Zwergpinscher: Charakterstarker Begleit- und Familienhund

zwergpinscher in heidelandschaft
  • Der Zwergpinscher, auch Rehpinscher genannt, ist ein kleiner, lebhafter Begleit- und Familienhund, der früher Ställe frei von Mäusen und Ratten hielt.
  • Zwergpinscher sind nach Dobermann und Deutscher Pinscher die kleinsten Vertreter dieser Familie. Da sie eine eher niedrige Reizschwelle haben, sollte Hundeerfahrung vorhanden sein.
  • Ein Zwergpinscher ist ein Hund, der vielseitig einsetzbar ist. Damit ist er prädestiniert für Hundesport und beispielsweise im Agility und Obedience vertreten.

Ein Zwergpinscher ist ein agiler und charakterstarker kleiner Hund, der in Deutschland eine lange Tradition hat. Als Mäuse- und Rattenjäger war er früher auf nahezu jedem Bauernhof zu finden. Die robuste Hunderasse ist aber äußerst vielseitig, recht temperamentvoll und auch in einer Familie gut auszulasten – Hundeerfahrung vorausgesetzt.

In unserem Ratgeber erfahren Sie alles Wissenswerte rund um die Hunderasse Zwergpinscher und bekommen mit vielen Informationen einen Einblick darin, wie das Leben mit einem solchen Hund aussehen kann.

1. Der Zwergpinscher: Ratten- und Mäusefänger auf Bauernhöfen

zwergpinscher liegend

Interessiert und aufmerksam: Zwergpinscher wurden schon im Mittelalter für Ihre Vielseitigkeit geschätzt.

Der Zwergpinscher hat als Rasse eine sehr lange Tradition. Gesichert ist seine Herkunft: Die Rasse wird auf den so genannten „Torfgrubenhund“ zurückgeführt. Dieser Hund heißt so, weil man seine fossilen Überreste in alten Pfahlbauten an der Ostseeküste entdeckt hat, die man auf etwa 3000 Jahre datiert. Er soll dem heutigen Zwergpinscher bereits sehr ähnlich gewesen sein. Der Zwergpinscher hat seinen Ursprung damit in Deutschland.

Im Mittelalter aber auch danach noch war der Zwergpinscher besonders im ländlichen Raum vorzufinden. Der Grund ist seine vorzügliche Eignung als Jagd-, Wach- und Begleithund. Auf Bauernhöfen hielt er die Ställe als ausgezeichneter Ratten- und Mäusejäger frei von den Nagetieren. Er kündigte außerdem zuverlässig Besucher durch durchdringendes Gebell an.

Der Zwergpinscher war aber nicht nur in Europa zuhause, wo er wie in Frankreich und Amerika auch als Begleithund der Oberschicht gehalten wurde. Er war außerdem ein Hund, der viele fahrende Händler und Kutscher begleitete und sich dabei trotz der geringen Größe als robust und lauffreudig erwies. Auch hier zeigte er vor allem nachts seine Qualitäten als Wachhund, in dem er bei den Waren blieb und mögliche Diebe mit selbstbewusstem Gekläffe meldete.

Die Zucht des Zwergpinschers begann in Deutschland etwa 1870, als man gezielt Farbschläge herauszüchtete. 1895 schlossen sich dann zwei deutsche Vereine zum Pinscher-Schnauzer-Klub e. V. 1895 zusammen, der noch heute weltweit für den offiziellen Rassestandard des Zwergpinschers verantwortlich ist.

2. Rassebeschreibung: Eine kleine Rasse aus der Pinscher-Familie

zwergpinscher rehpinscher im studio

Mit seine rot-braunen Färbung sieht der zierliche Zwergpinscher wirklich wie ein kleines Reh aus.

Die Standardgröße liegt beim ausgewachsenen Zwergpinscher bei einer Widerristhöhe von 25 bis 30 Zentimetern. Er hat ein Gewicht von 4 bis 6 Kilo und damit eine Größe, die oft auch noch für die Kabine bei Flugreisen passt. Der Zwergpinscher ist eine anerkannte Rasse und wird in der FCI-Gruppe 2 „Pinscher und Schnauzer“ geführt.

Im Erscheinungsbild ist der Zwergpinscher das verkleinerte Abbild des „großen Bruders“, dem Deutschen Pinscher. Im Gegensatz zu vielen anderen verzwergten Rassen hat der Zwergpinscher allerdings keine Probleme und gilt auch sonst als sehr robust und wenig anfällig für Krankheiten.

Als rassetypische Erkrankung ist das – allerdings extrem seltene – Akrale Mutilationssyndrom bekannt, eine angeborene Nervenkrankheit. Hierbei verletzen sich die Hunde die Pfoten.

