- Isländer sind die ältesten reinrassigen Pferde der Erde.
- Die freundlichen Ponys leben in Island meist frei in der weitläufigen Graslandschaft.
- Sie finden traditionell Einsatz für die Landarbeit und als Reitpferd, vor allem aber als Transportpferd in den unwegsamen Hochebenen in Island.
Durch die harten Bedingungen auf Island haben sich die Isländer zu einer äußerst robusten und vielseitigen Pferderasse entwickelt. Sie können selbst in den kältesten Wintern eigenständig in der Wildnis überleben. Gleichzeitig sind sie durch ihr freundliches, ausgeglichenes Gemüt hervorragende Nutztiere für den Menschen.
Erfahren Sie in unserer Rassenbeschreibung welche Besonderheiten Isländer so beliebt machen und was Sie bei der Haltung im Vergleich zu anderen Pferden beachten müssen. Zudem informieren wir Sie über die Herkunft der Isländer und geben Tipps zur Behandlung häufiger Krankheiten.
Inhalt
1. Islandpferde sind ein Stück lebendige Geschichte
Die bekannten Isländer-Pferde sind das Ergebnis einer Kreuzung verschiedener keltischer und germanischer Pferderassen. Diese wurden im 9. Jahrhundert von Kelten und Wikingern, welche, sich in Island ansiedelten ins Land gebracht.
Ihre Abstammung geht unter anderem auf Hochland-, Shetland und Connemaraponys zurück. Die verschiedenen Ponys vermischten sich zu einem vielseitigen Pferd, welches sich durch die äußerlichen Bedingungen zu einer äußerst robusten Rasse entwickelte. Isländer können sogar während des kalten isländischen Winters draußen überwintern.
1.1. Importverbot für Pferde
Als Isländer anerkannt werden nur reingezogene Ponys, deren Abstammung lückenlos bis nach Island zurückverfolgt werden kann. Seit über tausend Jahren gibt es in Island keine andere Pferderasse als die Isländer. Das Tier ist seither ungekreuzt und damit das älteste reinrassige Pony der Welt.
Seit 1909 ist der Import von Pferden jeglicher Art verboten. Hat ein Isländer die Insel erst einmal verlassen, darf er nicht wieder zurückkehren. Der Export hat sich hingegen zu einem florierenden Geschäft entwickelt. Besonders nach Deutschland werden die robusten Ponys oftmals verkauft.
1.2. Das Islandpony im Rasseportrait
Pferd oder Pony?
Oft stellt sich die Frage, ob Isländer Pferde oder Ponys sind. Da Pferde bis zu einem Stockmaß von 148 cm als Ponys gelten, sind die Isländer auch als solche einzuordnen.
- Islandpferde weisen einen kräftigen Körperbau auf. Der Hals ist kurz und dick, die Röhrenbeine kurz und stämmig mit sehr harten Hufen.
- Mähne und Schopf sind üppig behaart, oft hängen Haare über den Augen. Auch der Schweif ist lang und dicht.
- Fast alle Fellfarben und -musterungen sind beim Islandpony zu finden.
- Neben den Grundgangarten verfügen Islandpferde über weitere natürliche Gangarten. Neben Schritt, Trab und Galopp gibt es noch Tölt und Pass.
- Das Islandpferd verfügt über eine hohe Tragkraft und Belastbarkeit.
- Besonderes Merkmal der Isländer ist das hohe erreichbare Alter. Grundsätzlich zählt die Rasse zu den Spätentwicklern. Das heißt, ein Islandpferd ist erst mit zirka sieben Jahren ausgewachsen. Deshalb können Sie diese später als andere Pferderassen – in der Regel erst zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr – anreiten. Allerdings ist ein Alter von bis zu 40 Jahren keine Seltenheit, sodass der Beritt über mehr als 20 Jahre möglich ist.
- Im Winter bekommen Islandpferde ein dichtes Winterfell, welches es ihnen ermöglicht, die kalten Winter in ihrer Heimat zu überstehen.
- In Ihrer Heimat werden Islandpferde weitestgehend unbeeinflusst vom Menschen in kleinen Herden in der Wildnis gehalten.
