Ameisenigel: Umfangreiche Infos zu Schnabeligeln

Kurzschnabeligel

wissenschaftlicher Name: Tachyglossidae. Ameisenigel sind eine Familie der Kloakentiere.

Informationen zu Ameisen- oder Schnabeligel (auch: Echidna):

  • Englisch: Echidnas
  • Französisch: Échidnés
  • Spanisch: Equidna
  • Ordnung: Kloakentiere (Monotremata)
  • Unterklasse: Eierlegende Säugetiere (Prototheria)
  • Klasse: Säugetiere (Mammalia)
  • Unterstamm: Kiefertiere (Gnathostomata)
  • Stamm: Chordatiere, Rückensaitentiere (Chordata)
  • Unterabteilung: Neumundtiere (Deuterostomia)
  • Bilateria

Allgemeines

Die Familie gehört zusammen mit den Schnabeltieren zur primitiven Säugetierordnung der Kloakentiere. Die Tiere erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 30 bis 80 cm, eine Schulterhöhe von 20 bis 40 cm und ein Gewicht von 2 bis 12 kg. Der Schwanz ist verkümmert.

Durch ihr mehr oder weniger ausgeprägtes Stachelkleid, sehen Ameisenigel, wenigstens zum Teil, den eigentlichen Igeln ähnlich, sind aber nicht mit ihnen verwandt. Sie haben aber mit den Igeln einen Vorteil und einen Nachteil gemeinsam: Auch die Ameisenigel können sich zum Kugeln zusammenrollen, aber es fällt ihnen schwer, genau wie den Igeln, das Fell zwischen den Stacheln sauber und ungezieferfrei zu halten. Der Körper ist plump . Das Fell ist hell oder dunkelbraun und mit kräftigen Stacheln durchsetzt. Der „Schnabel“ ist rüsselartig, lang und hornüberzogen. An der Spitze befinden sich die Nasenlöcher und die sehr kleine Mundöffnung. Die Zunge ist lang und wurmförmig und kann weit hervorgestreckt werden. Statt Zähne befinden sich nur raue Hornleisten im Gaumen. Die Augen sind klein. Die Beine sind bei den Kurzschnabeligeln kurz, mit 5 Zehen, bei den Langschnabeligeln ziemlich lang, mit nur 3 bekrallten Zehen. An den Hinterfüßen ist die zweite Kralle besonders lang und dient als Putzkralle zur Reinigung des Stachelfells. Der Giftsporn der Männchen ist kleiner als bei den Schnabeltieren und nicht funktionsfähig. Wie bei ihrem speziellen Nahrungserwerb zu erwarten, ist der Geruchssinn der Ameisenigel besonders gut ausgebildet, ebenso das Gehör und der Tastsinn im vorderen Bereich der Zunge. Das Sehvermögen ist am schwächsten entwickelt, aber noch relativ gut. Ameisenigel haben keine Stimme. Das einzige was man von ihnen hört ist hin und wieder ein ärgerliches Prusten oder Schnaufen. Sie sind Einzelgänger.

Neben den Menschen gehören Ameisenigel zu den wenigen Säugetieren, die über ein halbes Jahrhundert alt werden können. einer hat im Londoner Zoo 30 Jahre und acht Monate gelebt; ein anderer im Berliner Zoo 31 oder vielleicht sogar 36 Jahre – man konnte es nicht mehr genau nachweisen, weil alle Unterlagen während der Fliegerangriffe vernichtet worden waren. Im Zoo von Philadelphia, USA, aber hauste ein australischer Schnabeligel von 1903 bis 1953 in einem kleinen Abteil mit einer Schlupfkiste darin; er lebte 49 Jahre und fünf Monate in menschlicher Obhut. Wenn man sein Alter bei der Ankunft im Zoo noch hinzurechnet, müsste er wohl die durchschnittliche Lebenserwartung des Zivilisationsmenschen erreicht haben.

