- Der Magyar Vizsla ist ein ungarischer Vorstehhund und bekannt für seine Anhänglichkeit und sein sensibles Wesen.
- Als Gebrauchshunderasse ist ein Magyar Vizsla nur bedingt für Hundeanfänger geeignet. Wer sich auskennt, bekommt einen tollen und anpassungsfähigen Familienhund.
- Magyar Vizslas brauchen, wenn sie nicht jagdlich geführt werden, anderweitige Auslastung. Als Jagdhund ist der Vizsla besonders für Mantrailing und Apportiertraining geeignet.
Wunderschön, elegant und sehr menschenbezogen: Ein Magyar Vizsla hat viele tolle Eigenschaften. Allerdings ist die Rasse auch nicht ganz einfach zu handhaben, schließlich handelt es sich hierbei um eine alte ungarische Jagdhunderasse mit ausgeprägtem Jagdtrieb.
In unserem Ratgeber erfahren Sie alles Wissenswerte rund um die Hunderasse Magyar Vizsla und bekommen einen Einblick darin, wie das Leben mit einem solchen Hund aussieht. Die wichtigsten Informationen haben wir am Ende noch einmal in einem Steckbrief zusammengefasst.
Inhalt
- 1. Herkunft: Magyar Vizsla gibt es bereits seit dem 9. Jahrhundert
- 2. Kurzhaar und Drahthaar: Den Magyar Vizsla gibt es gleich zwei Mal
- 3. In Familien kommt der sensible Magyar Vizsla gut zurecht
- 4. Hundeanfänger brauchen viel Zeit und kompetente Unterstützung
- 5. Der Magyar Vizsla ist robust und wird bis zu 15 Jahre alt
- 6. Magyar Vizsla kaufen: Der Preis liegt zwischen 800 und 1200 Euro
- 7. Steckbrief Magyar Vizsla
- 8. Weiterführende Literatur zum Magyar Vizsla
1. Herkunft: Magyar Vizsla gibt es bereits seit dem 9. Jahrhundert
Der Magyar Vizsla ist eine von drei anerkannten Jagdhunderassen, die aus Ungarn stammen. Er ist auch als Ungarischer Vorstehhund bekannt und liegt inzwischen auf Platz 62 der beliebtesten 100 Hunderassen, wie sie vom Verband für Deutsches Hundewesen (VDH) geführt werden.
Ganz genaue Angaben, woher der Magyar Vizsla ursprünglich kommt, gibt es nicht. Man geht aber heute davon aus, dass der heutige Magyar Vizsla von Hunden abstammt, die von Magyaren während der Völkerwanderungen mitgebracht und dann etwa ab dem 10. Jahrhundert von Siedlern im Karpatenbecken gehalten wurden. Diese Hunde zeichneten sich durch hervorragende jagdliche Eigenschaften aus. Daher wurden sie vor allem bei der Jagd auf Wild oder als Unterstützung bei der Falkenjagd eingesetzt.
Wahrscheinlich haben sich dann im 16. und 17. Jahrhundert die einheimischen Hunde mit den von Türken mitgebrachten Hunden vermischt. Die bis dahin vor allem im vorderasiatischen Raum verbreitete „goldene“ Fellfarbe fand so Einzug. Diese war perfekt für die Tarnung in der Steppe und auf Feldern, wo diese Hunde jetzt verstärkt zum Suchen und Finden eingesetzt wurden.
Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts ließ das Interesse zugunsten anderer Hunderassen wie Pointer und Setter nach, die damals in Mode kamen. Daraufhin bemühten sich Züchter, nicht nur die Rasse zu erhalten, sondern auch andere Vorstehhunde einzukreuzen.
1920 wurde die Ungarische Vizsla Züchtervereinigung gegründet, 1935 wurde der Magyar Vizsla dann offiziell als Rasse von der Weltorganisation der Kynologie, der FCI, anerkannt. 1965 kam nach der kurzhaarigen Variante eine drahthaarige hinzu.
2. Kurzhaar und Drahthaar: Den Magyar Vizsla gibt es gleich zwei Mal
Der Magyar Vizsla wird in zwei Varianten gezüchtet, wobei die kurzhaarige Variante verbreiteter ist. Daneben gibt es aber auch eine drahthaarige Variante – beide sind FCI-anerkannt und werden unter verschiedenen Standards aufgeführt.