1.3. Tölt und Pass – die besonderen Gangarten
Islandpferde sind so genannte Gangpferde. Sie beherrschen neben wenigen anderen Pferderassen den Tölt. Er folgt einem Viertakt in acht Phasen. Der Unterschied zum Schritt besteht darin, dass abwechselnd ein oder zwei statt zwei bzw. drei Beine Kontakt zum Boden haben. Das Tempo kann zwischen Schritt und Galopp variieren. Der Tölt ist sehr angenehm und rückenschonend.
Insbesondere mit dem Pass können die Ponys jedoch enorme Geschwindigkeiten erreichen. Dabei läuft der Isländer in einer gestreckten Haltung, bei der sich die gegenüberliegenden Beine gleichzeitig in der Luft befinden. Typisch für den Pass ist die Flugphase, in der kein Huf des Pferdes den Boden berührt. Während viele Islandpferde zwar den Tölt beherrschen, ist dieses beim Pass anders und nicht immer gegeben. Daher gilt der Pass unter Kennern auch als „Königsgangart“.
2. Isländer sind äußerst robust und einfach zu pflegen
Der Charakter der Islandpferde ist durch ihre freie Haltung und ihre Verwendung als Last- und Arbeitspferde in Island geprägt. Dadurch verhalten sich die Pferde genügsam und sind äußerst widerstandsfähig. Sie gelten als sehr stark und gesund, ruhig im Umgang, vom Wesen her neugierig und freundlich. Dabei bewahren sie sich aber immer ihre Unabhängigkeit. Aufgrund des freundlichen Wesens eignen sich Isländer auch hervorragend als (Einstiegs-)Reitpferde für Kinder.
Die in Island weitestgehend frei lebenden Ponys überleben den Winter gar ohne Zufutter, indem sie den Schnee wegscharren und fressen, was sie finden können. Dabei handelt es sich zumeist um verschiedene Gräser unter dem Schnee und um Algen Durch die Haltung in der Wildnis verfügen die Tiere darüber hinaus über einen exzellenten Heimfinde-Instinkt. Auch sind die Pferde aufgrund ihrer langjährigen Verwendung als Lastpferde äußerst trittsicher in unwegsamem Gelände.
Isländer benötigen daher keine spezielle Pflege. Es ist eher umgekehrt: Isländer, bei denen es sich nicht um Reitpferde handelt, brauchen so wenig Pflege vom Menschen, wie möglich. Außerhalb von Island gilt die Robustpferdehaltung in zumindest kleinen Herden als annähernd artgerecht.
Dabei werden die Pferde das ganze Jahr über auf einer ausreichend großen Wiese gehalten. Neben regelmäßigen Gesundheitskontrollen, einer Wasserstelle und einem nicht beheizbaren Unterstand beschränkt sich der menschliche Einfluss hier auf das optionale Bereitstellen von zusätzlichem Futter und Stroh.
Bei Reitpferden kann der Freigang im Sommer begrenzt werden und im Winter auf eine Haltung in einem großem offenen Stall mit großem Außenbereich ausgewichen werden. Die Haltung in einer Gruppe ist für die positiven Charaktereigenschaften von Isländern jedoch unerlässlich.
Achtung: Isländer in Robustpferdehaltung sollten nicht geschoren oder gewaschen werden. Ansonsten verlieren sie die schützende Unterwolle ihres Fells bzw. die natürliche Fettschicht der darunter liegenden Haut und somit auch ihre Wetterfestigkeit.
2.1. Isländer werden vielfältig eingesetzt
In Ihrer Heimat wurden Isländer vor allem als Zug – und Lasttiere, Reitpferde, aber auch zur Fleischproduktion verwendet. In letzter Zeit haben viele Züchter den Schwerpunkt in Richtung robustes Freizeit- bzw. Reitpferd gelegt.
Dies liegt daran, dass die Pferde trotz ihrer geringen Größe Erwachsene tragen können und gleichzeitig über einen überaus freundlichen Charakter verfügen. In Kombination mit ihrer Trittsicherheit und Geländefestigkeit ergibt sich ein äußerst robustes und vielseitig einsetzbares Freizeitpferd. Oft werden sie daher als Wander- und Distanzpferd eingesetzt.