Die kleinen Kerle sind erstaunlich stark; gefangene Schnabeligel haben mit Gewalt das Drahtgeflecht abgerissen, mit dem ihre Kiste oben zugenagelt war, und sogar Deckel hochgehoben, auf denen Gewichte standen. Im Gelände kippen sie auf der Suche nach Nahrung ohne Mühe Steine und Felsbrocken um, die doppelt so groß wie sie selber sind. Ein Zoologe in Adelaide sperrte einen Schnabeligel über Nacht in seine Küche ein und fand am nächsten Morgen den schweren Schrank, den Tisch, die Stühle und Kisten von der Wand nach der Mitte des Raumes zu abgerückt. Im übrigen sind Schnabeligel, wieder im Gegensatz zu Schnabeltieren, auch viel bei Tag unterwegs, besonders bei warmen Wetter.

Sogar auf zwei Beinen können die kleinen Kerle laufen. Der Zoologe Michael Sharland überraschte einen halberwachsenen Schnabeligel auf einem Fußweg in Tasmanien. Das Tier schnüffelte wie üblich herum. Als es jedoch die Erschütterung der Schritte spürte, erschrak es, richtete sich auf seine Hinterfüße auf, verharrte einen Augenblick und rannte dann auf zwei Beinen ins Gebüsch.

Verbreitung

Ameisenigel leben in Australien, Tasmanien und Neuguinea. Man findet sie in Höhen bis 2500 m. Sie besiedeln Wald- und Buschsteppenlandschaften, hierbei bevorzugen sie steiniges Gelände. Sie gelten als standorttreu.

Lebensweise

Ameisenigel sind Einzelgänger die überwiegend nachts aktiv sind. Tagsüber schlafen sie in Schlupfwinkeln unter dichten Sträuchern oder in Felsspalten. Wenn sie an Orten leben, an denen sie nicht gestört werden, zeigen sie sich sogar tagsüber. Während des Schlafes wird die Körpertemperatur abgesenkt. Wenn die Ameisenigel in der Abenddämmerung aufwachen, widmen sie sich als erstes der Körperpflege. Dann gehen sie auf Nahrungssuche, die Nase schnüffelnd an der Erde, aber immer wachsam.

Bei Gefahr scharren die Ameisenigel mit allen vier Scharrkrallen innerhalb weniger Minuten ein Loch, in das sie während des Grabens versinken. Im Loch spreizen sie dann ihre Stacheln und verankern sich mit den Krallen. So sitzen sie extrem fest und sind für jeden tierischen Feind unangreifbar. Werden sie plötzlich überrascht, so rollen sie sich wie unsere Igel zu einer Kugel zusammen.

In Gefangenschaft zeigt sich, dass die Ameisenigel einen starken Freiheitsdrang haben (siehe auch unter Allgemeines). Unaufhörlich versuchen sie immer wieder zu entwischen. Hierzu zeigen sie auch, dass sie recht erfinderisch sein können und über ganz ungewöhnlich Kräfte verfügen. Es wurde gesehen, dass sie schwere Kisten und Schränke ohne weiteres zur Seite schieben und heben. Selbst gewölbte Tonnen und glatte Wände können sie ersteigen und Fesselungen abstreifen.

Ernährung

Die Hauptnahrung der Ameisenigel besteht aus Ameisen und Termiten. Sobald sie einen Ameisen- oder Termitenbau entdeckt haben, wühlen sie diesen sofort auf. Dann schießt die lange und klebrige Wurmzunge unaufhörlich in das Gewimmel der Tiere. Dabei nehmen die Ameisenigel auch Mulm, Holz, Sand und Erde auf. Das brauchen sie, um die harten Insektenleiber zu verarbeiten. Ameisenigel schnüffeln aber auch in Erdlöchern, unter Steinen und hinter Rinden nach Würmern, Larven, Puppen und Insekten. Hat das Tier was gewittert, scharrt er mit allen vier Füßen eifrig nach der Beute.