2.1. Kurzhaariger ungarischer Vorstehhund: Der „typische“ Magyar Vizsla
Der kurzhaarige ungarische Vorstehhund ist der als „typisch“ bekannte und weit verbreitete Magyar Vizsla anzusehen. Die Rasse gilt mit etwa 150 Welpen pro Jahr in Deutschland und aus anerkannten Zuchten als gesichert. Eine Hündin hat dabei pro Wurf bis zu zehn Welpen.
Der Magyar Vizsla wird mit einer Widerristhöhe zwischen 58 und 64 Zentimeter (Rüde) und 54 und 60 Zentimeter (Hündin) eher groß, wirkt aber nicht stämmig, sondern eher schmal. Die Hunde sind mit etwa einem Jahr ausgewachsen. Der muskulöse Körperbau weist bereits auf eine Grundrobustheit dieser Hunderasse hin. Die Fellfärbung kann von einem sehr hellen Semmelgelb bis zu einem dunklen Goldton jede Farbnuance annehmen.
Weiße Abzeichen auf der Brust sind erlaubt, Flecken jedoch nicht erwünscht. Die Augenfarbe soll zum Fell passen, bevorzugt werden dunklere Augen. Typisch für den Magyar Vizsla sind außerdem die tief angesetzten, dicht an den Wangen herunterhängenden und unten abgerundete Ohren.
2.2. Drahthaariger ungarischer Vorstehhund: Seit 1966 anerkannt
Die drahthaarige Variante des ungarischen Vorstehhundes ist bis auf die Ausprägung des Fells der kurzhaarigen Variante sehr ähnlich. Die seit 1966 von der FCI als eigenständig anerkannte Rasse weist jedoch einen etwas robusteren Körperbau auf.
Zudem ist das zwei bis drei Zentimeter lange Deckhaar dicht, kräftig und typisch „drahtig“. Auch hier sind verschiedene Abstufungen einer semmelgelben Grundfärbung sowie weiße Abzeichen erlaubt.
Tendenziell ist die drahthaarige Variante des Magyar Vizslas etwas heller, die kurzhaarige Variante findet man häufiger in einem dunklen Goldton.
Auch wichtig zu wissen: Die Farbe „Grau“ gibt es beim Magyar Vizsla nicht! Werden solche Welpen angeboten, handelt es sich fast immer um Mixe aus Magyar Vizsla und Weimaraner.
3. In Familien kommt der sensible Magyar Vizsla gut zurecht
Für einen Jagdhund gilt der Magyar Vizsla als leicht erziehbar. Das liegt an seinem sehr zurückhaltenden und sensiblen Wesen und dem freundlichen Charakter. Ein Vizsla will gefallen und sucht engen Anschluss an seine Bezugspersonen.
Im Vergleich zu anderen Gebrauchshunderassen sind Magyar Vizslas gut zu trainieren und auszubilden. Allerdings muss die Erziehung mit Einfühlungsvermögen und vor allem ohne Härte geschehen – Konsequenz ist viel wichtiger. Da Vizlas als ausgesprochen sensibel gelten, muss auch bei jagdlicher Führung Familienanschluss gewährleistet sein.
Ein Magyar Vizsla gilt als ausdauernd, lernwillig und sehr anhänglich. Zu seinen Bezugspersonen baut dieser Hund eine enge Bindung auf und kommt mit einer rauen Behandlung sehr schlecht zurecht.
Er gilt als sehr menschenfreundlich und ist zudem ausgesprochen intelligent. Die Hunderasse ist zudem sehr kontaktfreudig, liebt die Arbeit mit den Menschen und baut bei einer liebevollen Führung viel Vertrauen auf.
3.1. Mit genügend Beschäftigung ist die Haltung unkompliziert
Nicht nur unter Jägern ist der Vizsla beliebt, weil er sowohl im Feld, als auch Wald und im Wasser zur Jagd eingesetzt werden kann. Der Magyar Vizsla eignet sich wegen seines sanften Wesens aber auch als Familienhund, weshalb er heutzutage verstärkt nicht jagdlich geführt wird.
