- Der Wisent ist mit einem Gewicht von bis zu einer Tonne das größte und schwerste Landsäugetier in Europa.
- Im 20. Jahrhundert war er in freier Wildbahn komplett ausgestorben – nur durch ambitionierte Züchtungen konnte der Wisent gerettet werden.
- Mittlerweile ziehen wieder mehrere Herden dieser mächtigen Tiere in Europa durch die Wälder.
Der Wisent ist mit seiner massigen Gestalt, den gebogenen Hörnern und der stattlichen Größe von bis zu zwei Metern eine äußerst imposante Erscheinung. Er gehört zu den größten und schwersten Landsäugetieren Europas. Obwohl er einst in ganz Europa die Wälder durchstreifte, kennen die meisten Menschen ihn jedoch ausschließlich aus dem Wisentgehege. Denn in freier Wildbahn sind die Tiere so gut wie ausgerottet.
Warum Wisente einst fast ausgestorben waren, welche Maßnahmen zur Auswilderung es gibt und welche Eigenschaften die Tiere auszeichnen, erfahren Sie in unserem Portrait.
Inhalt
1. Wisent sind Bison sind eng verwandt
Der Wisent ist der letzte Vertreter der Wildrinder in Europa. Sein wissenschaftlicher Name lautet Bison bonasus – sein nächster Verwandter ist der Amerikanische Bison. Beide haben ein so enges Verwandtschaftsverhältnis, dass sogar Kreuzungen problemlos möglich sind. Heute lebt nur noch eine europäische Bisonart, der Flachlandwisent. Der Bergwisent (auch Kaukasus-Wisent genannt) ist bereits ausgestorben.
1.1 Wisente sind kraftvolle, mächtige Tiere
Charakteristisch für einen Wisent ist der hohe Buckel (Widerrist) sowie der tief gesenkte Kopf, der von zwei spitzen, gebogenen Hörnern gekrönt ist. Mit seiner massigen Gestalt wirkt er durchaus respekteinflößend: Ein Bulle wird rund 1000 Kilogramm schwer. Er erreicht eine Höhe von etwa zwei Metern und eine Körperlänge von 2,5 bis 3,5 Metern. Die weiblichen Wisents sind deutlich kleiner mit einem Gewicht von bis zu 500 Kilogramm.
Der muskulöse, kraftvolle Körper ist von dichtem, dunkel- bis kastanienbraunen Fell bedeckt. An Kopf, Hals und Brust ist das zottelige Fell länger als am übrigen Körper und lässt die Tiere noch mächtiger erscheinen. Sowohl Männchen als auch Weibchen haben Hörner, die bis zu 51 Zentimeter lang werden können.
2. Der Wisent konnte nur durch Züchtungen gerettet werden
Einst beheimatete ganz Mittel,- West-, und Südeuropa Wisente. Im Osten erstreckte sich ihr Verbreitungsgebiet bis zum Kaukasus und zur Wolga. Doch bereits im Mittelalter wurde ihr Lebensraum durch Rodungen für Ackerbau und Viehzucht zunehmend bedroht. Zusätzlich wurden die Tiere wegen ihres Fleischs uneingeschränkt gejagt, sodass der Wisent in Deutschland bereits vor 1700 ausgerottet war. Lediglich in Polen lebte bis ins 20. Jahrhundert noch eine Population im Urwald von Białowieża – doch auch diese starb aufgrund von Seuchen und Wilderei nach dem Ersten Weltkrieg aus.
So war der Wisent in der freien Wildnis zunächst komplett ausgerottet. Jedoch existierten in Zoologischen Gärten noch eine geringe Anzahl an Wisenten, von denen 12 die Urväter aller heute auf der Welt lebenden Wisente bilden. Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts wurde mit der geplanten Züchtung der Tiere begonnen, um den Bestand wieder zu vergrößern. So nahm die Geschichte für den Wisent gerade noch einmal eine gute Wendung und er wurde vom Aussterben bewahrt.
Der kleine Genpool, aus dem die heutigen Wisente stammen, war leider auch eine der größten Gefahren für ihren Fortbestand. Die fehlende Diversität kann sie anfälliger für Krankheiten und Parasiten machen. Mittlerweile geht man dank der großen Bemühungen der Züchter jedoch von einer gesicherten genetischen Variabilität aus.
2.1 Heutige Populationen sind wieder stabil – sogar in Deutschland
Die größte freilebende Herde lebt mittlerweile wieder im polnischen Białowieża, wo sie bereits 1952 erfolgreich ausgewildert wurde. 1996 begann auch der WWF zusammen mit Zoos und Tierparks, Wisente wieder in ihrer ursprünglichen Heimat anzusiedeln. Mittlerweile gibt es laut WWF wieder 34 wilde Herden in acht Ländern: Weißrussland (8 Herden), Polen (5 Herden), Russland (15 Herden), Ukraine (8 Herden), Litauen (2 Herden), Slowakei (1 Herde), Rumänien (2 Herden) und Deutschland (1 Herde).
Seit 2013 gibt es sogar in Deutschland wieder eine Herde Wisente in freier Natur. Im Rothaargebirge in NRW streifen die Tiere wieder durch die Wälder. 2015 waren es bereit 17 Tiere. Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie auf den Seiten der Wisent-Welt.
2.2. Begegnungen zwischen Wisent und Mensch
Mittlerweile gibt es auch Überlegungen, Wisente in weiteren Regionen Deutschlands wieder anzusiedeln. So positiv diese Auswilderungsversuche von vielen Menschen aufgenommen werden, es gibt auch kritische Stimmen von Förstern, Bauern und besorgten Bürgern, die Schäden und Verletzungen durch die Tiere befürchten, wie ein Artikel im Tagesspiegel zeigt.
Eine Begegnung mit einem Wisent ist in Anbetracht der geringen Zahlen äußerst selten. Zudem sind die Tiere recht scheu und fliehen in der Regel vor dem Menschen. Dennoch sind Zusammenstöße natürlich nicht auszuschließen. Durch ein verantwortungsbewusstes Verhalten sollten Begegnungen aber kein Problem darstellen. Auch Verkehrsunfälle und Schäden an Grundstücken, die am Wald angrenzen, bilden ein potenzielles Risiko.
3. Wälder bilden den idealen Lebensraum
Wisente bevorzugen im Gegensatz zum Amerikanischen Bison, der in der Prärie lebt, Waldregionen. Feuchte und lichte Wälder bilden den perfekten Lebensraum für den Wisent, weil er dort eine reichhaltige Nahrungsgrundlage vorfindet. Aber auch in Waldsteppen und offenen Flächen sind Wisente anzutreffen.
Der Wisent ist ein reiner Pflanzenfresser und wie alle Rinderarten auch ein Wiederkäuer. Zu seiner Nahrung zählen Laub, Gräser, Wurzeln, Rinde, Kräuter und junge Triebe. Als erwachsenes Tier vertilgt er 20 bis 60 Kilogramm Futter am Tag.
3.1. Wisente sind Herdentiere und Wiederkäuer
Wisente leben meist in Herden von 12 bis 20 Tieren, die vorwiegend aus Kühen und Jungtieren bestehen. Angeführt wird die Gruppe von einer Leitkuh. Ältere Bullen sind meist als Einzelgänger unterwegs, Jungbullen finden sich zu kleinen Gruppen zusammen. Nur in der Brunftzeit gesellen sich die Bullen zu einer Herde, um sich fortzupflanzen.
Wie bei allen Wiederkäuern ist der Tag beim Wisent von vielen Ruhe- und Äsungsphasen geprägt.