In Gefangenschaft entspricht die Ernährung eher der der Ameisenbären, Erdferkeln und Schuppentieren. Das gehaltvolle Ersatzfutter besteht hier aus Hackfleisch, Eiern, Vollmilch, Grieß, Ameisenpuppen, Mehlkäferlarven, Regenwürmern und ähnlichem und wird so hergestellt, dass es von den Ameisenigeln aufgeleckt werden kann.

Ameisenigeln können in extremen Situationen sogar bis zu einem Monat fasten.

Fortpflanzung

Die Paarungszeit ist von Juni bis Juli. Die Paarung wird Bauch gegen Bauch vollzogen. Die Eiablage erfolgt etwa einen Monat danach. Das Weibchen bildet zur Paarungszeit einen Bauchbeutel, das Inkubatorium, in das sie die frisch gelegten Eier hineinlegt. Hierzu tritt die Kloake so weit hervor, dass die 1-2 Eier direkt in den Beutel gelegt werden können. Das Weibchen krümmt sich außerdem geschickt zusammen. Die Eier sind klein, rundlich und gelblich mit einer ledrigpergamentenen Schale – ähnlich wie Schildkröteneier. Nach 7 bis 10 Tagen schlüpfen dann die Jungen, nackt und blind. Sie sind beim Schlupf nur 12 bis 15 mm lang, ganz nackt, haben eine noch weiche, kurze Schnauze mit einem extra für den Schlupf ausgebildeten Eizahn, der wieder verschwindet.

Die Mütter haben keine Zitzen sondern Milchfelder, die sich in dem Beutel befinden. Die Milch ist dick und gelblich und läuft an den Haaren am Ausgang der Milchdrüsen des Milchfeldes herab. Die Jungen lecken diese Milch auf.

Mit 6 bis 8 Wochen entwickeln sich die Stacheln der Jungen. Sobald die Stacheln sprießen, versteckt die Mutter die Jungen in einer Art Nest. Die Jungen sind dann zwar schon 9 bis 10 cm lang, aber immer noch blind.

Geschlechtsreif werden die Jungen in einem Alter von etwa einem Jahr. Sie haben jetzt ein Gewicht von 2,5 bis 6 kg, die Stacheln sind bis zu 6 cm lang.

Die Fortpflanzung in Gefangenschaft erwies sich bisher als schwierig. Es ist bisher nur zweimal gelungen. Das erste Mal 1908 in Berlin. Allerdings lebte das Junge nach der Entdeckung (es war bereits 8 cm lang) nur noch weitere 4 Monate. Aufgrund der Größe ging man davon aus, dass das Junge bereits 2 Monate im Beutel war, somit ein Gesamtalter von nur 6 Monaten erreichte. Das zweite Mal von 1955 in Basel. Dort fand man ein junges, erkaltetes Ameisenigeljunges von 83 g Gewicht und 12,5 cm Länge. Nachdem man es gewärmt hatte, bewegte es sich wieder, starb aber nach weiteren zwei Tagen.

Verwandtschaft

Ameisenigel gehören zur Ordnung der Kloakentiere (Monotremata)
dazu gehört auch die Familie der Schnabeltiere (Ornithorhynchidae) mit einer Art.

Systematik

Zur Familie der Ameisenigel (Tachyglossidae) gehören zwei Gattungen:

    mit vier Arten

Status

Schnabeligel haben nur wenige natürliche Feinde – wenn auch die Aboriginies ihr Fleisch gern verspeisen. Sie sind keine Plage und haben auch keinerlei wirtschaftliche Bedeutung, so dass sie nie übermäßig durch den Menschen bejagt wurden.

Allerdings nimmt die Zahl der Ameisenigel in Neuguinea rapide ab, was auf das Abholzen riesiger Waldgebiete und auf intensive Jagd zurückzuführen ist. Es wird daher höchste Zeit für Schutzmaßnahmen zur Erhaltung dieser Art.

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Bildnachweise: fotofritz16/Adobe Stock (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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