2.1. Das Haarkleid ist ein Hingucker: Satte Farben an einem eleganten Mini-Hund

Optisch kommt der Zwergpinscher als kleiner, aber eleganter Hund daher. Obwohl er im Körperbau leicht quadratisch wirkt, ist der Kopf langgestreckt und kräftig, die Beine schmal, aber nicht dürr. Das Haarkleid ist dicht, liegt glatt an und glänzt. Farblich kommen einfarbige Hunde in Hirschrot, rot-braun bis dunkelrot-braun vor und zweifarbige schwarz-rote Hunde.

Dann soll das Haarkleid möglichst schwarz sein und rote oder braune Abzeichen aufweisen, die an folgenden Stellen vorkommen können: Über den Augen, an der Halsunterseite, den Pfoten, an den Innenseiten der Hinterläufe, am Mittelfuß der Vorderläufe und unter der Rutenwurzel. Zudem gibt es zwei gleichmäßige und abgegrenzte Dreiecke an der Vorbrust.

Rehpinscher: Die Farbe ist schuld! Der Zwergpinscher wird deswegen auch Rehpinscher genannt, weil er häufig in einer rehbraunen Färbung vorkommt.

2.2. Heute gesund, früher mit zu dünnen Beinen: Eine seriöse Zucht ist ein Muss

zwergpinscher hündin mit welpen

Die liebevolle Aufzucht und gute Sozialisation der Welpen sind wichtig.

Glücklicherweise ist der Zwergpinscher durch überlegte Rassehunde-Zucht heute wieder ein robuster Kleinhund mit Großhundqualitäten. Das war jedoch nicht immer so, da die Zucht vor allem in Frankreich lange Zeit rein auf optische Merkmale abzielte und die Beinchen am Ende sehr dürr und staksig waren, die Hunde nicht mehr als 20 Zentimeter groß wurden und zudem ständig froren. Dass das nicht gesund ist und im Alltag große Einschränkungen mit sich bringt, versteht sich von selbst.

In Deutschland ist der Pinscher-Schnauzer-Klub 1895 e. V. der anerkannte Rassezuchtverein für Pinscher und dem Verband für das Deutsche Hundewesen VDH angeschlossen. Wer in diesem Verband züchten will, muss strenge Auflagen befolgen.

Stammt ein Zwergpinscher nicht aus einer guten und sorgfältigen Zucht, sondern im schlimmsten Fall aus Welpenfabriken, meist aus dem nahen Ausland, zeigen sich oft eine allgemeine Unsicherheit, starke Nervosität und ein Dauerzittern. Das sind Merkmale, die einerseits auf mangelnde Sozialisation schon in der frühen Welpenphase zurückgehen, teilweise aber auch genetisch bedingt sein können.

Achtung: Kritisch zu sehen ist auch die Zucht von Mini-Zwergpinschern, also eine nochmals verkleinerte Form des Hundes. Wie alle so extrem verzwergten Hunde hat auch der Mini-Zwergpinscher eine ganze Reihe an gesundheitlichen Problemen, die auftreten können. Daher handelt es sich hierbei auch nicht um eine eigene Rasse.

3. Charakter: Zwergpinscher sind im Alltag lebhaft, selbstsicher und freundlich

Zwergpinscher sind sehr anhängliche Hunde, die sich stark an ihre Bezugspersonen binden, viele Streicheleinheiten fordern und gerne immer in der Nähe des „Rudels“ sind. Allerdings sind diese Hunde alles andere als Couchpotatoes!

Sie fordern Arbeit und Aufmerksamkeit zwar in der Regel nicht so vehement ein, können bei zu wenig Auslastung aber zu anstrengenden Chaoten mutieren. Dann suchen sich sich ihre Beschäftigung selbst, mit meist wenig wünschenswertem Ergebnis.

Im Alltag sind Zwergpinscher lebhaft, spielen gerne und zeigen sich normalerweise sehr freundlich. Sie lieben menschliche Zuwendung und haben einen guten, ausgeglichenen Charakter.

3.1. Der Zwergpinscher als Familienhund: Anhänglich und anpassungsfähig

Zwergpinscher gelten – ein wenig Hundeerfahrung vorausgesetzt – als tolle und anpassungsfähige Familienhunde. Kinder sollten mit einem so kleinen Hund aber besonders rücksichtsvoll umgehen und dementsprechend am besten nicht mehr ganz klein sein. Ansonsten müssen die Eltern sehr darauf achten, dass der Familienhund seine Rückzugsmöglichkeiten hat.

zwergpinscher spielt mit herrchen

Ein Zwergpinscher setzt auch beim Menschen Beweglich-keit voraus – er will laufen und beschäftigt werden.