In Island werden die Pferde zum Teil weiterhin als Arbeits- und Lastpferde eingesetzt. Aufgrund ihrer Eigenschaften werden sie auch in anderen unwegsamen Regionen hierfür eingesetzt. Aufgrund der speziellen Gangarten der Isländer gibt es zudem noch spezielle Wettkämpfe nur für Isländerpferde, die sich auf die Ausführung der 5 Gangarten, aber auch auf die Geschwindigkeit in ebendiesen beziehen.
3. Typische Krankheiten: Das Islandpferd neigt zum Sommerekzem
Islandpferde sind grundsätzlich als physisch und psychisch stark sowie gesund zu bezeichnen. Anfällig sind sie jedoch für das sogenannte Sommerekzem und die typische Ponykrankheit Spat beobachten.
Beim Sommerekzem handelt es sich um eine vererbbare Allergie gegen den Speichel einer Mückenart. Diese führt zu starkem Juckreiz bei betroffenen Pferden. Dieser kann dazu führen, dass Pferde sich ihre Haut aufreiben oder beißen bis sie blutet. Als Folge können vermehrt Entzündungen und Pilzinfektionen auftreten.
Leider gibt es bislang keine Medikamente, um die Allergie zu heilen. Um dem Pferd ein annähernd beschwerdefreies Leben zu ermöglichen, empfiehlt sich die Verwendung eine Exzemerdecke. Diese soll die Mücken von den empfindlichsten Stellen fernhalten. Hierfür muss sie jedoch von April bis Oktober konstant getragen und in regelmäßigen Abständen gesäubert werden. Zudem empfiehlt es sich, zur Linderung von Stichen bestimmte Öle oder Salben, wie etwa eine Lebertran-Zink-Salbe aufzutragen.
Spat bezeichnet eine Entzündung kleiner Knochen im Sprunggelenk. Bei dieser verknöchert der Knorpel des betreffenden Beins mit der Zeit komplett. Dies hat meist eine gewisse Steifheit des Gelenks sowie eine Verkürzung der Schrittlänge zur Folge. Weil Spat vererblich ist, müssen Zuchttiere seit 2006 vor ihrer Zulassung auf die Krankheit getestet werden.
4. Das müssen Sie beim Kauf eines Islandponys beachten
Islandpferde sind in ihrer Anschaffung vergleichsweise teuer. Dies liegt unter anderem daran, dass Isländer erst in einem Alter von 5 bis 7 Jahren angeritten werden und somit deutlich mehr Zeit, als bei anderen Pferden in die Aufzucht investiert wird.
Je nach Alter und Fähigkeiten (insbesondere in Bezug auf die fünf Gangarten) sind Isländer für Preise von 5.000 bis weit über 20.000 Euro zu kaufen. Allerdings relativieren sich die höheren Kosten in jungen Jahren dann wieder mit der wesentlich längeren Lebens- und Nutzungsdauer der Pferde. Um sicherzugehen ein Islandpferd aus einer reinrassigen Zucht zu bekommen, sollten Sie bei Importpferden auf eine Abstammungsurkunde bestehen. Eine Übersicht aller seriösen Isländer-Züchter in Deutschland findet man auf der Website des offiziellen Zuchtverbands IPZV e.V..
4.1. Isländer brauchen spezielles Reitzubehör
Ansonsten ähnelt das Islandpferd in seinen Haltungskosten denen, die bei allen Pferderassen entstehen. Mit den Jahren hat sich ein spezieller Markt ausschließlich für Isländer entwickelt. Gerade bei Sattel und Zaumzeug hat der Isländer auf Grund seines Körperbaus spezielle Ansprüche. So genannte Isländer-Sättel sind darauf zugeschnitten und bieten auch mit Blick auf die Gangarten Tölt und Pass enorme Vorteile. Bei Halfter und Trense jedoch orientiert sich die Größen an den Ponymaßen.
5. Steckbrief Isländer
Merkmal | Ausprägung |
---|---|
Herkunft | Island |
Größe | 125 cm bis 148 cm |
Gewicht | zwischen 300 kg und 500 kg |
Lebenserwartung | 25 Jahre bis 40 Jahre |
Geeignet als | Freizeitpferd, Arbeitspferd, Rennpferd (in bestimmten Gangsportarten) |
Farben | Falben, Rappen, Braune, Füchse, verschiedene Scheckungen uvm. |
Lebensraum | offene Felder und Graslandschaften, isländisches Hochland |