem weitläufigen Hof oder Garten sind optimal für sie. Auch die Haltung in einem großen Haus, welches dies nicht bieten kann ist möglich, wenn Sie oft genug spazieren gehen und der Hund innerhalb des Hauses eine große Bewegungsfreiheit genießt. Obwohl sie sich in einem Garten sehr wohl fühlen, übernachten Bernhardiner lieber bei Ihnen im Haus.
Tipp: Dennoch können Sie Ihren Bernhardiner daran gewöhnen, draußen in einer Hundehütte zu übernachten. Dafür sollten Sie ihn möglichst früh daran gewöhnen und sich in der Anfangsphase nicht vom Jaulen des Hundes erweichen lassen.
Bestenfalls können Sie dem Ihrem Hund eine Hundehütte im Freien, aber auch einen Ruheplatz in Ihrem Haus anbieten. Dabei ist darauf zu achten, dass die Ruheplätze im Sommer ein angenehm kühles Klima bieten. Denn Hitze macht Bernhardinern mehr zu schaffen als Kälte.
Wichtig: Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie einem Bernhardiner ein angemessenes Zuhause sowie ausreichend Zeit und Zuneigung bieten können! Ist dies nicht der Fall, ist ein Bernhardiner die falsche Wahl für Sie.
4.1. Bernhardiner lieben ausgiebige Spaziergänge
Aufgrund ihres dichten Felles sind Bernhardiner im Winter grundsätzlich bewegungsfreudiger als im Sommer. Besonders genießen sie es im Schnee herumzutoben.
Ansonsten bevorzugen Bernhardiner, sich eher langsam fortzubewegen. Wir empfehlen 3 lange Spaziergänge in einem gemächlichem Tempo pro Tag.
Für Hundesport sind Bernhardiner aufgrund ihrer Größe und Anfälligkeit für Gelenkkrankheiten nicht geeignet.
4.2. Fellpflege und Hygiene
In der Pflege sind Bernhardiner recht anspruchsvoll. Die Fellpflege darf nicht vernachlässigt werden. Um Verfilzungen von Anfang an zu vermeiden bürsten Sie einen langhaarigen Bernhardiner am besten täglich. Bei der Kurzhaar-Version reicht ein wöchentliches Bürsten. Im Frühling und im Herbst steht der Fellwechsel an. Während dieser Zeit muss der Hund unbedingt täglich gebürstet werden.
Darüber ist ein gelegentliches Reinigen der Pfoten, Ohren und des Augenbereiches notwendig, um das Wohlbefinden Ihres Bernhardiners zu garantieren.
Achtung: Waschen Sie Ihren Hund nur bei sehr starken Verschmutzungen. Benutzen Sie hierfür immer ein nachfettendes Hundeshampoo und sorgen Sie dafür, dass die Unterwolle Ihres Bernhardiners vollständig getrocknet ist, bevor Sie ihn aus dem Haus lassen.
4.3. Eine konsequente Erziehung in jungen Jahren ist sehr wichtig
Kein Zwang
Basis einer guten Erziehung ist eine tiefe Verbindung zwischen Hund und Halter, daher sollten Sie auf Zwang und Härte als Erziehungsmethode verzichten. Mit positiver Verstärkung erreichen Sie viel mehr!
Obwohl sie grundsätzlich über einen liebevollen Charakter verfügen, sind Bernhardiner auch oft stur und eigenwillig. Hier gilt es, bereits im Welpenalter erzieherisch einzuwirken. Besonders im Jugendalter zeigt sich Ihr Hund sehr lebhaft und fordert in dieser Zeitspanne von Ihnen richtiggehend Führung heraus.
Daher sollten Sie Ihrem Hund Grenzen aufzeigen und klare Regeln vorgeben. Diese sollten nach Möglichkeit konsequent eingehalten werden. Nach Ausnahmen wissen Hunde oft nicht mehr, wie sie sich genau verhalten sollen.
Insbesondere für nicht erfahrene Hundehalter bietet sich der Besuch einer Hundeschule an. Dort lernen Sie unter professioneller Anleitung, wie Sie Ihren Bernhardiner richtig erziehen. Doch auch Hunde erfahrener Halter profitieren von einem Besuch, da Welpen von der Sozialisation mit Artgenossen enorm profitieren.