Als Seniorenhunde sind Zwergpinscher weniger geeignet, vor allem, wenn die älteren Menschen nicht mehr gut zu Fuß sind. Im Gegensatz zu anderen Kleinhunderassen, wie beispielsweise dem Shih Tzu oder auch dem Havaneser, brauchen Zwergpinscher deutlich mehr Auslauf, um zufrieden zu sein.

Muss es dennoch unbedingt diese Hunderasse sein, wäre ein bereits älteres Tier ab 8 Jahren ein guter Kompromiss. In diesem Alter werden die meisten Hunde ruhiger und etwas gemütlicher und sind nicht mehr ganz so agil und lebhaft.

Wichtig: Die Lebenserwartung eines Zwergpinschers liegt bei etwa 12 bis 14 Jahren, wobei Kleinhunde generell älter werden als Großhunde. Die Überlegung, sich für eine solche Lebensdauer einem kleinen Wesen zu verpflichten, sollte gut durchdacht sein.

3.2. Klein, aber oho: Der Zwergpinscher ist ein guter Wachhund

Noch immer schlummert im Zwergpinscher ein ausgesprochen guter Wachhund, der im Übrigen auch durchaus Jagdtrieb haben kann. Weil Zwergpinscher eine relativ niedrige Reizschwelle haben, können sie zu sprichwörtlichen „Kläffern“ werden, die vor allem und jedem „warnen“.

zwergpinscher rehpinscher obedience

Zwergpinscher laufen erfolgreich im Obedience und zeigen sich dort aufmerksam und gelehrig.

Der Hang zum Bellen ist beim Zwergpinscher aber auch genetisch verankert, denn über viele Jahrhunderte war das kräftige und durchdringende Anschlagen bei Fremden auf dem Hof ja durchaus erwünscht. Wer sich für einen solchen Hund entscheidet, weiß daher, dass er keinen absolut stillen Zeitgenossen bekommt. Bei der Haltung in beispielsweise Mehrparteienhäusern sollte das von Vornherein bedacht werden.

Grundsätzlich kann der kleine Hund aber auch in der Stadt gehalten werden, sofern er entsprechend beschäftigt wird. Unterbeschäftigt und unerzogen können Zwergpinscher im Alltag ansonsten richtig problematisch sein, weshalb eine gute, konsequente aber liebevolle Erziehung Pflicht ist.

3.3. Gute Erziehung ist ein Muss – wie Auslastung im Alltag

Ein Zwergpinscher läuft – obwohl er so klein ist – im Alltag nicht einfach so mit. Stattdessen braucht dieser Hund gezielte Zuwendung und Auslastung, was insbesondere in einem stressigen Familienleben eingeplant werden muss.

Ganz gleich, ob Sie einen Welpen bekommen oder einen schon etwas älteren Zwergpinscher übernehmen, der Besuch einer guten Hundeschule ist Pflicht. Hier sollte nach dem Prinzip der positiven Bestärkung gearbeitet werden, denn mit einem rauen Umgang können Sie es sich mit Ihrem neuen Mitbewohner ganz schnell verderben. Zwergpinscher gelten bei aller Robustheit als sensible Hunde. Allerdings müssen Sie in gleichem Maße konsequent sein und in der Lage, dem charakterstarken Hund souverän Orientierung zu bieten.

zwergpinscher agility

Auch im Agility sind Zwergpinscher vorne dabei. Sie sind wendig, schnell und haben eine tolle Auffassungsgabe.

Auch wenn es die geringe Größe suggeriert und von manchen Züchtern auch so empfohlen wird, ist der Zwergpinscher kein Anfängerhund. Es muss zumindest die Bereitschaft vorhanden sein, sich schon im Vorfeld mit der Hunderasse auseinanderzusetzen. Ebenfalls zu empfehlen ist, vielleicht auch mal den einen oder anderen Rassevertreter in Natura zu erleben, bevor Sie sich einen eigenen anschaffen.

Wer gerne aktiv ist, aber dennoch lieber einen kleinen Hund halten will, wird mit den Eigenschaften eines Zwergpinschers viel Freude haben. Die Agilität und der Mut dieser Hunderasse zeigt sich in Hundesportarten wie zum Beispiel Agility, in denen Zwergpinscher erfolgreich laufen. Allerdings sind diese Hunde sehr vielseitig, so dass auch andere Beschäftigungsmöglichkeiten über Dogdance, Tricktraining und Mantrailing denkbar sind. Je nachdem, woran Sie beide Spaß haben!