Einerseits muss der Vizsla dann ausreichend beschäftigt werden. Wird er nicht zur Jagd eingesetzt, braucht ein Magyar Vizsla anderweitige geistige und körperliche Auslastung. Das kann beispielsweise durch Hundesport, Radfahren und ausgedehnte Spaziergänge in Verbindung mit Spiel- und Trickeinheiten geschehen.
Andererseits sind Magyar Vizslas auch sehr anpassungsfähig und genügsam – weshalb sie durchaus in Wohnungen gehalten werden können. Nicht selten entwickeln sie sich im Haus zu regelrechten Couchpotatoes, die jederzeit für ausgedehnte Schmuseeinheiten mit der Familie zu haben sind. Hier zeigen sie bisweilen Schutzverhalten, was gewisse Ansprüche an die Halter stellt.
4. Hundeanfänger brauchen viel Zeit und kompetente Unterstützung
Für Hundeanfänger sind Magyar Vizslas wie alle Jagdhunderassen nur bedingt geeignet. Meist wird unterschätzt, dass diese Hunde ihren Eigenschaften und Fähigkeiten entsprechend ausgelastet werden müssen.
Achtung: Geschieht das nicht, ist unerwünschtes Verhalten wie Zerstörungswut oder die Jagd auf alles Mögliche häufig die Folge.
Wer sich bewusst für einen Magyar Vizsla entscheidet, sollte dies nicht nur bedenken, sondern auch Lust darauf haben, die nächsten 12 bis 15 Jahre lang einen Großteil seiner Freizeit zu opfern. Mit reinen Gassigängen sind Vizslas nämlich nur sehr selten zufriedenzustellen.
Vielmehr wollen sie ständig körperlich und geistig gefordert werden. Denn eine mangelnde Auslastung kann zu Problemen wie Verhaltensauffälligkeiten und Übergewicht führen.
Tipp: Wollen Sie einen Magyar Vizla in erster Linie als Familienhund halten, sollten Sie sich am besten bereits im Vorfeld Unterstützung durch eine kompetente Hundeschule oder einen Verein sichern. Hier können Sie nach der Grundausbildung Ihres Hundes weiter Hundesport oder Beschäftigungstraining absolvieren.
5. Der Magyar Vizsla ist robust und wird bis zu 15 Jahre alt
Wer einen Magyar Vizsla aus einer anerkannten FCI-Zucht kauft, bekommt in der Regel einen robusten Hund. Besonders krankheitsanfällig sind Magyar Vizslas nämlich nicht, genetisch gibt es wie bei vielen Jagdhunden eine Tendenz zur Hüftdysplasie. Anerkannte Züchter achten hier auf die Verpaarung von HD-A Hunden, also Hunden, die frei von Hüftdysplasie sind. Die Regeln halten zudem fest, dass ein HD-B Deckrüde nur mit einer HD-A Hündin oder umgekehrt verpaart werden darf. Dadurch wird das Risiko für HD deutlich minimiert.
Obwohl Magyar Vizslas eher große Hunde sind, haben sie eine hohe Lebenserwartung. Im Schnitt werden sie zwischen 12 und 15 Jahre alt. Die Fellpflege ist bei einem Vizla wenig aufwändig. Es ist quasi selbstreinigend, weshalb es selbst bei schlechtem Wetter meist ausreicht, es kurz mit einem Handtuch trocken zu reiben. Die drahthaarigen Vertreter der Rasse sollten hin und wieder einen Hundesalon zum Trimmen besuchen.
6. Magyar Vizsla kaufen: Der Preis liegt zwischen 800 und 1200 Euro
Bei Gebrauchshunderassen entscheidet häufig die genaue Abstammung der Welpen über deren Preis. Ein Magyar Vizsla kostet demnach zwischen 800 und 1200 Euro.
Wenn Sie auf der Suche nach einem Begleiter für die Jagd sind oder intensiv im Hundesport arbeiten, ist eine FCI-Leistungszucht die richtige Wahl. Hier werden die Eigenschaften dieser Gebrauchshunderasse gefördert und gleichzeitig auf eine gute Abstammung geachtet.
Nur dann ist sichergestellt, dass keine unerwünschten Erkrankungen weitervererbt werden. Eine Züchterliste und weitere Informationen finden Sie beim Verein ungarischer Vorstehhunde e. V..