4.4. Die richtige Ernährung
Aufgrund ihrer Größe gehören Bernhardiner zu den Arten, die sehr viel Futter benötigen. Dies führt zu entsprechenden Kosten und wird sich auch in Ihrem Geldbeutel bemerkbar machen.
Da viele Krankheiten von Bernhardinern mit einem Nährstoffmangel zusammenhängen, ist es wichtig, bei der Fütterung auf eine Nährstoffzusammensetzung zu achten. Daher empfehlen wir nicht erfahrenen Haltern, auf ein geeignetes Fertigfutter zurückzugreifen. Insbesondere in der Wachstumsphase sollte dieses eiweißarm sein, um das rasante Wachstum der Welpen nicht noch weiter zu beschleunigen.
Daher ist es auch wichtig, penibel darauf zu achten, dass Ihr Bernhardiner nicht übergewichtig ist. Denn Übergewicht würde die Gelenke zusätzlich belasten.
Füttern Sie Welpen 3-4 mal, Ausgewachsene und Junghunde 2 mal am Tag. Um die Gefahr einer Magendrehung zu reduzieren, achten Sie darauf, dass Ihr Hund nach dem Essen ruht.
5. Häufige rassetypische Krankheiten
Wie die meisten großen Hunde leiden auch Bernhardiner durch ihre Größe und ihr Gewicht besonders oft an Krankheiten. Auch das enorm schnelles Wachstum von Welpen und Junghunden überfordert oft den Bewegungsapparat. Daher haben Bernhardiner eine geringe Lebenserwartung und erreichen selten ein Alter von mehr als zehn Jahren.
Daher sind Bernhardiner sehr häufig von Gelenkkrankheiten wie der Hüftdysplasie betroffen. Bei der Hüftdysplasie handelt es sich um eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks, welche nicht heilbar ist. Sie sorgt für Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit. Die Symptome können allerdings durch eine entsprechende Behandlung gelindert werden.
Außerdem leiden Bernhardiner häufiger als andere Hunde an Knochenkrebs.
6. Kaufen Sie Welpen am besten beim Züchter!
Mischling:
Achten Sie bei einem Bernhardiner-Mix darauf, dass er nicht mit anderen sehr großen Hunderassen gekreuzt wurde. Dies könnte die Krankheitsanfälligkeit weiter erhöhen.
Um sicherzugehen, einen rundum gesunden Welpen zu bekommen, ist es ratsam, diesen bei einem seriösen Züchter zu kaufen. Denn nicht artgerecht gehaltene Hunde sind besonders anfällig für Krankheiten und psychische Störungen. Auch könnten in einer nicht seriösen Zucht Elterntiere eingesetzt werden, welche an Erbkrankheiten erkrankt sind.
Seriöse Bernhardiner-Züchter finden Sie auf der offiziellen Website des VDH. Der Preis für einen Bernhardiner Welpen vom Züchter beginnt bei etwa 1000 €. VDH steht für den Verband für das Deutsche Hundewesen, der Sie bei zahlreichen Fragen unterstützt.
Tipp: Mit etwas Glück bekommen Sie einen Bernhardiner im Tierheim oder über eine Vermittlung von Hunden in Not. In diesem Fall ist nur eine Schutzgebühr von bis zu 300 Euro fällig.
7. Steckbrief Bernhardiner
Merkmal | Beschreibung |
---|---|
Herkunft | Schweiz |
Rassengruppe | Berghunde |
Größe |
|
Gewicht |
|
Lebenserwartung | 8 bis 10 Jahre |
Fell | Lang- oder Kurzhaar, dichte Unterwolle |
Farbe | Weiß und Rotbraun |
Wesen | Freundlich, Stur, ausgeprägter Beschützerinstinkt |
Verwendung | Bergrettungshund, Familienhund, Wachhund |
Geeignet für | Familien und Paare mit großem Haus |
Nicht geeignet für | Stubenhocker, Beruflich stark eingebunde Menschen, Hundesport |
Preis Welpe | ab 1000€ |
8. Lesenswerte Bücher rund um Bernhardiner
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