Tipp: Zwergpinscher sind aufmerksam, lernen gerne und lassen sich mit Futter oder Spielzeug gut motivieren. Es sind intelligente und aufgeweckte Hunde, die grundsätzlich neugierig und aufgeschlossen sind und als mutig gelten..

4. Wenig pflegeintensiv – aber ein kleiner Genießer

Zwergpinscher gelten als robust und wenig pflegeintensiv. Auch das Fell muss nicht täglich gebürstet werden und allgemein hält sich der Verlust von Haaren in Grenzen. Gebadet werden muss so ein Hund nur, wenn er so schmutzig ist, dass er von alleine nicht mehr sauber wird.

Allerdings lieben die meisten Zwergpinscher die Zuwendung ihrer Bezugsperson und finden es toll, gestreichelt und gepflegt zu werden. Wenn Sie einen nähebedürftigen Hund haben, ist es im Übrigen auch ganz einfach, diesen an potenzielle Untersuchungen beim Tierarzt heranzuführen.

Tipp: Dafür sollten Sie Ihrem Hund von Beginn an beibringen, dass es ganz normal ist, sich zwischendurch mal die Pfoten oder die Ohren anzuschauen. Auch die Lefzen mal hochzuziehen, den Körper abzutasten und Ähnliches hilft, einen Tierarztbesuch vorzubereiten. Wichtig: Nur entspannt und in ganz kurzen Einheiten üben, den Hund am besten zwischendurch mit tollem Futter belohnen und Beine nie zur Seite hin hochnehmen, das ist mit einem Hundegelenk nicht möglich.

Robuste Hunde wie der Zwergpinscher brauchen zwar nicht sofort dicke Kleidung, wenn es mal kalt wird – vor allem nicht, wenn der Hund in Bewegung ist. Allerdings kann es je nach Wetter sinnvoll sein, für einen so kurzfelligen Hund einen weichen und passenden (!) Hundemantel bereit zu halten, beispielsweise aus kuscheligem Fleece. Vor allem bei längeren Wartezeiten, Kälte und Regen in Kombination und an sehr eisigen Tagen frieren die Hunde, die kaum Unterwolle haben.

In Sachen Ernährung sind Zwergpinscher relativ anspruchslos. Weil sie wenig empfindlich sind, vertragen sie häufig eine Vielzahl von Nass- und Trockenfuttersorten, die Sie im Fachhandel kaufen können.

5. Gemeinsam unterwegs: Ein Zwergpinscher ist für viele Abenteuer zu haben

zwergpinscher am strand

Zwergpinscher sind gerne mittendrin und für Action, Spiel und Spaß zu haben – auch im Urlaub.

Ein gut sozialisierter Zwergpinscher ist in der Regel nicht nur ein toller Familienhund, sondern allgemein gerne mit dabei und dabei verspielt und aufgeweckt. Wenn er an wechselnde Umweltreize entsprechend sensibel herangeführt wurde, verkraftet er ein turbulentes Leben mit viel Action und Abwechslung gut.

Aufgrund seiner Größe und des geringen Gewichts passen die Hunde eigentlich überall noch mit dazu, ob in einer Hundebox im Auto, angeschnallt neben den Kindern auf dem Rücksitz, bei Bahn-, Bus- und Flugreisen. Gut erzogen fällt er kaum auf, ist in Ruhepausen quasi unsichtbar, dann aber wieder mittendrin dabei, wenn es rund geht. Auch Urlaube mit vielen Wanderungen, Bergtouren oder ähnliches sind kein Problem – die lauffreudigen Zwergpinscher blühen dann so richtig auf.

6. Ein Welpe aus guter Zucht kostet ca. 1000 Euro

Die Kosten für einen Welpen aus seriöser Zucht liegen beim Zwergpinscher bei eine Preis von etwa 800 bis 1000 Euro. Dem Verband für das Deutsche Hundewesen angeschlossene Züchter müssen zahlreiche medizinische Kontrollen durchführen lassen und Vorschriften beachten, bevor die Hunde zur Zucht eingesetzt werden dürfen. Zudem werden auch die Welpen auf Gesundheit und Rassestandard geprüft. Ob ein Züchter auch in Ihrer Nähe ist, können Sie mit der Welpen- & Züchtersuche des VDH unkompliziert herausfinden.

Tipp: Wenn es auch ein älteres Tier sein darf oder Sie zwar gerne einen Zwergpinscher haben, aber auch einem „Second-Hand-Tier“ eine Chance geben wollen, können Sie über die Notvermittlung des Pinscher-Schnauzer-Klubs 1895 e. V. schauen, ob es hier vielleicht gerade einen passenden Hund gibt.

7. Buchempfehlung zum Zwergpinscher

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Zwergpinscher: Charakterstarker Begleit- und Familienhund
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