Übrigens ist eine Leistungszucht auch dann empfehlenswert, wenn Sie die jagdlichen Stärken des Magyar Vizsla „in andere Bahnen“ lenken wollen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Sie in der Rettungshundearbeit aktiv sind oder einen guten Mantrailing-Hund brauchen. Der Magyar Vizsla ist ein hervorragender Such- (und Apportierhund) und daher mit Nasenarbeit gut auslastbar.
6.1. Das Geschäft mit wertvollen Rassehunden lockt auch „Vermehrer“ an
Kaufen Sie keinen im Preis viel günstigeren Welpen aus nicht nachvollziehbarer Zucht oder einen Import aus angrenzenden Ländern. Hier sind vor allem Vermehrer am Werk, denen es ausschließlich ums Geld und nicht um die Tiere geht. Die Folgen sind furchtbare Umstände in der „Zucht“, wobei Muttertiere und Welpen gleichermaßen leiden.
Keine Sozialisation, fehlende Gesundheitschecks, Impfungen und Entwurmungen sind schuld daran, dass viele Tiere bereits krank verkauft werden. Gerade Hunde, die aus dem Ausland stammen, sind außerdem oft kupiert, die Rute also gekürzt. In Deutschland ist dieses Vorgehen nur unter der Maßgabe jagdlicher Führung erlaubt, ansonsten durch das Tierschutzgesetz verboten. Viele Hundeschulen lassen aus Tierschutzgründen auch keine kupierten Hunde zu, wenn sie nicht nachweislich über Tierschutzorganisationen vermittelt wurden.
Achtung: Auch bei sogenannten „Liebhaberzuchten“ sollten Sie genauer hinsehen. Hier wird selten auf Abstammung geachtet, sondern die Elterntiere mehr oder weniger wahllos gemixt. Dennoch gibt es natürlich auch verantwortungsbewusste Hobbyzüchter. Achten Sie, um schwarze Schafe zu vermeiden, besonders auf gesunde Elterntiere sowie auf Einhaltung und Ergebnisse gesundheitlicher Untersuchungen.
Wenn Sie auf der Suche nach einem inzwischen häufiger anzutreffenden „Vizslador“ sind, einem Mix aus Labrador und Magyar Vizsla, achten Sie unbedingt darauf, dass die Elterntiere auf HD getestet sind. Ein „Vizslador“ ist bisher keine anerkannte, eigenständige Rasse, weshalb für einen solchen Hund auch keine Papiere ausgestellt werden können.
6.2. Ein Tierschutzhund als Alternative zur Leistungszucht
Wenn Sie keine jagdlichen Ambitionen haben, brauchen Sie keinen Welpen aus einer Leistungszucht, bei dem genau diese Eigenschaften besonders im Vordergrund stehen.
Eine gute Möglichkeit ist es, über den Suchbegriff „Magyar Vizsla in Not“ Tierschutzorganisationen zu finden oder auch ein Tierheim, die einen solchen Rassehund vermitteln.
Auch wenn Sie sich bereits über ein Foto verlieben: „Bestellen“ Sie keinen Hund im Internet, sondern schauen Sie sich ein Tier unbedingt vorher an und lernen Sie es kennen. Eine gute Pflegestelle gibt Ihnen Auskunft über bereits bekannte Stärken und Schwächen im Charakter und im Verhalten und Sie können leichter entscheiden, ob das neue Familienmitglied zu Ihnen passt.
7. Steckbrief Magyar Vizsla
Steckbrief | Ungarischer Vorstehhund (Magyar Vizsla) |
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Herkunft | Ungarn |
Rassengruppe | Vorstehhunde |
Größe | Rüde: 58–64 Zentimeter; Hündin 54–60 Zentimeter |
Gewicht | 22–30 Kilogramm |
Lebenserwartung | 12–15 Jahre |
Fell | Kurz- oder Drahthaar |
Farbe | Semmelgelb bis dunkler Goldton |
Wesen | Menschenfreundlich, anhänglich, sensibel |
Verwendung | Jagdhund, Rettungshund, Hundesport, Familienhund |
Geeignet für | aktive Menschen mit Hundeerfahrung, ausreichend Zeit und Zuneigung |
Nicht geeignet für | Hundeanfänger, Stubenhocker |
Anschaffungspreis Welpe | 800–1.200 Euro |